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„Synode hat mich ermutigt, ehrgeiziger zu denken“

Der irische Erzbischof Eamon Martin hat sich bei der Synode nach eigenen Worten zu einem neuen Weg des Miteinbeziehens junger Menschen entschlossen. Der Erzbischof von Armagh und Primas von Irland sagte am Freitag vor Journalisten in Rom auch, das Thema Missbrauch sei am Beginn der Synode sehr stark vertreten gewesen.

Alle hätten das Gefühl gehabt, „wir müssen über dieses Thema sprechen, bevor wir wirklich über irgendetwas anderes sprechen können, was mit Jugendlichen zu tun hat“, so der Ire. „Die Synodenväter wollten wirklich über diese Wunde in der Seite der Kirche sprechen und es auch benennen als Thema, das junge Leute verstört, das die Kirche verstört, das Eltern verstört, besonders Mütter.“ Als das Thema benannt und der Wunsch geäußert war, es prominent im Schlussdokument wiederzufinden, habe man vorangehen können, sagte Martin.

Hier zum Hören:

Die Kirche werde und dürfe das Thema sexueller Gewalt gegen Minderjährige aber nicht hinter sich lassen. „Denn Leute, die durch Missbrauch traumatisiert wurden, können das auch nicht hinter sich lassen. Sie tragen das ihr Leben lang mit. Deshalb sollen wir das auch tun.“

 

Ohne Erwartungen gekommen, inspiriert abreisend

 

Erzbischof Martin bekannte, er sei ohne große Erwartungen an die Synode nach Rom gekommen. Im vorbereitenden Dokument habe es ihm an Heiligem Geist gefehlt; der habe aber dann in der Synode gewirkt, und nun reise er bereichert und inspiriert wieder ab. Neuen Wein füllt man nicht in alte Schläuche, sonst zerreißen sie, und der Wein geht verloren: dieses Gleichnis Jesu sei ihm in den Sinn gekommen, sagte der irische Primas.

„Persönlich gesprochen: Ich habe lange versucht, den Dienst an jungen Menschen hineinzupressen in eine alte Art zu denken, ein Instandhaltungsdenken“

„Persönlich gesprochen: Ich habe lange versucht, den Dienst an jungen Menschen hineinzupressen in eine alte Art zu denken, ein Instandhaltungsdenken. Wir haben unsere Strukturen in der Kirche und unsere Art, wie wir Dinge tun, und wir müssen irgendwie versuchen, unsere jungen Leute zu kriegen und sie hineinzudrängen in diese alte Art zu denken und in die alte Art, die Dinge zu tun.“

Die Synode habe ihn dazu ermutigt, „etwas ehrgeiziger zu denken und mich auf neue Art auf Jugendliche einzulassen“, fuhr der Erzbischof fort.

Kenne ich solche Leute auch bei mir zu Hause?

„Sie zu hören, mit ihnen zu gehen – und sie dann zu ermutigen, Missionare ihrer Freunde zu werden. Wir haben einige wundervolle junge Menschen gehört, und während der Synode dachte ich: Kenne ich solche Leute auch bei mir zu Hause? Die Antwort ist ja. Ermutige ich sie genug? Nein. Befähige ich sie dazu, ihre Rolle als junge Menschen in der Kirche auszuüben? Nicht genug. Deshalb muss ich zurück nach Hause gehen und Wege suchen, Pfarreien neu zu denken, Diözesen neu zu denken, sogar unsere Bischofskonferenz neu zu denken. Wie kann ich mehr von diesen talentierten, beredten, glaubenserfüllten jungen Leuten ins tägliche Leben und in entscheidungsrelevante Rollen in meiner Kirche zu Hause bringen?“

„Ich muss Wege suchen, um Pfarreien neu zu denken, Diözesen neu zu denken, sogar unsere Bischofskonferenz neu zu denken“

Zugleich warnte Martin davor, Lehrinhalte oder die Disziplin der Kirche aufzuweichen. Die Aufgabe der Synode sei es nicht gewesen, die Haltung der Kirche zur Sexualität oder zum Zölibat zu ändern.

„Wenn die Kirche einfach nach Moden schielt und dies und das ändert in der Hoffnung, dass das irgendwie mehr junge Leute anzieht, dann wird das nicht funktionieren. Die Kirche muss klar und furchtlose eine Botschaft präsentieren, die manchmal gegen den Strich dessen geht, was junge Leute anderswo erfahren und hören.“

(vatican news – gs)

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26. Oktober 2018, 15:14