Kardinal Gerhard Ludwig Müller Kardinal Gerhard Ludwig Müller 

Kardinal Müller verteidigt Missbrauchs-Text von Benedikt XVI.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller verteidigt den Text von Benedikt XVI. zum Missbrauchs-Skandal mit scharfen Worten gegen Kritik. Er sei „die tiefgründigste Analyse der Genese der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche in Fragen der Sexualmoral und intelligenter als alle Beiträge beim Gipfel der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zusammen.“

Das sagte der frühere Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation im Gespräch mit dem Internetportal kath.net. Der emeritierte Papst hat letzte Woche einen langen Aufsatz publiziert, der die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche als Glaubenskrise deutet.

„Es gibt Missbrauch der geistlichen Autorität, wenn kirchliche Obere ihren autoritären oder manipulierenden Stil pseudoreligiös begründen und als den Willen Gottes ausgeben“, so Müller. „Aber Sünden gegen das 6. Gebot des Dekalogs haben ihre Ursache im Missbrauch der uns von Gott gegebenen männlichen oder weiblichen Sexualität. Diese beiden Sünden miteinander zu vermischen, nur um sexuelles Fehlverhalten zu vertuschen, wäre ein schweres Versagen der kirchlichen Autorität.“

„Das Übel beim Namen nennen“

Nach Müllers Ansicht wird die Kirche „nicht mit Worthülsen wie Klerikalismus oder Forderung nach einer Sexualmoral nach dem egoistischen Lustprinzip“ aus der Krise finden, „sondern nur wenn das Übel beim Namen genannt wird“. Die sogenannte „globale sexuelle Revolution“ und der „missglückte Versuch einer katholischen Moralbegründung ohne das Naturrecht und die Offenbarung“ hätten „bei vielen zu einer Zerrüttung des sittlichen Gewissens geführt“.

Kritiker des Benedikt-Textes nennt Kardinal Müller „Leute, die weder glauben noch denken“. „Vor allem fehlt ihnen der geringste Anstand.“ Man rede „von Erneuerung und Reform der Kirche“ und meine dabei in Wirklichkeit „nur die Anpassung an die eigene Dekadenz“. Müller wörtlich: „Wer auch nur einen Funken christlicher Liebe in sich hat, kann sich nicht zu solchen unflätigen Pamphleten hinreißen lassen.“

Benedikt-Text löste teilweise heftigen Widerspruch aus

In seinem Aufsatz erläutert Benedikt XVI., es habe zur „Physiognomie der 68er Revolution“ gehört, dass auch Pädophilie erlaubt sei. Zeitgleich dazu sei es zu einem „Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie“ gekommen, wodurch auch Teile der Kirche „wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft“ geworden seien. Dieser Blickwinkel stieß bei Theologen im deutschen Sprachraum auf zum Teil heftigen Widerspruch. 

(kath.net/vatican news – sk)

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15. April 2019, 10:30