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Das war 2018: Unser großer Jahres-Rückblick (1)

2018 war kein leichtes Jahr für Papst Franziskus. Vor allem die Missbrauchskrise und – teilweise damit verbunden – innerkirchliche Widerstände hielten ihn in Atem.

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Wir ziehen in einem ausführlichen Interview eine Bilanz des Jahres aus der Sicht des Vatikans. Stefan Kempis befragt dazu den leitenden Redakteur von Vatican News, Jesuitenpater Bernd Hagenkord.

Pater Bernd Hagenkord blickt zurück auf das Jahr 2018. Gibt es ein Bild, einen besonderen Eindruck, irgendetwas, das von diesem Jahr, diesen 12 Monaten, besonders hängenbleibt?

P. Hagenkord: Unser Problem ist ja meistens, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, also den Gesamteindruck. Aber zurückblickend schien mir schon, dass das Ganze etwas anstrengender geworden ist, dass der Papst ein bisschen mehr Anstrengung im Gesicht hat, dass die Sachen nicht so einfach von der Hand gehen, nicht so locker laufen, manchmal nicht so begeisternd sind. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir an der gleichen Stelle vor einem Jahr schon einmal von den Mühen der Ebene gesprochen. Das ist noch einmal viel deutlicher geworden in diesem Jahr. Das ist mein Eindruck, wenn ich zurückblicke: es ist alles anstrengender.

Was dieses Jahr sozusagen das „annus orribilis“, vielleicht wegen der Missbrauchskrise?

P. Hagenkord: Es ist sicherlich ein besonders markantes Jahr, ein besonders schweres Jahr, vor allem – aber nicht nur – wegen der Missbrauchskrise. Das Jahr 2018 ist sicherlich das markanteste und schwierigste für diesen Papst gewesen.

Was war das markante Thema?

P. Hagenkord: Ich habe zwei Themen auf meiner Liste. Das erste ist natürlich „Missbrauch“ – darüber müssen wir noch ausführlicher reden. Das Thema jedoch, bei dem ich am meisten aufgehorcht habe, ist etwas, das sich im vergangenen Jahr schon angekündigt hat: dass der Papst nämlich den Katechismus geändert hat und die Todesstrafe endgültig rausgenommen hat. Womit für Katholiken die Frage ein für allemal geklärt ist, wie das mit der Todesstrafe aussieht. Das hat natürlich damit zu tun, dass Lehre sich entwickelt, dass sie weitergeht, dass sie weitergedacht wird. Aber es hat auch etwas damit zu tun, dass der Papst tatsächlich Dinge in Angriff nimmt, die sich ja schon seit mehreren Päpsten abzeichnen. Unser Umgang mit dem Leben muss konsequent sein. Und wenn ich konsequent bin im Lebensschutz, dann muss ich das eben auch dadurch ausdrücken, dass ich gegen die Todesstrafe bin. Und ich fand es sehr bemerkenswert, dass der Papst sich das im vergangenen Jahr bereits vorgenommen hat und es in diesem Jahr dann ja auch endgültig umgesetzt hat, und auch keine Angst davor hat, in den Katechismus sozusagen „reinzuschreiben“. Das war für mich so ein bisschen einer der Höhepunkte des Jahres.

Hier hören Sie den ersten Teil des Interviews mit Pater Hagenkord - den zweiten Teil publizieren wir morgen.

SDas Thema Missbrauch hat sich schon in die ersten Minuten dieses Jahresrückblicks hineingeschoben, und wir kriegen es auch nicht daraus vertrieben. Das ist nun ein Thema, das uns schon sehr lange beschäftigt, nicht erst seit 2018. Aber was ist in diesem Jahr dabei anders gewesen?

