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Pfarrer Werner Demmel, Direktor des deutschen Pilgerzentrums in Rom Pfarrer Werner Demmel, Direktor des deutschen Pilgerzentrums in Rom 

Vatikan: Priester fühlen sich durch Papst-Brief bestärkt

Papst Franziskus hat in einem Brief an die Priester, sie in ihrem Dienst ermutigt und gestärkt, auch ruft er sie zugleich zu neuem Umgang mit Macht sowie mit geistlichem und sexuellem Missbrauch in der Kirche auf. Wir sprachen mit Pfarrer Werner Demmel, Leiter des Deutschen Pilgerzentrums in Rom.

Vatican News: Weltweit gibt es rund 414.600 katholische Priester. Einer davon sind Sie. Was bedeutet das für Sie als Priester, dass der Papst Ihnen einen Brief schreibt?

Demmel: Ich war nicht wenig überrascht, als ich hörte, dass der Heilige Vater an unser Priester einen Brief schreibt. Ich bin ihm sehr dankbar für diesen großartigen Impuls, den er uns allen dadurch gegeben hat. Völlig unerwartet und nicht selbstverständlich schreibt er an uns Priester im Hinblick auf eine große Priester-Persönlichkeit, den heiligen Pfarrer von Ars.

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Vatican News: Und ist das als eine Bestärkung zu verstehen?

Demmel: Ich denke, dass dieser Brief vor allem eine große Wertschätzung der vielen Priester darstellt, die still und ohne Tadel, wie er schreibt, ihren Dienst vor Gott und seinen heiligen Volk tun. Und da spüren wir, dass der Heilige Vater keinen Generalverdacht hegt. Er bestätigt auch, dass es keinen geben darf. Gerade in Anbetracht der vielen Priester, die ihre Arbeit tun und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er lässt erkennen, dass er auch um den Schmerz der ungerecht Verdächtigten weiß.

Vatican News: Da geht es ja um das heikle Thema des Missbrauchs. Der Papst geht auf den Schmerz ein. Inwieweit fühlen sich heute Priester durch dieses Thema unter Druck?

Demmel: Was ich auch heraushöre, ist, dass der Heilige Vater immer wieder versucht uns aufzubauen. Er spricht von großer Dankbarkeit, die wir in uns hegen und pflegen sollen, uns nicht der Verzagtheit und Mutlosigkeit hingeben dürfen und dass wir eine gewisse Freude in uns nähren und auch suchen sollen, damit wir nicht von Angst und Mutlosigkeit niedergedrückt werden.

Vatican News: Was bringt Ihnen als Priester diese Bestärkung?

Demmel: Es tut uns gut, wenn man spürt, der Heilige Vater weiß auch um unsere Mühen des priesterlichen Einsatzes vor Ort – wie er selbst sagt – und deshalb rät er uns immer wieder, uns nicht zu isolieren, wenn wir mutlos geworden sind und wenn wir an uns selbst zweifeln oder wenn wir übler Nachrede preisgegeben sind. Wir sollen trotz allem hinausgehen und immer den Kontakt zum Volk Gottes suchen, da dieser Kontakt uns stärkt. Das ist die menschliche Erdung.

Vatican News: Was ist diese menschliche Erdung?

Demmel: Ich sehe in seinem Brief den Versuch, uns zu erden, also unseren priesterlichen Dienst und unsere Existenz in einer Spiritualität abzufedern, die die Verbundenheit mit Christus voraussetzt und ein großes Vertrauen in die mütterliche Hilfe Mariens, die immer für uns da ist und unsere Schmerzen kennt. Die Fürsprache des heiligen Pfarrer von Ars, der ja selbst sehr unter übler Nachrede und falscher Verdächtigung litt, sich aber nie selbst verteidigte, bis die Wahrheit ans Licht kam.

Vatican News: Wie kann die Gemeinschaft der Gläubigen Ihrer Meinung nach die Priester unterstützen?

Demmel: Was den Dienst des Volkes Gottes den Priestern angeht, denke ich, dass es vor allem das Gebet wichtig ist. Die Gläubigen sollen zu ihren Priestern stehen, die sie im Alltag erleben, als tüchtige, gute und engagierte Priester und Seelsorger.

Vatican News: Wer ein Brief schreibt, bekommt meist auch eine Antwort zurück. Was würden Sie dem Papst denn im Namen der Priester antworten?

Demmel: Ich kann nur wieder sagen: Danke, Heiliger Vater, für diesen Aufbau, für diese Wertschätzung und Ermutigung, so weiter zu machen, wie damals, als der Herr uns ansprach und einlud, für ihn zu arbeiten für diese Welt. Unser ,Ad sum´ immer wieder zu erneuern und dem Herrn zu vertrauen, denn der Herr schenkt immer die Kraft, auch gegen alle Widrigkeiten und Mainstraeming trotzdem unsere Arbeit zu tun.

Das Gespräch führte Mario Galgano.

(vatican news)

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05. August 2019, 14:40