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P. Hagenkord: Vatikan will Familie Orlandi bei Aufklärung unterstützen

Der Vatikan will die Familie der verschwundenen Emanuela Orlandi unterstützen, insoweit es in seinen Möglichkeiten liegt. Diese Einschätzung äußerte der Jesuitenpater Bernd Hagenkord im Anschluss an die Gräberöffnung, die an diesem Vormittag auf dem Campo Santo Teutonico stattgefunden hat.

Christine Seuss - Vatikanstadt

P. Hagenkord: Die Gräberöffnung ist das Ergebnis eines Briefes, den die Familie Orlandi erhalten hat. Darin war das Foto eines Grabes auf dem Campo Santo und die Ankündigung, man solle dort suchen, wo der Engel hinzeigt. Das ist eben genau dieses Grab, aber weil das Nachbargrab einen ähnlichen Engel hat, hat man gleich beide geöffnet, um zu schauen, ob da überhaupt etwas dran ist. Man will dieser Familie eben die Gewissheit geben oder zumindest alles tun, damit die wenigstens weiterleben kann. Das ist ja offensichtlich ein grausames Spiel, das können wir  im Nachhinein sagen: dieser Familie Hoffnung zu machen, ihre verschwundene Tochter wiederzufinden. Aber die ist offensichtlich nicht zu finden.

Vatican News: Nun ist die nächste Überraschung eben, dass die beiden Gräber leer waren. Wie geht es denn jetzt weiter mit dem Fall?

P. Hagenkord: Da hätten eigentlich zwei deutsche adlige Damen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestattet sein sollen. Was genau da passiert ist, wissen wir jetzt natürlich noch nicht, das hat auch keiner erwartet. Jetzt müssen wir sehen, was die Familien sagen, ob die umgebettet worden sind, ob die Gräber hergestellt worden sind, aber sie nie dort bestattet worden sind… Das wissen wir alles noch nicht, aber die Suche nach Emanuela Orlandi und dem Ort, wo sie wohl beerdigt worden ist (denn davon gehen wir aus), die geht natürlich für die Mutter und den Bruder weiter.

Vatican News: Das war ja auch nicht das erste Grab, das im Lauf dieser Ermittlungen geöffnet wurde…

P. Hagenkord: Das Ganze hat mit einer Mafiafamilie hier in Rom zu tun, und angeblich sei sie im Grab eines dieser Mafiapaten beerdigt worden. Das entsprechende Grab ist im Mai 2012 in Sant’Apollinare, einer Kirche im Zentrum Roms, geöffnet worden, denn da sei angeblich etwas zu finden, hieß es. Dem war aber nicht so, dieses grausame Spiel mit der Familie wird also schon länger gespielt.

Vatican News: Wie wird es denn von Vatikanseite aus weitergehen mit den Ermittlungen zum Fall Orlandi?

P. Hagenkord: Emanuela Orlandi ist in Italien verschwunden oder entführt worden. Sie hat zwar im Vatikan gelebt, wo die Mutter auch immer noch lebt, aber sie ist in Italien verschwunden. Deshalb liegen die Ermittlungen ja auch bei den italienischen Behörden, in Zusammenarbeit jetzt mit den Vatikanbehörden. Der Vatikan hat ja allein jetzt schon durch die Gräberöffnung deutlich gemacht, dass er im Rahmen des Möglichen alles tun will, um an der Aufklärung mitzuarbeiten. Ob da noch etwas ist, was der Vatikan tun kann, wissen wir nicht; das hängt natürlich auch von der Familie ab, wie die jetzt weiter vorgehen will. Niemand weiß, wo Emanuela Orlandi steckt, und alles, was hilft, etwas herauszufinden, wird der Vatikan meiner Ansicht nach tun. 

Hintergrund 

Die italienische Staatsanwaltschaft hatte bereits 2006 sowohl den Fall der im Juli 1983 verschwundenen 15-jährigen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi als auch des wenige Wochen zuvor verschwundenen italienischen Mädchens Mirella Gregori zu den Akten gelegt. Strafrechtliche Folgen dürften die Erkenntnisse der Ermittlungen damit auf jeden Fall nicht mehr haben. Beide Fälle wurden miteinander in Zusammenhang gebracht, allerdings war und ist das Verschwinden von Emanuela Orlandi im öffentlichen Gedächtnis wesentlich stärker präsent als das ihrer Altersgenossin Mirella Gregori.

(vatican news)

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11. Juli 2019, 16:29