Eignet sich nicht schlecht zum Laufen: Petersplatz und Via della Conciliazione Eignet sich nicht schlecht zum Laufen: Petersplatz und Via della Conciliazione 

Vatikan gründet Sportverein

Der Vatikan hat erstmals einen eigenen Sportverein gegründet. Das Team mit dem Namen „Athletica Vaticana" besteht aus rund 60 Vatikanmitarbeitern und zwei muslimischen Migranten als Ehrenmitgliedern, wie am Donnerstag bei der Vorstellung im Vatikan bekannt wurde.

„Sport, Kultur, Religion und Ethik gehören zusammen", sagte Kurienkardinal Gianfranco Ravasi. Der Leiter des päpstlichen Kulturrates verurteilte Doping, Rassismus und einen „Verfall der Ethik" im Sport; dem wolle das Vatikan-Team etwas entgegensetzen.

Ein Mitglied des vatikanischen Sportvereins ist Schwester Marie-Theo, begeisterte Joggerin. Mit ihr sprachen wir über die spirituellen Aspekte dieses Ausdauersports.

„Das Laufen wird zum Gebet. Es ist für mich eine Hymne, ein Dank für die Gabe des Lebens – und das ist Gebet. Und dann wird des für mich oft Quelle der Meditation. Zum Beispiel über die Freude, die ich fühle, wenn ich laufe, oder wenn ich mir bewusst werde über die Bedeutung des Atems, des Hauches. Ich habe erfahren, wie der Hauch des Geistes zählt in unserem Leben, in meinem Glaubensleben – wo doch beim Laufen das Atmen die Grundlage von allem ist.“

„Das Laufen wird zum Gebet. Es ist für mich eine Hymne, ein Dank für die Gabe des Lebens“

Dabei wird der Ordensfrau nicht nur das Lauftraining zur spirituellen Erfahrung, sondern mehr noch der Wettlauf.

„Im Unterschied zum Training hat der Wettlauf die Dimension von Körper, Körper im Sinn von Zusammensein. Ich laufe zusammen mit Menschen, die ich nicht kenne, die ich vielleicht nie wieder treffe, aber da ist diese Dimension der Gemeinschaft, der Solidarität, der Aufmerksamkeit für den anderen. Man könnte ja denken, jeder läuft für sich allein. Das stimmt auf gewisse Weise, denn jeder läuft mit seinem eigenen Körper, aber indem er aufmerksam ist für den anderen.“

Olympia-Teilnahme des Vatikan-Teams nicht ausgeschlossen

Zusammen mit der Vorstellung des ersten vatikanischen Sportvereins informierte der Vatikan auch über ein Abkommen des Heiligen Stuhls mit dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens CONI. Die Kooperation mit dem italienischen Sportdachverband ist für die Teilnahme des Vatikan-Teams an Wettkämpfen wichtig. CONI-Präsident Giovanni Malago sagte scherzhaft, nun bestehe die Gefahr, dass das Vatikan-Team anderen Medaillen raube.

Erster Auftritt der Vatikan-Sportler ist am 20. Januar. Dann soll die Sporttruppe am Solidaritätslauf „Corsa di Miguel" in Rom teilnehmen, hieß es bei der Präsentation. Das Vatikan-Team werde gemeinsam mit mehreren Migranten an einem außerhalb der Wertung stehenden Drei-Kilometer-Lauf gegen Rassismus teilnehmen.

An der Spitze des neuen Sportvereins steht der spanische Priester Melchor Sanchez de Toca Alameda, Untersekretär im päpstlichen Kulturrat und selbst ein versierter Läufer. Er betonte, hauptsächlich wolle die Vereinigung sportliche Aktivitäten sowie spirituelle, kulturelle und Solidaritätsaktionen fördern. Er verwies auch auf die Unterstützung von Sportlern mit Behinderung. Zugleich wollte er eine mögliche Olympia-Teilnahme des Vatikan-Teams nicht ausschließen.

Der Vatikan steht seit langem an der Seite von Sportlern mit Behinderung. „Wir wollen eine Botschaft der Solidarität sowie des Kampfs gegen jegliche Form von Rassismus und Gewalt aussenden", so Michela Ciprietti, Angestellte der Vatikan-Apotheke und Läuferin der „Athletica Vaticana".

Vereinsgründung im Vatikan schwierig

Der vatikanische Sportverein entstand aus einer im September 2017 gegründeten Sport- und Laufgruppe namens „Athletica Vaticana". Sie nahm damals am Marathonlauf für den Frieden in Rom teil. Jüngstes Mitglied des Teams ist laut Vatikan ein 19-jähriger Schweizergardist, die älteste Sportlerin eine 62-jährige Angestellte der Vatikan-Bibliothek.

Die Gründung von Vereinen ist im Vatikan langwierig, weil im Papststaat grundsätzlich keine Organisationen dieser Art vorgesehen sind. Es braucht die Billigung des Staatssekretariates wie des Governatorates, ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinziehen kann. 

(vatican news/kna – gs)

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10. Januar 2019, 16:50