Die Sorge um die Ärmsten der Armen: ein Herzensanliegen von Papst Franziskus Die Sorge um die Ärmsten der Armen: ein Herzensanliegen von Papst Franziskus 

Vatikan-Diplomat: Nicht Geld wird die Welt retten, sondern Liebe

Papst Franziskus besucht am Donnerstagmorgen den Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) in Rom. Damit nimmt er einen Termin wahr, der sein Herzensanliegen in den Fokus stellt: die Aufmerksamkeit für die Ärmsten der Armen. Wir sprachen mit dem Vatikan-Vertreter beim IFAD.

Silvia Kritzenberger und Gabriella Ceraso - Vatikanstadt

Das Kirchenoberhaupt nimmt von 9 bis 11 Uhr an der Eröffnungssitzung der 42. Versammlung des Verwaltungsrats der UN-Organisation teil und wird dort eine Rede halten. Im Anschluss wird der Papst Vertreter indigener Völker sowie Mitarbeiter des IFAD begrüßen. An der Feier nimmt außer dem Präsidenten der Dominikanischen Republik und dem Landwirtschaftsminister Ruandas auch der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte teil. Wir werden die Begegnung ab 9.30 Uhr auf unserer Homepage und auf unserem Youtube-Kanal ohne deutschen Kommentar übertragen.

Innovation und Unternehmertum in ländlichen Gebieten

„Innovation und Unternehmertum in ländlichen Gebieten“: so lautet das Motto der zweitägigen Versammlung. Untersucht werden soll, wie die Förderung von Kleinunternehmen helfen kann, in ländlichen Zonen der Entwicklungs- und Schwellenländer Armut und Hunger zu bekämpfen. Ein weiteres Schwerpunktthema wird die Förderung junger Menschen aus ländlichen Gebieten sein – vor allem im Hinblick auf die Verringerung der Zwangsmigration aus Afrika.

Wie der spanische Geistliche Fernando Chica Arellano, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der FAO, IFAD und WFP, Vatican News gegenüber erklärte, wird die Ansprache des Papstes mit Spannung erwartet. „Nur wenn wir auf Dialog, Zusammenarbeit und Solidarität setzen, können wir verhindern, dass die Mauer der Gleichgültigkeit weiter wächst“, so der Vatikan-Diplomat.

Geld nicht für Waffen, sondern für Saatgut ausgeben

Mit seinem großen Interesse an Einrichtungen, die im Dienst der Ernährungssicherheit stehen, reihe sich Papst Franziskus in die Tradition seiner Vorgänger ein. Papst Paul VI. habe bereits 1964 mit großem Weitblick zur Einrichtung eines Fonds aufgerufen, der einen Teil der Mittel für Rüstungsausgaben in die Armen dieser Welt investiert. Geld nicht für Waffen ausgeben, sondern für Saatgut, Werkzeuge, Düngemittel, Bewässerungssysteme, die Infrastruktur in ländlichen Gebieten, sei sein Vorschlag gewesen.

Kein Wunder also, dass es dem Heiligen Stuhl seit der Gründung des IFAD im Jahr 1977 immer ein Anliegen gewesen sei, den „Ärmsten der Armen zu helfen, die in ländlichen Gebieten leben: den 70 Prozent der Weltbevölkerung also, die so oft vergessen werden“, unterstrich Arellano.

In junge Menschen zu investieren bedeutet, in die Zukunft zu investieren

Ein Schwerpunktthema der Versammlung, die vom 14. bis 15. Februar tagt, sind die jungen Menschen aus den ländlichen Gebieten der Entwicklungsländer.

„Diese ländlichen Gebiete sind stark entvölkert, weil die jungen Menschen dort keine Zukunft sehen,“ gab der Diplomat des Heiligen Stuhls zu bedenken. „Und deshalb müssen wir in sie investieren: In junge Menschen zu investieren bedeutet, in die Zukunft zu investieren; es bedeutet, in den Frieden zu investieren.“ Gebot der Stunde sei es also, jungen Menschen eine gute Ausbildung zu geben, ihnen den Zugang zu den neuesten Technologien zu ermöglichen. Nur so könne die Landwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern auf nachhaltige Weise gedeihen.

Ohne Liebe kommt die Welt nicht voran

Um seine Projekte auch umsetzen zu können, setze der IFAD vor allem auf zwei Dinge: Zusammenarbeit und Solidarität.

„Zusammenarbeit muss das Schlüsselwort sein, wenn man in Sachen Entwicklung vorankommen will,“ so Arellano. „Zusammenarbeit bedeutet Solidarität, und ohne Solidarität kann es keine Entwicklung geben.“ Dies liege auch dem Heiligen Vater am Herzen: Solidarität als Motor für die Entwicklung, sozial verstandene Liebe: „Ohne Liebe kommt die Welt nicht voran, denn am Ende wird das, was die Welt retten wird, die Liebe sein. Nicht Geld, sondern Liebe.“

Wenn die internationale Solidarität nicht wächst, dann wird die Gleichgültigkeit zunehmen

Bei seinem Besuch am Sitz der FAO im Oktober 2017 hat Papst Franziskus eine Provokation in den Raum gestellt; gefragt, ob es übertrieben wäre, in die Sprache der internationalen Zusammenarbeit die Kategorie der Liebe einzuführen, dekliniert als Unentgeltlichkeit, Gleichbehandlung, Solidarität, Kultur des Geschenks, Brüderlichkeit, Barmherzigkeit. Worte, die – wie der Vatikan-Diplomat meint – längst überfällig seien: „Der internationale Dialog, die internationale Zusammenarbeit muss neu angestoßen werden. Wenn die internationale Solidarität nicht wächst, dann wird die Gleichgültigkeit zunehmen.“

Hintergrund

Der IFAD ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie entstand auf Anregung des Welternährungsgipfels von 1974. Der Organisation mit Sitz in Rom gehören 163 Länder an. Ihr Mandat ist die Förderung kleinbäuerlicher Landwirtschaft, die Gewährleistung der Ernährungssicherung und die Bekämpfung der Armut in ländlichen Gebieten.

IFAD-Präsident Gilbert F. Houngbo hat Papst Franziskus bereits Anfang 2018 im Vatikan getroffen. Houngbo steht seit April 2017 an der Spitze der Organisation. Neben der landwirtschaftlichen Entwicklung will er unter anderem den Kampf gegen Klimawandel in den Fokus rücken und die Perspektiven für Jugendliche verbessern.

(vatican news)

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13. Februar 2019, 12:50