Monika Grütters und Gianfranco Ravasi (Foto Twitter-Account BKM Kultur & Medien @BundesKultur) Monika Grütters und Gianfranco Ravasi (Foto Twitter-Account BKM Kultur & Medien @BundesKultur) 

Deutsche Kulturbeauftragte Grütters trifft Kardinal Ravasi

Es war ein „Treffen unter Freunden“: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Monika Grütters, ist an diesem Donnerstag zu einem ausführlichen Austausch mit Kurienkardinal Gianfranco Ravasi zusammengetroffen. Über eine Stunde dauerte das Gespräch der beiden Kulturbeauftragten, und die Themen waren vielfältig und durchaus nicht nur auf Kultur beschränkt, wie die Politikerin im Anschluss an das Treffen gegenüber Radio Vatikan betonte.

Grütters hielt sich in Rom auf, um den langjährigen Direktor der Villa Massimo, Joachim Blüher, zu verabschieden. Im Juli wird seine Nachfolgerin Julia Draganovic die Leitung der renommierten Künstlerförderstätte übernehmen, die dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien untersteht. Auch Gespräche mit dem italienischen Kulturminister Alberto Bonisoli standen auf dem Programm.

Besonders herzlich und intensiv sei jedoch der Austausch mit Kurienkardinal Gianfranco Ravasi gewesen, mit dem sie eine langjährige respektvolle Beziehung verbinde, unterstrich Grütters im Gespräch mit uns. Auch die Missbrauchs-Skandale, die die Kirche in den vergangenen Monaten und Jahren erschüttert haben und dies immer noch tun, seien Gegenstand der Gespräche gewesen. Dabei sei Einigkeit darüber bestanden, dass eine mutige Umstrukturierung der Kirchenhierarchien der richtige Weg sei, um diese und andere Gründe für die aktuelle Glaubwürdigkeitskrise der Kirche anzugehen.

Maria 2.0 und Amazonas-Synode

In dem ausführlichen Gespräch mit dem Kurienkardinal sei es auch um die Aktion Maria 2.0 gegangen, den katholischen Frauenstreik, der in Deutschland für großes Aufsehen gesorgt hatte. Grütters, die selbst Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist, setzt sich seit langem leidenschaftlich für einen Zugang von Frauen zu Weiheämtern ein. Sie wünsche sich, dass die Debatten, die in der deutschen Kirche geführt werden – auch was das Thema Zölibat betreffe - im Vatikan noch ernster genommen würden, so die CDU-Politikerin. Einige Erwartung setze sie dabei auf die Ergebnisse der Amazonas-Synode im kommenden Oktober. Dort stehen diese Themen zwar nicht offiziell im Zentrum der Debatten; doch mit Blick auf den Priestermangel in den unwegsamen Amazonasgebieten müssten auch hierauf Antworten gefunden werden, die weltweit wegweisend sein könnten.

Ein weltumspannendes Projekt, um Vorurteile gegenüber Migranten abzubauen

Was die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Vatikan betreffe, blicke man auf zahlreiche erfolgreiche gemeinsame Projekte zurück. Derzeit gebe es zwar keine konkreten Initiativen in Planung, berichtet die Kulturbeauftragte. Doch auf die Frage, welches Projekt sie gerne mit Kurienkardinalravasi realisieren würde, hat sie eine klare Antwort: Eine weltumspannende Initiatitive unter der Federführung und aktiven Beteiligung des Vatikans und der Ortskirchen, mit dem die grundlose Angst vor "dem anderen" thematisiert und bis zu einem gewissen Grad ausgeräumt werden könnte. Die Kultur - eine Sprache, die von allen gesprochen wird - könnte eine entscheidende Rolle dabei spielen, zu kultur- und sprachenübergreifender Verständigung beizutragen, zeigt sich die aktive Katholikin überzeugt. Migration und Flucht müssten als Phänomene sichtbar gemacht gewerden, die es in der Menschheitsgeschichte immer schon gegeben habe und keine Angst oder Abschottung auslösen dürften.

Insgesamt seien die Kirchen ernstzunehmende und einflussreiche Partner in gesellschaftlichen Debatten und leisten einen großen Beitrag zum kulturellen Angebot in dem jeweiligen Land, in dem sie tätig seien. Umso wichtiger sei es nun, mit aller Kraft gegen die derzeitige Glaubwürdigkeitskrise anzugehen, um den Menschen dringend nötige Orientierung zu bieten, betont Grütters.

(vatican news - cs)

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14. Juni 2019, 10:23