P. Hagenkord: Es ist auf dem Schreibtisch des Papstes angekommen. Bereits Benedikt XVI. hat sich ja damit beschäftigt, aber dieses Jahr ist der Papst in ganz besonderer Weise involviert. Ich glaube, markant ist dabei das, was er den Journalisten gesagt hat bei seiner Papstreise nach Chile. Der Papst war ja am Anfang des Jahres in Chile und Peru, und hat unvorsichtigerweise über einen Bischof, dem Missbrauchsvertuschung vorgeworfen wird gesagt, dass sei alles Verleumdung, es gäbe keine Beweise, usw; hat also quasi die Missbrauchsopfer unter Druck gesetzt. Und egal, ob das nun stimmt oder nicht – das macht man überhaupt nicht. Dementsprechend ist das auch explodiert. Der Papst hat das ja auch eingesehen. Er hat sich das noch einmal angesehen, bzw. ansehen lassen, und hat dann einen langen Brief geschrieben, in dem er das auch zugegeben hat. Aber da war eben klar, dass das in seiner manchmal sehr direkten und sehr unmittelbaren Art zu sprechen, ein großer Fehler gewesen ist. Das hat er ja selber auch zugegeben. Und damit war es auf eine offene, ganz klare neue Art und Weise auf dem Schreibtisch des Papstes. Es sind ja auch viele Dinge passiert: es gab diese McCarrick-Geschichte in den USA, wo der Vorwurf lautete, der Papst habe davon gewusst – was nicht stimmt –, aber der Vorwurf hängt ja in der Luft. Die chilenischen Bischöfe waren vollzählig im Vatikan, haben sich hier getroffen, auf Einladung/Vorladung des Papstes, haben geschlossen ihren Rücktritt angeboten, beziehungsweise – in ihrer Formulierung – „ihre Ämter in die Hände des Papstes gelegt.“ Acht davon hat er bereits angenommen, ohne sie zu ersetzen. Diese Bistümer haben also quasi nur Administratoren. Es ist also alles im Werden. Der Papst hat seinen „Missbrauchs-Detektiv“ sozusagen – den Bischof von Malta, Charles Scicluna – zweimal nach Chile geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Diesbezüglich gibt es einige deutliche Formulierungen des Papstes: er hat selber von „schwerwiegenden Fehlern bei der Bewertung und Wahrnehmung der Situation“ gesprochen. Das sind also richtige „Hämmer“, muss man da sagen, verteilt über das ganze Jahr, so dass das sicherlich das Thema geworden ist – auch innerhalb des Vatikan.

Das hat ja auch ganz gehörig am Nimbus von Franziskus, dem bisher zumindest im deutschsprachigen Raum so Populären, gekratzt – ein Papst, der Fehler einräumen muss, der Härten einräumen muss, zieht auch noch schärfere Kritiken auf sich als früher.

P. Hagenkord: Ja, auf jeden Fall. Es gab ja diese Geschichte um Viganò, den ehemaligen Botschafter des Vatikan, einen Italiener. Ein Erzbischof, der nicht wirklich ein Freund des Papstes ist, der dem Papst sehr deutlich einige Dinge vorgeworfen hat. Diese Dinge haben zwar weder Hand noch Fuß – aber ich fand den Umgang damit, wie das berichtet wurde, sehr interessant. Zu sehen, wie viele Leute auf einmal meinten, sich offen dahinter stellen zu müssen, nur um dem Papst an den Karren fahren zu können. Mit scheint auch, dass sehr viele wohlwollende Beobachter auf Distanz gehen: wenn man die Medien beobachtet im Lauf des Jahres sind doch sehr viele Leute auf Distanz gegangen, sehr viel kritischer, sehr viel vorsichtiger geworden, was ihre eigene Begeisterung angeht. Da merkt man schon, es ist eine Weile normaler geworden. Wir haben ja gerade aus den deutschen Medien sehr viel Distanz, sehr viel Kritik an Päpsten immer schon gehabt. Und jetzt ist es eben so, dass das auch Papst Franziskus einholt. Aber die Normalität fühlt sich nun einmal nicht gut an, weil es um sehr schwerwiegende Dinge geht. Von daher: ja, die Kritik wird schärfer, die Konflikte werden härter, aber das Thema bringt es nun einmal leider mit sich, dass dabei Dinge kaputt gehen, weil früher eben auch Dinge kaputtgemacht wurden. Das zieht sich eben jetzt auch durch die normale Geschichte hindurch.

Warum musste sich das Thema Missbrauch durch das ganze Vatikan-Jahr ziehen? Allein schon bei Chile im Januar angefangen, Monate später erst der Gipfel im Vatikan mit den chilenischen Bischöfen, und das große Treffen mit Vorsitzenden von Bischofskonferenzen aus aller Welt, angesetzt erst auf Februar nächsten Jahres. Warum dauert das solange?

