Im Mittelpunkt der Beratungen steht das riesige panamazonische Gebiet Im Mittelpunkt der Beratungen steht das riesige panamazonische Gebiet 

Fragen und Antworten zur Amazonien-Synode

Vom 6. bis 27. Oktober tagt im Vatikan eine Sonderversammlung der Bischofssynode zu Amazonien. Hier finden Sie die Antworten auf einige wichtige Fragen zur Synode.

Was ist die Amazonien-Synode?

Vom 6. bis 27. Oktober beraten in Rom Bischöfe und andere Kirchenvertreter über seelsorglichen Fragen des Amazonasgebiets. Das Treffen findet auf Einladung von Papst Franziskus statt und steht unter dem Thema "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Es handelt sich um eine sogenannte Spezialsynode für eine bestimmte Weltregion. Ähnliche Sonderversammlungen fanden 2010 für den Nahen Osten oder 2009 für Afrika statt.

Worum geht es?

Im Mittelpunkt stehen die Lage der Menschen im Amazonasgebiet und Herausforderungen für die katholische Kirche. Das Arbeitspapier der Synode legt Akzente auf die Probleme, die sich durch die Ausbeutung der Rohstoffvorkommen wie Holz, Erdöl, Gas und Edelmetalle und durch Monokulturen vor allem für die indigene Bevölkerung ergeben. Hierzu zählen Landkonflikte und Vertreibung sowie Umweltverschmutzung durch Bergbau und Rodung. Innerkirchliche Themen sind mehr Aufmerksamkeit für indigene Traditionen und die Seelsorge in dem riesigen und schwer zugänglichen Areal. Dabei sollen auch die Weihe verheirateter Familienväter, die Übertragung von Leitungsaufgaben an Laien und neue Ämter für Frauen diskutiert werden.


Wer nimmt an der Synode teil?

286 Männer und Frauen stehen auf der vom Vatikan veröffentlichten Liste der Synoden-Teilnehmer. 185 von ihnen - konkret die für die Synode ernannten Bischöfe und die Delegierten der USG, des Dachverbands der Generaloberen der männlichen Ordensgemeinschaften - sind stimmberechtigt. Synodenmitglieder von Amts wegen sind etwa die Ortsbischöfe der betreffenden Region - also Amazonas-Bischöfe aus Bolivien, Brasilien, Ecuador, Peru, Kolumbien, Venezuela, Französisch-Guayana, Guayana und Suriname sowie die Spitzen von sieben Bischofskonferenzen, Vertreter der römischen Kurie und die Leitung des kirchlichen Panamazonien-Netzwerks REPAM sowie die Mitglieder des Vorbereitungsgremiums. Hinzu kommen die Leiter der vatikanischen Kurienbehörden sowie mehrere vom Papst direkt persönlich ernannte Teilnehmer.

Ohne Stimmrecht sind ferner 25 Experten und 55 „Hörer“ (Auditoren) sowie sechs Beobachter verschiedener Glaubensgemeinschaften und Institutionen dabei. Auch etwa 20 Indigene werden bei der Synode ihre Interessen vertreten. Eingeladen hat der Papst zudem zwölf „besondere Gäste“ (invitati speciali). Zu ihnen zählen der frühere UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, die Klimaforscher Carlos Alfonso Nobre und Hans Joachim Schellnhuber oder die UN-Sonderberichterstatterin für Rechte indigener Völker, Victoria Tauli-Corpuz. Unter den „Auditoren“ sind zehn Ordensfrauen der Internationalen Vereinigung von Generaloberinnen (UISG). Insgesamt befinden sich 39 Frauen auf der Liste der 286 Synodenteilnehmer.

Gibt es Synodenmitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz?

