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Venezuela/Vatikan: Schwieriger Dialog für Kirche

Der Heilige Stuhl und die Bischofskonferenz Venezuelas sollen und werden weiterhin gemeinsam „für das Allgemeinwohl“ des Volkes zusammenarbeiten. Das betont der Interims-Pressesprecher des Vatikans, Alessandro Gisotti, an diesem Montag. Während die venezolanischen Bischöfe die erneute Präsidentschaft Nicolas Maduro als „illegitim“ verurteilen, hatte der Vatikan einen diplomatischen Vertreter zur Vereidigungszeremonie nach Caracas entsandt.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Die Entscheidung, einen diplomatischen Vertreter zur Vereidigungszeremonie zu entsenden, hatte für Befremden gesorgt. Vatikansprecher Gisotti sprach an diesem Montag Klartext: „Der Heilige Stuhl unterhält diplomatische Beziehungen zum venezolanischen Staat. Seine diplomatische Tätigkeit zielt auf die Förderung des Gemeinwohls, den Schutz des Friedens und die Gewährleistung der Achtung der Menschenwürde ab. Aus diesem Grund hat der Heilige Stuhl beschlossen, bei der Vereidigungszeremonie mit dem Interims-Geschäftsführer der Apostolischen Nuntiatur von Caracas vertreten zu sein.“

Zum Nachhören

Wie der Leiter des vatikanischen Presseamtes weiter erläuterte, gebe es keine Differenzen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Bischöfen des lateinamerikanischen Landes. „Der Heilige Stuhl und die Bischöfe des Landes arbeiten weiterhin zusammen, um dem venezolanischen Volk zu helfen, das unter den humanitären und sozialen Folgen der ernsten Situation leidet, in der sich die Nation befindet.“

Der heutige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin war vor seiner Berufung an diese Stelle von 2010 bis 2013 Apostolischer Nuntius in Caracas gewesen. Dort hatte er es mit Maduros Vorgänger Hugo Chavez zu tun, der bereits im Begriff war, seine Vorstellung von einem zeitgenössischen Sozialismus in die Tat umzusetzen. 

Maduro dankte Vatikanvertreter für dessen Tapferkeit

Maduro dankte dabei laut Medienberichten am vergangenen Donnerstag öffentlich dem Vatikandiplomaten Monsignore George Koovakod für dessen „Tapferkeit“, bei der Zeremonie anwesend zu sein. Die venezolanischen Bischöfe hingegen hielten sich von der Amtseinführung fern.

Das US-Onlinemedium „Crux“ verwies auf Beobachter, die an dem Fall eine „Good cop, bad cop“-Taktik der Kirche festmachen: zum einen deutliche Kritik an der Situation in Venezuela, gleichzeitig aber der Versuch, eine Gesprächsbasis zum aktuellen Machthaber in Caracas aufrechtzuerhalten. In Venezuela müsse versucht werden, „die Einigkeit wiederzuerlangen“, hatte Papst Franziskus vor drei Wochen in seiner Weihnachtsbotschaft festgehalten: „Allen sozialen Gruppen werde es ermöglicht, brüderlich für die Entwicklung des Landes zu arbeiten und den schwächsten Bevölkerungsschichten Beistand zu leisten.“

Die Einschüchterungsversuche gehen weiter...

Derweil ist in Venezuela der am Wochenende kurzfristig in Gewahrsam genommene Parlamentsvorsitzende Juan Guaido laut Berichten internationaler Nachrichtenagenturen wieder auf freiem Fuß. Beamte hatten Guaido, der zuletzt im Machtkampf zwischen der Opposition und Präsident Nicolas Maduro den Staatschef offen herausgefordert hatte, offenbar auf dem Weg zu einer Protestkundgebung gegen die zunehmend autoritäre Regierung in Caracas gestoppt.

Langjährige innenpolitische Krise

Zur Erinnerung: Venezuela wird seit Jahren von einer heftigen innenpolitischen Krise erschüttert. Was 2014, im Jahr nach dem Krebstod von Revolutionsführer Hugo Chavez und dem anschließend bereits umstrittenen Wahlsieg von Maduro mit Massenprotesten im ganzen Land begann, hat seine Fortführung in einem riesigen Massenexodus gefunden. Bislang haben rund drei Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen – wegen der anhaltenden Versorgungskrise, der hohen Kriminalitätsrate, der grassierenden Inflation und der staatlichen Repression.

(vatican news/kap)

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14. Januar 2019, 13:14