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Archivbild 2017: Kardinal Schönborn auf einer Pressekonferenz Archivbild 2017: Kardinal Schönborn auf einer Pressekonferenz 

Kardinal Schönborn: Missbrauchsgipfel brachte Qualitätssprung

Der von Papst Franziskus einberufene Kinderschutzgipfel, der an diesem Sonntag zu Ende ging, brachte die Kirche deutlich nach vorn in der Auseinandersetzung mit einem schweren, sehr belastenden Thema. Das betonte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn im Interview mit „Kathpress“ und zog dabei insgesamt ein positives Resümee.

„Ich habe noch nie eine so offene, direkte, ehrliche, unverschlüsselte Begegnung erlebt wie in diesen vier Tagen“, so der Wiener Erzbischof. Er habe ‚Synodalität‘ erlebt, alles konnte gesagt werden. Das starke Erlebnis sei die große Einmütigkeit gewesen. Es habe keine Parteien gegeben, wie man das bei anderen Themen schon erlebt habe, hielt der Kardinal fest.

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„Es geht dem Papst um weltweit verbindliche Standards“

Das wichtigste Ergebnis der vier Tage sei gewesen, dass es eine „gemeinsame Betroffenheit“ durch das direkte Hören und Sehen von Missbrauchsbetroffenen gegeben habe. „Dass die Opfer im Mittelpunkt stehen, beginnt jetzt wirklich ein gemeinsames Bewusstsein zu werden", so Schönborn. Als direkte Folge daraus sei die Überzeugung nach der ‚Verbindlichkeit gemeinsamen Handelns‘ klar geworden. Es gehe dem Papst um weltweit verbindliche Standards. Aber man brauche nicht nur diese Standards, sondern auch deren Überprüfung, betonte der Kardinal. Das dritte Hauptthema des Tagung sei die Prävention gewesen: Was werde getan, dass so etwas künftig nicht mehr geschehe.

„Wir müssen uns auf nationaler Ebene gegenseitig auf die Finger schauen“

Dabei erwartet der Kardinal konkret Vorschläge im Blick auf die Einhaltung der jetzt schon weltkirchlich verbindlichen Standards im Kampf gegen Missbrauch: „Es geht auch darum, uns auf nationaler Ebene zu helfen und uns gegenseitig auf die Finger zu schauen. Wir haben das in Österreich versucht und praktizieren das auch.“ Dazu werde es ‚sicher in den nächsten Tagen von Rom konkrete Vorschläge geben, so Schönborn.

In Afrika versucht man Zusammenleben von Opfern und Tätern zu ermöglichen

Beeindruckt und zugleich nachdenklich gemacht hätten ihn beim Gipfel Berichte von Bischöfen aus afrikanischen Ländern, wie man in den dortigen dörflichen Strukturen versuche, ein Zusammenleben von Opfern und Tätern zu ermöglichen. Dieses schwierige Thema sei nicht dadurch zu lösen ist, indem man sage: „Jetzt seid wieder nett zueinander." Schönborn weiter dazu: „Christliches Verzeihen geht nur, wenn es eine wirkliche Aufarbeitung von Schuld gegeben hat, eine echte Einsicht, ein Schuldbekenntnis und eine Wiedergutmachung in irgendeiner Form. Das andere Extrem wäre die Situation: Da ist das Opfer, da ist der Täter - und es geht nichts mehr. Beides sind keine Lösungen. Da können und müssen wir noch lernen.“
(kap – ck)
 

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24. Februar 2019, 17:04