Unter den 185 stimmberechtigten Mitgliedern der Synode sind auch die Kardinäle Kurt Koch, Reinhard Marx und Christoph Schönborn sowie der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler (80). Der Schweizer Kardinal Koch nimmt in seiner Funktion als Präsident des Rates für die Einheit der Christen an der Synode teil. Kardinal Marx und Kardinal Schönborn wurden vom Papst eigens ernannt. Kardinal Schönborn gehört seit einigen Jahren dem zwölfköpfigen begleitenden Rat des Generalsekretariats der Bischofssynode an, das als zuständige Kurieneinrichtung die Bischofssynoden vorbereitet. Der Wiener Erzbischof ist unter den insgesamt rund 250 Teilnehmern jener mit der größten Synodenerfahrung. Der aus Vorarlberg stammende und seit mehr als 50 Jahren in Amazonien tätige Erwin Kräutler war von 1980 bis 2015 Bischof der brasilianischen Prälatur Xingu. Als Mitglied des 18-köpfigen vorsynodalen Rates war der 80-jährige Kräutler wesentlich an der Erstellung des grundlegenden Arbeitspapiers für die nunmehrige Sondersynode beteiligt.

Ein weiterer deutscher Teilnehmer mit Stimmrecht ist der deutsche Bischof Johannes Bahlmann: Er wirkt als Bischof von Obispos im brasilianischen Amazonasgebiet.
Als Experten aus Deutschland berief Franziskus den Hauptgeschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat, Michael Heinz, Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel sowie den Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans-Joachim Schellnhuber. Auch die Missionsärztliche Schwester Birgit Weiler aus Duisburg, die in Peru wirkt und unter anderem in der dortigen Bischofskonferenz tätig ist, ist als Expertin geladen.

Im internationalen Mitarbeiterstab der Sondersynode befindet sich zudem die aus Österreich stammende Gudrun Sailer. Die langjährige Journalistin des vatikanischen Nachrichtenportals „Vatican News“ gehört zum Stab der für die Versammlung ernannten Kommunikationsmitarbeiter.

Wie läuft die Synode ab?

Papst Franziskus hatte die Amazonien-Synode am 15. Oktober 2017 in Rom angekündigt und die Vorbereitung mit einem Besuch im peruanischen Puerto Maldonado am 19. Januar 2018 angestoßen. Am 8. Juni 2018 veröffentlichte das vatikanische Synodensekretariat ein Vorbereitungsdokument mit einem Fragenkatalog. Auf Grundlage der Rückmeldungen, unter anderem aus rund 260 lokalen und regionalen Vorbereitungstreffen, erstellte das Sekretariat das Arbeitspapier („Instrumentum laboris“), das am 17. Juni 2019 veröffentlicht wurde. Die Beratungen selbst umfassen Plenardebatten, an denen auch der Papst teilnimmt, und Kleingruppenarbeit. Eine wichtige Rolle als Moderator spielt der sogenannte Generalrelator, der brasilianische Kardinal Claudio Hummes.

Was macht die Synode für europäische Katholiken wichtig?

Das Amazonasbecken weist das zweitgrößte Waldgebiet der Erde auf und spielt eine wichtige Rolle für das Klima des Planeten. Die Zahl der Pflanzen- und Tierarten in dem sieben Millionen Quadratkilometer großen Areal ist bis heute nicht annähernd erfasst. Rodung und Umweltverschmutzung in dem ökologisch sensiblen Gebiet haben globale Auswirkungen. Innerkirchlich könnten neue Wege der Seelsorge im Amazonasgebiet Modellcharakter für schrumpfende Kirchen in Europa haben. Der Vatikan betont aber, dass sich Lösungen aus Lateinamerika nicht einfach kopieren lassen.

Was passiert mit den Ergebnissen der Synode?

Die Synodenteilnehmer verabschieden in der letzten Sitzungswoche ein Schlussdokument, das dem Papst übergeben wird. Es steht ihm frei, dieses Papier zu veröffentlichen. Eine rechtliche Wirkung hat das Dokument nicht. Üblicherweise stützt sich der Papst aber darauf bei der Abfassung eines eigenen nachsynodalen Schreibens.

(kap/vatican news - cs)

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05. Oktober 2019, 11:50