P. Hagenkord: Ich glaube, dafür gibt es ganz verschiedene Gründe. Zum einen – wenn wir einmal bei einem Land bleiben – Chile –, hat der Papst, der Vatikan, denke ich geglaubt, die Sache im Griff zu haben; dann hat sich herausgestellt: dem ist nicht so. Dann kam es noch zu genaueren Einsichten über Erzbischof Scicluna, den der Papst dorthin geschickt hat. Der Bericht muss den Papst ziemlich geschockt haben, so dass er sich gesagt hat: ich muss jetzt etwas tun, man muss das Ganze mal organisieren. Und dann kamen also die Bischöfe im Mai hierher, usw. Das geht nicht von heute auf morgen. Auch die Konferenz der Bischofskonferenz-Vorsitzenden, die im Februar stattfindet – dabei handelt es sich ja um eine erstmalige Veranstaltung, so etwas hat es noch nie gegeben –, muss gut vorbereitet sein. Da können nicht einfach nur 100 Bischöfe zusammenkommen und danach eine Erklärung verabschieden. Das geht nicht. Das heißt, da muss man sehr klare, auch methodische Planungen vornehmen. Das kann man nicht von heute auf morgen tun – praktisch wie bei einem Konsistorium. Da ruft man alle Kardinäle zusammen, und die sind dann innerhalb eines Monats auch alle da. Das geht so nicht. Man muss auch methodisch damit umgehen. Das dauert alles also auch ein bisschen, weil es eben auch kirchenrechtlich, weil es psychologisch, weil es kulturelle Unterschiede hat, sprachliche Unterschiede hat, weil hier im Vatikan sehr viele unterschiedliche Leute mit involviert sind. Das kann man nicht übers Knie brechen, und ich persönlich finde es auch ganz gut so, dass sich das nicht übers Knie brechen lässt, sondern dass es – bei aller Schwierigkeit und allem Quälen, das damit verbunden ist, vor allem für diejenigen, die davon betroffen sind – jetzt vorangeht. Zwar langsam, aber es geht voran.

Nun war Missbrauch ja nicht der einzige Punkt, wo Papst Franziskus in diesem Jahr 2018 kritisiert wurde. Die Debatten überhaupt nahmen zu.

P. Hagenkord: Auf jeden Fall, und wenn man sich nur einmal die Debatten ansieht, die aus Deutschland, aus Österreich und der Schweiz, usw. rüberkommen, also aus den deutschsprachigen Kirchen, da war einiges, was zu debattieren war. Wir haben es schon fast wieder vergessen: wir hatten ja im Frühjahr die Debatte um den Kommunionempfang für konfessionsverbindende Ehepartner. Diesbezüglich hatte die Deutsche Bischofskonferenz ein Papier, und das ging hin und her, und dann kam aus dem Vatikan plötzlich wieder ein Zurück, dann kam Kardinal Marx mit einigen anderen Bischöfen hierher. Es wurde debattiert, usw. usw. Das ging alles nicht sehr reibungslos über die Bühne, und es war auch ein Thema, über das wir lange gesprochen haben. Ende des letzten Jahres gab es die Debatte um die Änderung des Vaterunser. Auch das war ja ein Hin und Her. Ungefähr um diese Zeit vor einem Jahr, und es ging ja bis in den Januar hinein. Also, die Debatten, die geführt werden, haben es schon in sich.

Wir sind schon beim Knistern zwischen Vatikan und Deutschland oder dem deutschsprachigen Raum: Da hat es ja auch während der Bischofssynode im Oktober, die sich hier zum Thema „Jugend“ zusammengefunden hat auf Einladung des Papstes, ein weiteres Knistern gegeben, als der deutsche Theologe und Jesuit Ansgar Wucherpfennig nicht die Erlaubnis bekam, wieder Rektor von Sankt Georgen zu sein. Da ging es um das Thema Homosexualität. Das war auch so ein eigentlich überflüssiges Hin und Her, oder?

