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Kardinal Barreto Kardinal Barreto 

Vorbereitung auf Synode: Keine Angst vor dem Zuhören

Weshalb sollte die Weltkirche sich an einer Synode mit einer regionalen Thematik wie dem Amazonas-Gebiet beschäftigen? Weil jene Region nicht nur die ökologische Lunge der Welt, sondern auch der Kirche ist. Das sagt in unserem Interview einer der Organisatoren der Amazonas-Synode, der peruanische Kardinal Pedro Barreto.
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Mario Galgano – Vatikanstadt

Barreto ist Vizepräsident des panamazonischen Kirchen-Netzwerkes und derzeit in Rom, um an Vorbereitungen zur Synode teilzunehmen. Er bekräftigt im Gespräch mit uns, wie wichtig es für die Weltkirche sei, sich mit der südamerikanischen Region auseinanderzusetzen.

„Der Amazonas ist eine Region von siebeneinhalb Millionen Quadratkilometern. Das ist die größte Ökozone der Menschheit und eine der Lungen der Welt, wie Papst Franziskus sagt. Obwohl wir uns nun auf eine bestimmte Region konzentrieren, haben wir doch auch eine universelle Dimension im Auge, denn was im Amazonasgebiet geschieht, betrifft die ganze Welt. Die Synode hat zwei Aspekte: Zum einen die Region und die dort lebenden Menschen miteinzubeziehen, die die Letzten sind, die also zur Peripherie der Welt gehören. Und zweitens das Universelle, das die Menschheit betrifft.“

Unser Video - Die Schönheiten des Amazonas

Eine Übung im Zuhören

Der Kardinal erinnert daran, dass die Synode vor allem „ein Verb in den Vordergrund“ rücke: zuhören. Das  sei die Haltung, die Papst Franziskus bei seinem Besuch in Peru im Januar 2018 an den Tag gelegt habe.

„Der Prozess der Vorbereitung der Synode ist eine Übung im Zuhören. Ein Beispiel dafür sind die Territorialversammlungen. Ich habe an einigen von ihnen teilgenommen. Die große Mehrheit der Anwesenden bei diesen Versammlungen sind Indigene aus dem Amazonasgebiet. Sie sprachen mit viel Freiheit nicht nur über die Probleme, mit denen sie leben, die dringend und komplex sind, sondern auch über ihre Erwartungen und Hoffnungen.... Ein großer Enthusiasmus wird jetzt wach, weil sie sich bisher am Rande der Gesellschaft und der katholischen Kirche fühlten.“

Jetzt sind wir dran!

Einer der Teilnehmer an einer solchen vorbereitenden Versammlung habe gesagt, dass sich „jetzt endlich die Weltkirche und Papst Franziskus für uns interessieren“. Das habe ihn sehr berührt, so der peruanische Kardinal. „Er sagte, dass er erst jetzt fühle, wie wichtig er für die Kirche sei - er sagte nicht: für die Gesellschaft. Dieser Aspekt zeigt uns, was diese Vorbereitung bedeutet.“

Am Dienstag und Mittwoch trifft sich die Präsynodale Kommission mit Papst Franziskus im Vatikan. Sie bereitet ein Arbeitsdokument vor, das den Bischofskonferenzen in aller Welt übermittelt wird; es soll für Nachdenken und Debatten sorgen. 

Die Befürchtungen und das nüchterne Leben

Dabei erwähnt Barreto, dass es durchaus auch „Befürchtungen gibt“. Für ihn hat dies seinen Ursprung in dem Mangel an Verständnis in Kirche und Menschheit für die Amazonasregion. Viele fragten sich offenbar: Was habe ich, der an der Küste lebt, mit dem Amazonas zu tun, was habe ich, der in Europa lebt, mit dem Amazonas zu tun? Dazu der Kardinal:

„Wenn der Papst sagt, dass die Kirche ein indigenes Gesicht, ein Amazonas-Gesicht haben muss, dann müssen wir das nicht wörtlich verstehen. Es geht nicht darum, alles auf derselben Ebene zu betrachten, sondern darum, zu lernen, was anders ist. Es geht um die Harmonie mit der Transzendenz, mit Gott und der Natur, wie dass der Papst so schön in (seiner Schöpfungsenzyklika) Laudato si' schreibt. Es geht um die Suche nach einem Ausweg aus der technokratischen, konsumorientierten Sackgasse, in der wir leben. Dieser Ausweg lautet, ein nüchternes Leben zu führen, wie es die indigenen Gemeinschaften vormachen.“

(vatican news)

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14. Mai 2019, 11:19