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Vatikan: Orientierungshilfe für chinesische Priester

Wie sollen chinesische Geistliche auf die Forderung des Regimes, sich behördlich registrieren zu lassen, reagieren? Zu dieser heiklen Frage hat der Vatikan eine pastorale Orientierungshilfe herausgegeben. Sie wurde an diesem Freitag veröffentlicht. In dem Text verwahrt sich der Vatikan deutlich gegen immer noch stattfindende Einschüchterungsversuche gegenüber der „nicht offiziellen“ katholischen Kirche.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Der absolute Respekt vor der Gewissensfreiheit des Einzelnen, Nähe und Verständnis für die Situation, in der die katholischen Gemeinschaften nach wie vor leben, sowie konkrete Handreichungen dazu, wie sich chinesische Geistliche registrieren lassen können, ohne von der Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri – eine zentrale Bedingung des katholischen Glaubens – abzuweichen: Diese und andere Punkte werden in der pastoralen Orientierungshilfe aus dem Vatikan für die Bischöfe und Priester der Volksrepublik China angesprochen.

Anlass für das Dokument sind die zahlreichen Fragen, die seitens des chinesischen Klerus an den Vatikan herangetragen wurden, stellt der Vatikan seinen Ausführungen voran. Dabei geht es nicht nur um die immer drängenderen Aufforderungen seitens der Regierung, sich nach geltender Rechtslage registrieren zu lassen, sondern auch um Gewissenszweifel angesichts der damit einhergehenden Forderung, Dokumente mit problematischem Inhalt zu unterzeichnen.

Gewissensfreiheit muss respektiert werden

Wie die pastoralen Leitlinien ausführen, geschieht es „fast immer“, dass Priester beim Verwaltungsakt der Registrierung erklären sollen, dass sie die Prinzipien der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung der katholischen Kirche in China akzeptieren. Dass es landesweit keine einheitliche Regelung für die Registrierung gebe, mache es „besonders schwierig“, sich zu dem Tatbestand zu verhalten, wird in dem Dokument betont. 

Dennoch setzt der Heilige Stuhl in diesem Zusammenhang klare Grenzen: Die Gewissenfreiheit müsse unbedingt respektiert werden. Das heißt, niemand dürfe zu einer Handlung gezwungen werden, mit der er nicht einverstanden ist. Andererseits entspreche die Erfahrung einer Kirche im Untergrund nicht der Normalität des kirchlichen Lebens und bringe Leid für die betreffenden Gläubigen und Priester mit sich. Der Heilige Stuhl werde deshalb weiterhin bei den chinesischen Behörden dafür eintreten, dass die Registrierung des Klerus mit der Garantie einhergehe, das Gewissen und den katholischen Glauben der Betreffenden zu respektieren, verspricht das Dokument aus dem Vatikan. 

Vier Punkte als Hilfe zur Entscheidung

In vier Punkten wird dort aufgezählt, was bei der Entscheidungsfindung grundsätzlich in Betracht gezogen werden sollte. Einerseits sei die Religionsfreiheit von der chinesischen Verfassung ausdrücklich garantiert. Außerdem sei in dem „provisorischen Abkommen“ vom 22. September 2018 zwischen dem Heiligen Stuhl und Peking die besondere Rolle des Heiligen Vaters anerkannt worden. Das bringe den Heiligen Stuhl „logischerweise“ dazu, die „Unabhängigkeit“ der chinesischen Kirche nicht in einem absoluten Sinn, also als Trennung vom Heiligen Vater und der Weltkirche, zu verstehen, sondern rein auf das politische Umfeld bezogen.

Drittens, so die Argumentation des Heiligen Stuhls, hätten sich die Beziehungen zwischen China und Vatikan in den letzten Jahren stetig entwickelt, so dass mittlerweile ein anderes Klima herrsche als in den 50er-Jahren, in denen die Patriotischen Vereinigungen aus der Taufe gehoben wurden. Schließlich wirft das Dokument die Tatsache in die Waagschale, dass mittlerweile alle Bischöfe Chinas, darunter auch diejenigen, die ohne Zustimmung des Papstes geweiht worden waren, in Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl stehen.

Entgegenkommen der chinesischen Seite erwartet

Angesichts dieser Tatsachen erwarte man sich auch von der chinesischen Seite ein Entgegenkommen in der Frage der Registrierung, die nicht nur die chinesischen Gesetze, sondern auch den katholischen Glauben respektieren müsse.

Geistlichen, die vor dieser schwierigen Entscheidung stehen, eröffnet das Dokument mit konkreten Vorschlägen dazu, wie sie ihre Registrierung trotz der herrschenden Problematik abschließen könnten, einen Ausweg aus der aktuellen Zwangslage. Dazu gehört ein schriftlicher Vermerk, dass der betreffende Priester oder Bischof sich zwar behördlich registriere, dies aber keine Abstriche mit Blick auf die Prinzipien der katholischen Lehre bedeute. „Wenn es nicht möglich ist, diese Präzisierung schriftlich einzureichen, so wird der Antragsteller das nur mündlich tun - wenn möglich, in Anwesenheit eines Zeugen,“ so das Dokument wörtlich.

Registrierung stets mit dem Ziel, das Wohl der Gemeinschaft zu fördern

In jedem Fall müsse anschließend der Ordinarius des betreffenden Geistlichen über die Absicht in Kenntnis gesetzt werden, mit der die Registrierung erfolgt sei, unterstreicht die Orientierungshilfe. Diese sei „in der Tat stets mit dem einzigen Ziel zu verstehen, das Wohl der diözesanen Gemeinschaft und ihr Wachsen im Geist der Einheit zu fördern, wie auch eine angemessene Evangelisierung angesichts der neuen Bedürfnisse der chinesischen Gesellschaft und der verantwortungsvollen Verwaltung kirchlicher Güter“.

Gleichzeitig wird in dem Dokument Verständnis dafür geäußert, sollte sich ein Priester unter diesen Umständen nicht registrieren lassen – was de facto ein Verbot der öffentlichen Ausübung des Priesteramtes mit sich führt.

Verständnis der Gläubigen erforderlich

Verständnis für die schwierige Situation der Priester fordert das Dokument aber auch von den Laien im Land ein: Sie müssten nicht nur die Komplexität der Lage verstehen, sondern auch die unter schweren Kämpfen getroffene Entscheidung ihrer Hirten „großherzig“ aufnehmen, „wie auch immer sie ausgefallen sei“.

Zum wiederholten Mal pocht das Dokument anschließend darauf, dass dank eines „offenen und konstruktiven Dialogs“ zwischen den Parteien eine Lösung für die Angelegenheit gefunden werden sollte, die „mehr Respekt“ gegenüber der katholischen Lehre zeige und somit auch von den Betroffenen ruhigeren Gewissens unternommen werde könne. In Erwartung dieser Lösung „fordert der Heilige Stuhl, dass keine Einschüchterungen gegenüber den ,nicht offiziellen‘ katholischen Gemeinschaften vorgenommen werden, so wie es leider schon geschehen ist“.

Diese pastoralen Handreichungen sollten als Unterstützung für diejenigen dienen, die vor „schwierigen Entscheidungen“ stehen, um diese im Geist des Glaubens und der Einheit zu treffen, so das Dokument abschließend: „Alle – Heiliger Stuhl, Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien – sind dazu aufgerufen, den Willen Gottes mit Geduld und Demut zu erforschen, auf diesem Wegstück der Kirche in China, das durch viele Hoffnungen, aber auch andauernde Schwierigkeiten gezeichnet ist.“

(vatican news)

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28. Juni 2019, 12:09