P. Hagenkord: Ja, das war glaube ich vom Verfahren her nicht ganz glücklich, um es vorsichtig zu formulieren. Es ging sicherlich auf Kosten von Prof. Wucherpfennig. Aber auf der anderen Seite liegt dahinter natürlich eine Debatte, die viel dicker ist: die Frage nach der Homosexualität und des Umgangs in der katholischen Kirche mit dem Thema. Das ist ja eine schwierige Debatte. Das merkt man in allen Debatten: da sind wir uns überhaupt nicht einig in der Weltkirche. Das haben wir bei der Synode gemerkt, das haben wir bei vergangenen Synoden gemerkt. Das haben wir bei Interviews gemerkt, als erst unlängst ein afrikanischer Kardinal gesagt, er würde lieber verhungern als die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität zu ändern, usw. Also, da ist sicher noch einiges unklar, und da prallen die Emotionen aufeinander. Umso schlimmer ist es dann, wenn ein eigentlich harmloses Interview, das Pater Ansgar Wucherpfennig gegeben hat, quasi in die Mühlen der Verwaltung gerät und dann Konflikte entstehen, wo eigentlich notwendigerweise gar keine entstehen müssten. Das Ganze war wirklich sehr unschön, legt aber den Finger in die Wunde, dass wir also – über die Weltkirche verteilt – keine gemeinsame Sprache haben, um über Homosexualität zu sprechen.

Das hat natürlich hohes Frustrationspotential. Da wird in Deutschland eine Missbrauchsstudie in Auftrag gegeben, von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht; danach geloben die Bischöfe, jetzt ist nichts mehr tabu: Homosexualität, Zölibat, usw. Die große Debatte geht los – und zack! – bei der ersten Bewegung wird wieder alles ausgebremst vom Apparat.

P. Hagenkord: Dementsprechend unglücklich waren auch die Synodenteilnehmer, kann man glaube ich aus dem Nähkästchen plaudern, als die Sache bekannt wurde. Da hieß es dann: Wir reden hier über eine zuhörende Kirche, und dann wird jemand, der genau das macht in Frankfurt – nämlich Homosexuellen zuhören und versuchen, auch eine Bibelinterpretation zu liefern, die vielleicht nicht unbedingt von allen geteilt wird, aber die zumindest ein wissenschaftlicher Beitrag ist zum Thema – einfach sanktioniert. Ja, das hakt. Da läuft nicht alles rund, aber das ist etwas, das ich nicht einer bestimmten Institution vor die Füße legen würde. Das ist in gewisser Weise das Ergebnis des Weitergehens von Kirche. Wenn wir tatsächlich überlegen wollen: wie gehen wir damit um – und das gilt nicht nur für das Thema Homosexualität, es gilt für viele andere Themen –, dann knirscht es und dann knackt es. Es ist eben nicht mehr so, dass Rom vorgeben kann: so machen wir`s, und fertig, das geht eben nicht mehr, sondern es muss viel breiter diskutiert werden. Der Konsens – die katholische Art des Konsenses – muss gefunden werden. Es ist nicht mehr etwas, das von Rom einfach vorgeschrieben werden kann, und das dann einfach nur umgesetzt wird. Die Zeiten sind vorbei. Papst Franziskus nennt das „Synodalität.“ Man kann noch andere Namen dafür finden, aber das ist das, was jetzt dran ist, und dass das eben noch nicht so richtig läuft, das merkt man eben an solchen Geschichten: an Homosexualität, an Missbrauch, an allen möglichen Konfliktthemen, die wir im Augenblick auf der Tagesordnung haben.

In den ersten Pontifikatsjahren hatte man das Gefühl, der Papst kann sich doch weitgehend auf den deutschen Episkopat stützen, auf die deutsche Bischofskonferenz, in seinen Anliegen Synodalität der Kirche, stärkere Dezentralisierung usw. Haben jetzt diese Streitthemen wie Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene, in konfessionsverbindenden Ehen oder die Debatte um Pater Wucherpfennig oder ähnliche Debatten jetzt dafür gesorgt, dass dieser „Honeymoon“ vorbei ist?

 

