Nächtlicher Kreuzweg am Kolosseum Nächtlicher Kreuzweg am Kolosseum 

Via Crucis am Kolosseum: eine Reportage

15.000 Pilger aus Rom und aller Welt haben gemeinsam mit Papst Franziskus vor dem Kolosseum am Freitagabend den Kreuzweg gebetet. Für viele ein tief berührender Moment der Kar- und Ostertage in der Ewigen Stadt. Renardo Schlegelmilch war dabei.

Hinter uns: Die imposante, über 2000 Jahre alte Fassade des Kolosseums. Hell erleuchtet sind die Rundbögen und Gemäuer, unter denen der Legende nach in der Antike viele Christen als Märtyrer gestorben sein sollen. Um ihrer zu gedenken, hat Papst Paul VI. vor über 50 Jahren die Tradition des Kreuzweges am Kolosseum unter päpstlichem Vorsitz ins Leben gerufen.

Die Hauptverkehrsstraße, die zum Kolosseum führt, war schon seit Tagen für den Verkehr gesperrt. Am frühen Karfreitagabend machten sich die Pilger zu Fuß hier auf den Weg, beobachtet von Polizei und Militär. Die Sicherheitsvorkehrungen in Rom waren vor Ostern noch mal erhöht worden.

 Jeder mit Kerze und eigens ausgegebenem Gebetbuch in der Hand

Angekommen sammelten sich die Menschen auf dem Vorplatz des Kolosseums. Jeder mit Kerze und eigens ausgegebenem Gebetbuch in der Hand. Hinter ihnen die antike Arena, vor ihnen ein großer Hügel, der Palatin, auf dem ein mit Kerzen erleuchtetes Kreuz steht. Als Papst Franziskus vor die Menschen tritt, wird es erst laut. Dann ganz schnell ruhig.

Die 14 Stationen des Kreuzes beginnen auf dem Hügel, führen am Kolosseum entlang, gehen durch die Mitte der Pilger, und wieder zurück. Franziskus verfolgt den Weg von oben. Neben dem Kreuz, im Gebet. – Nach jeder Station: Das Vater Unser. Auf Latein, viele beten aber auch in Ihren Muttersprachen.

Es herrscht bedächtiges Schweigen. Schwer zu glauben, dass das mit 15.000 Menschen möglich ist. Mitunter könnte man fast eine Stecknadel fallen hören. Die Menschen Gedenken des Leidens und Sterbens Christi am Kreuz. Begleitet vom päpstlichen Chor mit andächtigen Kargesängen.

Eine gute Stunde herrscht Ruhe, Gebet und Konzentration an diesem Platz, wo sich sonst Touristen fast über den Haufen rennen und das Hupkonzert der Autos alles übertönt. Die einzige Erinnerung daran ist die U-Bahn, die alle zehn Minuten unter unseren Füßen hindurch fährt und den Boden ein wenig vibrieren lässt.

„Ich fand das sehr berührend und inspirierend, muss ich ehrlich sagen“

Kaum sind die letzten Gebete gesprochen, kommt das Leben in die Menschenmasse zurück. Begeistert sind die Pilger. Wie diese Familie aus Norddeutschland.

„Ich fand das sehr berührend und inspirierend, muss ich ehrlich sagen. Wir sind extra mit meinen Schwiegereltern hierhergekommen, weil es ihre letzte große Reise sein soll, und sie wollten unbedingt noch mal nach Rom. Deshalb sind wir hier hingefahren, und die beiden fanden das auch wirklich sehr schön.“

Aber ist es nicht ein Problem, den Kreuzweg nur auf Latein und Italienisch zu verfolgen? „Nein, wir kennen die Stationen ja auch aus Deutschland, wie der Kreuzweg abläuft. Wir haben die Sprache nicht verstanden, aber schon gewusst, worum es geht hier.“

Der Großteil der Pilger sind Römer und Italiener, einige kommen aber auch von ganz weit her. Wie diese Dame aus den USA: „Ich war wirklich beeindruckt. Ein unglaubliches Erlebnis für uns Katholiken. Wir kommen von überall zusammen, mit allen Sprachen, beten das Vaterunser auf Latein. Das vereinigt uns als Kirche, mit Jesus im Mittelpunkt, besonders in dieser Karwoche. Eine sehr bedächtige, aber unglaublich kraftvolle Erfahrung.“

(vatican news)

 

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20. April 2019, 13:24