Mitglieder des vatikanischen Sportvereins Athletica Vaticana Mitglieder des vatikanischen Sportvereins Athletica Vaticana

D/Vatikan: Ein Wettlauf für die Ökumene

Eine sportliche Vatikan-Delegation rennt in der Lutherstadt Wittenberg für die Ökumene: Am Samstagabend findet dort der 9. Wittenberger Nachtlauf statt, mit dabei sind etwa 30 Athleten des vatikanischen Sportvereins „Athletica Vaticana“.
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Christine Seuss und Alessandro Di Bussolo - Vatikanstadt/Wittenberg

Die Sportler beantworten damit den Besuch der Delegation aus Wittenberg, die im März vergangenen Jahres den Vatikan besucht hatte. „Der Sport stärkt auf diese Weise den Dialog und die Freundschaft unter Christen“, betont der vatikanische Sport- und Kulturverantwortliche, Kardinal Gianfranco Ravasi, im Vorfeld des Rennens.

Schauplatz des suggestiven Abendlaufes ist das historische Zentrum von Wittenberg, der Stadt also, in der der ehemalige Augustiner-Mönch Martin Luther der Überlieferung nach seine 95 Thesen zu Missständen in der Kirche seiner Zeit an die Tür der Schlosskirche schlug. 2,5 Kilometer ist der Parcours lang, viermal wiederholen ihn die Athleten während des 10-Kilometer-Laufs am Samstagabend. Es handelt sich um die erste offizielle „Auslandsreise“ des erst im Januar dieses Jahres gegründeten vatikanischen Sportvereins. Eine glückliche Fügung, wie dessen Präsident Melchor Sanchez de Toca vom vatikanischen Kulturrat im Interview mit Vatican News erläutert: „Es handelt sich nicht um einen wirklichen Wettkampf, es ist keine Gala oder eine europäische Meisterschaft. Es ist ein Nachtlauf in der Stadt Luthers. Aber ich finde es sehr bedeutsam, dass der erste Auslandstransfer als offizielle Gruppe diese Dimension des ökumenischen Dialogs besitzt.”

Austausch und Dialog über die gemeinsame Sprache des Sports

Verantwortlich für den ersten offiziellen Sportverein im Vatikan ist nach dem Wunsch des Staatssekretariats der Kulturrat unter Kardinal Ravasi, mit dem Ziel, nicht nur sportlich tätig zu sein sondern – über die gemeinsame Sprache des Sports – Gelegenheiten zum Dialog und Austausch zu schaffen. „Man könnte sagen, dass die ,sportliche Ökumene‘ Barrieren niederreißt, Freundschaften stiftet und Vorurteile wegfegen kann“, zeigt sich Sanchez de Toca überzeugt.

Vatikanangestellte aus den verschiedensten Büros und Ämtern nehmen an dem Lauf teil, so sind neben fünf „Marathon“-Priestern auch zwei Schweizergardisten, ein Professor aus der Vatikanbibliothek, ein Journalist des Osservatore Romano und Angestellte aus der Druckerei, dem Krankenhaus Bambino Gesu und anderen Vatikaneinrichtungen dabei. Auch zwei Teilnehmer mit Handicap ließen sich die Erfahrung nicht nehmen: Die kleine Sara Vergetto, die gegen eine fortschreitende Nervenerkrankung kämpft, und Gianluca Pazzi, ein Vatikanangestellter, der auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Leidenschaft und Freude am Sport gegen religiös motivierte Hassattacken 

„Athletica Vaticana will mit den Mitbürgern von Luther schlicht und einfach die Leidenschaft für und die Freude am Sport teilen“, erklärt nochmals Kardinal Ravasi, Präsident des vatikanischen Kulturrates. „Angesichts der jüngsten blutigen Attentate gegen Christen während der Osterfeierlichkeiten und den Schießereien in Moschen und Synagogen ist es dringender als je zuvor, den Dialog und die Freundschaft unter den Gläubigen zu stärken, umso mehr noch unter den Christen in dieser entscheidenden Stunde für Europa und die Welt.“

Am Freitagnachmittag werden die Athleten aus dem Vatikan auf dem Marktplatz von Wittenberg bereits feierlich durch den Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff, und den Bürgermeister der Stadt, Jochen Kirchner, begrüßt. Während ihres dreitätigen Aufenthaltes wird die Vatikandelegation auch das von der Diözese Magdeburg geführte Behindertenzentrum „Augustinuswerk“ besuchen und – nach dem Beispiel des ökumenischen Vaterunsergebetes im Petersdom vor einem Jahr – auch die evangelische und katholische Gemeinschaft der Stadt treffen. Vorgesehen ist auch eine Begegnung mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic. Die Deutsche Bischofskonferenz wird durch Elisabeth Keilmann vertreten, die im vergangenen Mai zur Sport- und Olympiaseelsorgerin sowie zur Geistlichen Bundesbeirätin im DJK-Sportverband bestellt worden ist.

(vatican news)

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10. Mai 2019, 11:34