P. Hagenkord: Das weiß ich nicht. Ich merke schon sehr viel Zustimmung, wenn Bischöfe hier vorbeikommen, wenn man mit ihnen redet. Wobei Papst Franziskus ja niemand ist, der ganz einfach zu entschlüsseln ist. Wir tun ja immer so, als ob er der Bannerträger des liberalen Katholizismus wäre – und das ist er ja nicht. Er hat ja genauso Ecken und Kanten wie alle anderen auch, und weil er eben aus einem anderen Kulturraum kommt, lässt sich das, was er sagt und wie er es sagt, nicht immer 1:1 übersetzen, und das führt eben manchmal zu Verschiebungen. Das haben wir gemerkt bei der Kommunionempfangsdebatte. Da konnten beide „Parteien“ – also diejenigen, die dafür waren; diejenigen, die dagegen waren und sind –  beide Papst Franziskus für sich reklamieren. Es wackelte irgendwie das Schiff, da nicht ganz klar war: was will denn dieser Papst nun? Weil beide irgendwie sagten, sie hätten von ihm etwas bekommen, was sie jeweils unterstützte. Von daher ist es also nicht einfach so übersetzbar. Und auch das ist ja eigentlich etwas Gutes, dass man nicht einfach sagt: ich bin dafür oder ich bin dagegen, sondern dass man letztlich sehen muss, was hilft der Kirche vor Ort. Wir sind keine Papstreligion, sondern wir sind eine Christusreligion. Und von daher ist es ganz gut, dass der Papst ein bisschen aus dem Zentrum rückt und man sich um das Eigentliche mühen muss, und zwar „gemeinsam mit dem Papst.“

Eines der großen Ereignisse im Vatikan in diesem Jahr war die Synode. Auch die haben wir schon angesprochen. Fast ein Monat lang – länger als sonst bei Bischofssynoden üblich – haben Dutzende von Bischöfen aus aller Welt, von Experten, auch von Jugendlichen, in einer Audienzaula viel Emotion, viele Gespräche. Und dann gehen alle wieder auseinander. Was bleibt denn von sowas?

P. Hagenkord: Da musst du sogar weiter ausholen. Es gab ja im Vatikan eine Vorsynode, oder prä-synodale Versammlung, oder wie wir das auch immer nennen wollen, wo sich junge Menschen – im deutschen Sprachraum sind das ja nicht Jugendliche, sondern junge Menschen – zusammengesetzt und sich gefragt haben: was wollen wir eigentlich von der Kirche. Das haben sie aufgeschrieben und es ist in die Synode eingeflossen, es hat das Vorbereitungsdokument geprägt, das dann wiederum das Enddokument geprägt hat. Es war also schon sehr deutlich ein sehr langer Prozess mit Fragebögen usw. Ja, was bleibt: gute Frage. Also wir haben ein Abschlussdokument, das – wie man leider sagen muss – ganzvatikanisch nur auf Italienisch existiert. Das ist irgendwie misslich, dass das nicht umsetzbar ist, weil die meisten Menschen auf diesem Planeten eben nicht Italienisch verstehen. Sehr viele Anstöße sind mitgenommen worden. Wenn man also mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen spricht, auch mit Bischöfen spricht – nicht nur aus unserem Kulturkreis –, dann sieht man, dass sie schon sehr viel mitgenommen haben.

Warum ist das so?

P. Hagenkord: Eben auch deshalb, weil es überkulturell war; weil es aus anderen Bereichen der Welt Rückmeldungen gab, die ein bisschen die eigene Sichtweise auf die Dinge zurechtgerückt hat. Das am häufigsten genannte Thema, das Problem für Jugendliche, war Migration – Armut, Krieg – also alles, was damit zusammenhängt: das ist das große Thema für sehr, sehr viele katholische junge Menschen auf dem Planeten. Das sind nicht – ohne das schlecht machen zu wollen – die Luxusprobleme, die wir haben. Da geht`s ans Existentielle. Und das einfach mal ins rechte Licht zu rücken, nach dem Motto: wo ist denn katholische Kirche heute, das war schon ganz gut. Es hilft auch zur Bewusstseinsbildung. Konkret weitergehen wird es nun wie immer bei einer Synode: erstens warten wir darauf, dass der Papst entscheidet, was er mit diesem Schlussdokument macht; ob er selber noch ein eigenes schreibt, oder ob er es einfach so übernimmt – mit dem Vorwort oder wie auch immer: das ist noch nicht entschieden. Man hört, dass es der Papst auf seinem Schreibtisch liegen hat und noch darüber nachdenkt, wie er damit umgehen will. Und das Zweite ist: wie geht die Ortskirche damit um? Es gibt ja einige Dinge, die im Schlussdokument stehen und wo man noch sehen muss, wie man das genauer umsetzt. Die deutschsprachigen Kirchen haben ja eine starke Jugendpastoral, aber trotzdem kann man darüber nachdenken, ob das alles noch passt.

(vatican news)
 

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15. Dezember 2018, 10:56