Laokoon-Gruppe: In der Winckelmann-Ausstellung würdigen die Vatikanischen Museen den Vater der Kunstgeschichte Laokoon-Gruppe: In der Winckelmann-Ausstellung würdigen die Vatikanischen Museen den Vater der Kunstgeschichte 

Winckelmann: Meisterwerke in den Vatikanischen Museen

Die Vatikanischen Museen widmen sich in ihrer derzeitigen Ausstellung dem als Vater der Kunstgeschichte geltenden Johann Joachim Winckelmann. Diesen hatte es aus Stendal in Sachsen nach Rom gezogen, wo er die Skulpturensammlungen der Päpste in ein ganz neues Licht rückte und damit Generationen von Gelehrten prägte.

Christina Höfferer - Vatikanstadt

Heute widmet sich die Kunsthistorikerin und Archäologin Claudia Valeri in der Abteilung Klassische Antiken in den Vatikanischen Museen dem reichen Kulturerbe, welches Winckelmann so sehr faszinierte. Ausgehend von der Sammlung antiker Skulpturen hat sie die Schau kuratiert: „Die Ausstellung trägt den Titel „Winckelmann. Meisterwerke in den Vatikanischen Museen“. Unser Ziel war es, diese herausragende Persönlichkeit zu ehren, indem wir Werke ins Rampenlicht bringen, die Winckelmann schon hier im Vatikan gesehen hat. Damit haben wir auch Werke in Verbindung gebracht, die Winckelmann im Rom des 18. Jahrhunderts außerhalb der Mauern des Vatikan gesehen hat, und zwar in den Sammlungen der adeligen Familien.“

Hier zum Hören unser Interview:

Für die Vatikanischen Museen ist Winckelmann wichtig, weil die Skulpturensammlung, wie wir sie heute sehen, auf die Schriften und Gedanken dieses Pioniers der Kunstgeschichte zurückgehen.

„Winckelmann ist ein Sachse“, erzählt Claudia Valeri, „in Rom kommt er im Jahr 1755 an. Geboren wurde er in Stendal 1717 in eine sehr bescheidene Familie. Dank eines außergewöhnlichen Talents und einer besonderen Fähigkeit zu arbeiten, und bestimmt auch dank der Hilfe einiger Mäzene, gelingt es ihm jedoch, eine höhere Bildung zu bekommen und eine bemerkenswerte Karriere zu machen.“

Bildung vervollständigen mit dem Menschen- und Weltbild der Griechen und Römer

Schon in Dresden lernte Winckelmann den Kardinal Alberico Archinto kennen, der ihm riet, nach Rom zu reisen, um seine Bildung zu vervollständigen. Um wirklich in die Kultur der Antike einzutauchen, bedurfte es naturgemäß des direkten Kontakts mit den antiken Marmorstatuen, die am besten das Menschen- und Weltbild der Griechen und Römer repräsentieren. Diese Kunstwerke hatte Winckelmann bis zu jenem Moment jedoch nur mittels von Büchern studieren können.

Im Jahr 1775 also traf der Deutsche in Rom ein. Die Schönheit der antiken Zeugnisse, allgegenwärtig in der Stadt, überwältigte ihn sofort – und versetzte ihn in einen Schaffensrausch.

„Als er den Hermes sah und den Apollo...“

„Eine der ersten Besichtigungen, die Winckelmann vornimmt, ist der Cortile del Belvedere. Als er den Hermes sieht und vor allem den Apollo del Belvedere, versteht er sofort, dass es notwendig ist, diese wunderbaren Statuen in eine Ordnung einzufügen. Die Skulpturen waren zwar sehr berühmt, aber sie waren noch nicht systematisch erfasst im Hinblick auf die antike Kunst.“

Seine wichtigste Lehre: Mit den eigenen Augen schauen

Es war genau im Belvedere-Hof, wo Winckelmann die Idee kam, eine Geschichte der antiken Kunst zu schreiben. Dieses grundlegende Werk begründete seinen nachhaltigen Weltruf. Der Titel des epochalen Werkes lautet: „Geschichte der Kunst des Altertums“. Die intellektuelle Gemeinschaft erkannte sofort die herausragende Qualität dieses Buchs, das umgehend in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Winckelmann gilt als der Begründer des Neoklassizismus. Er wird auch der Vater der Archäologie genannt, und auch der Kunstgeschichte. Eine seiner wichtigsten Lehren besteht darin, mit den eigenen Augen zu schauen. 

Frei von Vorurteilen und vorgefassten Lehrmeinung soll die Kunst mit den eigenen Augen betrachtet werden. Diese Grundregel der Kunstgeschichte ist noch heute gültig und geht zurück auf den Sachsen in Rom. Genau beobachtet soll werden, immer wieder solle man in die Sammlungen zurückkehren, um noch mehr Details und einen noch größeren Überblick zu gewinnen. Vor den Skulpturen und antiken Gegenständen sollen sich Fragen ergeben, und diese führen zu einer immer tiefer gehenden Erkenntnis über das, was die Kunst über die Jahrhunderte hinweg mitzuteilen hat.

(vatican news)

 

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19. November 2018, 09:52