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Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk (Mitte) (Bild: Mario Galgano) Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk (Mitte) (Bild: Mario Galgano) 

Ukraine: Benedikt XVI. besorgt über Militarisierung Osteuropas

Die ukrainisch griechisch-katholischen Bischöfe haben am Ende ihrer Synode im Vatikan den emeritierten Papst Benedikt XVI. in den Vatikanischen Gärten besucht. Bei dem Treffen am Dienstag habe der Vorgänger von Papst Franziskus sich besorgt gezeigt über die Lage in Osteuropa. Es bereite ihm Sorgen, dass eine neue und verstärkte Militarisierung an den Grenzen festzustellen sei.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die ukrainisch griechisch-katholischen Bischöfe haben ihre mehrtägige Synode – also Bischofsversammlung – vor einer Woche mit der Anwesenheit von Papst Franziskus begonnen und mit einem Besuch bei Benedikt XVI. beendet. Wie uns das Oberhaupt der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche, der Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, an diesem Mittwoch sagte, wollten sie dem emeritierten Papst mit dem Besuch ihre Nähe bekunden.

„Wir spüren eine starke Bindung mit dem emeritierten Papst. Er hat uns ganz besondere Empfehlungen mitgegeben. Als ich ihm nämlich erläutert habe, weshalb wir unsere Synode hier in Rom durchgeführt haben, sagte er uns, dass wir vor einer fragmentierten und geteilten Welt Zeugen der Einheit sein sollten. Dieser Satz ist die Krönung all unserer Erfahrungen, die wir in diesen Tagen in Rom erlebt haben.“

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Was bedeutet Synode?

Der Begriff „Synode“ bedeute in der byzantinischen Tradition die Suche nach Einheit, hob Großerzbischof Schewtschuk hervor. Deshalb verstehe sich die ukrainisch griechisch-katholische Kirche, die mit Rom uniert ist, als Brückenbauerin zwischen West und Ost. Über einen Besuch von Papst Franziskus würde man sich sehr freuen in dem Land, das derzeit ein ausgesprochen schwieriges Verhältnis zu Russland hat. Eine solche Visite würde, sagt Schewtschuk, drei Elemente abdecken, die Franziskus sehr am Herzen liegen:

„Wir sind das ärmste Land Europas und hatten und haben mit etlichen Naturkatastrophen zu kämpfen. Denken wir nur an die Katastrophe von Tschernobyl in den 80er Jahren. Auch der Krieg in der Ostukraine verursacht neben vielen Toten auch Umweltverschmutzung, die durch die Kämpfe verursacht werden. Damit sind drei Anliegen von Papst Franziskus angesprochen: der Papst setzt sich für die Ärmsten ein; er betont die Wahrung der Schöpfung und es ist ihm ein Anliegen, den Frieden zu fördern. Deshalb hoffen wir, dass eines Tages der Papst uns besuchen wird.“

Wir vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg

Für den emeritierten Papst Benedikt XVI. sei die heutige Militarisierung Osteuropas ein Grund zur Sorge, fügte Schewtschuk an. Vieles erinnere den emeritierten Papst an die Zeit vor dem Ersten und vor allem Zweiten Weltkrieg. Eine positive Nachricht sei der jüngste Gefangenentausch zwischen der Ukraine und Russland, so der Großerzbischof von Kiew.

„Wir leiden mit jenen, die verfolgt werden und inhaftiert sind. Wir freuen uns aber mit den Familienangehörigen der befreiten Gefangenen. Jedes Menschleben ist wertvoll und steht über allen. Unsere Kirche hat im Hintergrund ebenfalls mitgeholfen, dass jetzt dieser Gefangenenaustausch reibungslos über die Bühne gehen konnte. Das haben wir auf verschiedenen Ebenen getan. Es gibt aber leider noch hunderte Gefangene, die darauf warten, befreit zu werden.“

Der Austausch von Gefangenen zwischen den beiden seit 2014 verfeindeten Ländern fand am vergangenen Samstagmittag statt, als praktisch gleichzeitig ein ukrainisches Flugzeug aus Moskau in Kiew und ein russisches aus Kiew in Moskau landeten. Jedes hatte 35 freigelassene Häftlinge an Bord. Bis zuletzt war offen geblieben, wer auf jeder Seite das Glück haben würde, zu diesen Freigelassenen zu zählen. Zurück in die Ukraine kehrten unter anderem der aus der Krim stammende Regisseur Oleg Sentsow sowie 24 von Russland inhaftierte ukrainische Marinesoldaten, die vor der Krim gefasst wurden.

(vatican news)

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11. September 2019, 14:18