Bischof Johannes Bahlmann aus Obidos am Amazonas Bischof Johannes Bahlmann aus Obidos am Amazonas 

Synodenblog, Tag 1: Sich auf den Weg machen (Amazonas, Münster, Rom)

Der Anfang war ein Hängemattenboot. Ich bin Bischof von Óbidos am Amazonas, und bei jeder Reise nach Europa oder sonst ein fernes Ziel ist ein solches Boot das erste Transportmittel. Die „Princessa de Óbidos” legt Dienstagabend, 1. Oktober, um 22 Uhr ab und bringt mich auf den Wassern des Amazonas über Nacht nach Santarém.

Nach 41 Stunden in Flugzeugen und Flughäfen: Frankfurt. Von da weiter nach Münster, wo ich spätabends am 3. Oktober ankomme, müde und mit Kopfschmerzen. Doch die verfliegen: In Münster halte ich beim Tag der Ordensleute einen geistlichen Vortrag zum „getauft und gesandt”. Mit diesen Ordensfrauen und -männern meines Heimatbistums darf ich meine Erfahrungen aus Amazonien teilen. Es ist eine schöne Sache, sich in der Synode getragen zu wissen von so vielen Menschen in Deutschland, die uns begleiten.

Nach diesem Highlight in der Heimat treffe ich am Samstagabend, 5. Oktober, in Rom ein. Ich freue mich sehr auf die Begegnung mit den anderen SynodenteilnehmerInnen, ich freue mich darauf, zu hören und mich, uns, leiten zu lassen vom Heiligen Geist. Sich auf den Weg machen.

„Sich auf den Weg machen“

Ich möchte aber auch sagen, dass wir schon lange auf diesem Weg Amazoniens gehen. Wir sind nicht die ersten. Mir kommt das so wichtige Treffen von 1972 in Santarém in den Sinn. Dort trafen sich die brasilianische Bischöfe Amazoniens und erarbeiteten ein Dokument, das wie eine Magna Charta für unser Sich-auf-den-Weg-Machen heute ist.

1972 wurde aus der Notwendigkeit heraus die Idee der Basisgemeinden geboren, eine der Antworten auf die pastorale Situation der Kirche in Amazonien. Seit Santarém wurde das Bewusstsein der Kirche in dieser Region von Jahr zu Jahr größer, dass neue Wege zu suchen und beschreiten sind. Ein ebensogroßes Interesse gilt seither der Bewahrung der Schöpfung. Wir dürfen die Augen nicht verschließen vor den Herausforderungen und den Nöten der Menschen und der Natur, sondern im Gegenteil: Wir müssen sie mehr in den Blick nehmen, und zwar zusammen. Oft trennen wir den Menschen von der Natur, als wären es zwei verschiedene Realitäten. Für mich klingt es eigenartig, wenn jemand sagt, er geht in die Natur, wenn er einen Spaziergang im Wald machen möchte. Mensch und Natur: Beides sollte als Ganzes verstanden werden, als Schöpfung Gottes, deren Verantwortung ER in unsere Hände gelegt hat.

„Ein Fest, geprägt von Geschwisterlichkeit“

Am Sonntagmorgen dann die Eröffnung der Bischofssynode für Amzonien durch Papst Franziskus mit einer Heiligen Messe im Petersdom. Ein Fest, geprägt von Geschwisterlichkeit. Die Freude, die Brüder wiederzusehen, ist groß, herzlich, kollegial.

Da wir schon früh dort sind, können wir am Grab des Apostels Petrus beten, und beim Warten ergibt sich manch gutes Gespräch. Hochgestimmt ziehen wir gemeinsam in den Petersdom ein. Was Franziskus predigt, stärkt dann noch einmal unsere Motivation für die vor uns liegenden Wochen. Der Wunsch, dass das „Feuer des Evangeliums” noch stärker in uns brennen möge, ist wie ein Echo in meinem Herzen, und ich bete für dieses Feuer unter uns allen. Auch das Gedenken von Papst Franziskus an die vielen Märtyrer und Missionarinnen in Amazonien berührt mich. Blitzschnell fallen mir zwei Märtyrer ein: Schwester Dorothy Stang und Padre Ezequiel Ramin. Letzteren habe ich im Sprachkurs 1984 in Brasília kennengelernt, sein Seligsprechungsprozess ist im Gang. Und viele Missionarinnen und Missionare kommen mir in den Sinn, die ihr Leben in der Nachfolge Christi für die Menschen gegeben haben und auf den Friedhöfen unserer Städte und Dörfer am Amazonas begraben liegen.

Heute bin ich in Rom, und mein Herz ist dankbar. Dankbar dafür, dass es überhaupt möglich ist, von hier aus den Blick auf Amazonien zu richten, diese Region, die mit ihren 33 Millionen Menschen den südamerikanischen Kontinent stark prägt. Durch das Wirken des Heiligen Geistes während der kommenden drei Wochen der Bischofssynode wird Amazonien in ein neues Licht getaucht. 

(vatican news)

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06. Oktober 2019, 18:24