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Missbrauch: Zollner verteidigt Papstrede

Der katholische Kinderschutz-Experte Hans Zollner verteidigt die Rede von Papst Franziskus auf dem Anti-Missbrauchs-Gipfel im Vatikan Ende Februar. Das Interesse des Papstes an diesem Thema sei echt, sagte der deutsche Jesuit am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin.

„Ich glaube, dass der Papst schon von Anfang an das Interesse auf dieses Thema gelenkt hat. Schon in seiner ersten Audienz hat er begonnen, über dieses Thema zu reden; 2014 hat er dann die Päpstliche Kinderschutzkommission eingerichtet und ihr den Auftrag gegeben, alles zu tun, was möglich ist, damit in der Kirche Kinder und Jugendliche sicher aufwachsen können.“

Franziskus hatte zum Abschluss der Kinderschutz-Konferenz geäußert, sexueller Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen durch Kirchenleute sei „der gegenwärtige Ausdruck des Geistes des Bösen“. Wörtlich erklärte der Papst: „In diesen schmerzlichen Fällen sehe ich die Hand des Bösen, die nicht einmal die Unschuld der Kleinen verschont… Dahinter steckt der Teufel.“ Das hatte hier und da den Vorwurf laut werden lassen, der Papst versuche die Schwere des Verbrechens zu relativieren. Zollner sieht das nicht so:

„Er hat den Finger auf die Wunde gelegt“

„Er hat den Finger auf die Wunde gelegt, dass es hier auch um eine spirituelle Dimension geht, die natürlich für Menschen, die keinen Zugang zum Glauben haben, schwer verständlich ist… Aber für ihn ist das auch eine wichtige Dimension. Allerdings hat er auch gesagt, dass es um Verantwortung und Rechenschaftspflicht aller kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht, besonders der Träger von Verantwortung.“

Zum Nachhören

Hans Zollner gehörte zu den Organisatoren der Kinderschutz-Konferenz im Vatikan; er leitet ein Zentrum für Kinderschutz an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Im ZDF bekräftigte der Jesuit, Papst Franziskus lasse es im Kampf gegen Missbrauch nicht an Entschlossenheit fehlen.

„Es wird wichtig sein, dass er mit dem weitermacht, was er angekündigt hat“

„Er hat sich in anderen Zusammenhängen sehr klar und eindeutig geäußert. Er hat mehrfach gesagt, dass wir eine Null-Toleranz-Politik haben müssen, dass also Priester, die sich an Kindern vergangen haben, nicht mehr in den priesterlichen Dienst zurückkehren können! Es wird sicher wichtig sein, dass er mit dem weitermacht, was er angekündigt hat: dass die Gesetze verschärft werden, aber dass wir auch auf eine Veränderung der Einstellung hinarbeiten. Denn bei allen Normen, bei allen Worten braucht es auch einen Einsatz, eine Motivation, die nur aus dem Herzen kommen kann.“

Vor der Konferenz hatte Zollner die Hoffnung geäußert, dass sich aus ihr eine „Lawine“ ergeben könnte, ein Quantensprung im kirchlichen Umgang mit Missbrauchsskandalen. Aus seiner Sicht hat die Konferenz seine Hoffnung eingelöst.

Lawine ist tatsächlich losgegangen, findet Zollner

„Nach all dem, was ich aus der ganzen Welt höre, ist es tatsächlich so, dass wir von einem weltkirchlich gesehen niedrigen Niveau zu einem viel größeren Bewusstsein gekommen sind. Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und Leiter der großen Ordensgemeinschaften, die hier waren, sind nach Hause gefahren und haben eine andere Botschaft mitgebracht: Wir müssen konzentriert und konsistent in unserem Verantwortungsbereich das tun, was im Kirchenrecht steht, was das staatliche Recht fordert, und wir müssen als Kirche unseren Auftrag erfüllen! Diese Botschaft ist angekommen, und sie ist weltweit so angekommen, dass ich glaube, dass die Lawine tatsächlich losgegangen ist.“

Auf die Frage, was denn jetzt in den einzelnen Ortskirchen konkret getan werde bzw. getan werden solle, sagte Zollner:
„In jeder Bischofskonferenz muss man die Leitlinien festschreiben bzw. überarbeiten; dann erklären, wie in kirchlichen Institutionen jeder Art (Krankenhäuser, Kindergärten, kirchliche Schulen) Leute ausgebildet werden müssen, die dort Verantwortung tragen; und Familien unterstützen, damit sie wissen, wie man mit Missbrauchsverdacht umgeht und an wen sie sich wenden können. Das Zweite ist, dass man die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontinuierlich schult: Das passiert in vielen Teilen der Welt heute schon.“

(zdf/vatican news – sk)
 

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24. April 2019, 11:28