Archivbild: Zu Beginn der Polenreise feierte der Münchener Erzbischof die Eucharistie in der Kirche der Heiligen Brygida Archivbild: Zu Beginn der Polenreise feierte der Münchener Erzbischof die Eucharistie in der Kirche der Heiligen Brygida 

Marx: Nationalismus und Christentum passen nicht zusammen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, betont auf seiner Polenreise die Notwendigkeit an der Einheit Europas zu arbeiten und würdigt die Freiheitsbewegung Solidarnosc.

Im gemeinsamen Interview von Katholischer Nachrichten-Agentur und Deutscher Welle in Danzig (Gdansk) betonte Marx: „Der Glaube sagt uns: Wir gehören zu einer Menschheitsfamilie. Patriotismus ist gut, aber Nationalismus ist nicht katholisch". Übersteigertes Nationalgefühl sei eine der größten Ursachen von Kriegen, erinnerte Marx. Gegen aufkeimenden Nationalismus müsse sich die Kirche einmischen und statt dessen Hoffnung verbreiten.

Europa laufe nicht von selbst, so der Kardinal und die Kirche dürfe „nie aufhören, an der Einheit Europas zu arbeiten". Freiheit, Frieden und Demokratie bezeichnete er als ein „Gesamtkunstwerk", für das man sich ständig einsetzen müsse.

 

Europäische Solidarität mit Migranten

 

Europäische Solidarität ist aus Sicht des Münchner Erzbischofs vor allem in der Flüchtlings- und Migrationspolitik wichtig. Hier müsse der Kontinent „gemeinsame Grundlinien" entwickeln und auch mit den Herkunftsländern der Migranten Solidarität zeigen. - Marx äußerte sich bei einem Besuch in Danzig im Gedenken an die Oppositionsbewegung Solidarnosc ("Solidarität") aus den 80er Jahren.

„Unsere Zukunft ist Gemeinsamkeit“

Bei einem Vortrag am Donnerstagabend in Danzig sagte Marx, dass das Projekt Europa „eines der großen Friedensprojekte" sei und sich keineswegs gegen Patriotismus wende. Aber: Zur „Ethik der Solidarität" gehöre, dass man zusammen wirke. „Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für die Welt", sagte der Kardinal. Es müssten die gemeinsamen Interessen aller Menschen im Blick behalten werden. „Unsere Zukunft ist Gemeinsamkeit", so Marx wörtlich.

Die Kirche stehe auf der Seite der Freiheit und der Menschheitsfamilie: „Jeder Mensch ist zu schützen, weil er Mensch ist." In diesem Zusammenhang habe auch die Kirche die Aufgabe, Menschen zusammenzuführen, betonte der Kardinal.

 

Patriotismus und Weltoffenheit gehen zusammen

 

So habe der aus Polen stammende Papst Johannes Paul II. gezeigt, dass Kirche ein Instrument für Frieden und Versöhnung sei. Das müsse auch heute gelebt werden. Der heiliggesprochene Papst habe Patriotismus und Weltoffenheit zusammengebracht. Marx sagte, die Kirche habe eine „große Aufgabe" in einer Welt, in der es Hass und ein Auseinanderbrechen gebe. Eine freie Gesellschaft müsse Unterschiede aushalten, auch wenn sie groß seien.

Die Demokratie sei eine „komplexe Regierungsform", sagte Marx. Ihre Zukunft liege darin, Freiheit und Verantwortung als Grundlagen zu sehen. Es brauche mehr als eine Abstimmung alle vier Jahre. Wichtig sei, aufeinander zu hören und Solidarität zu leben. Aber Solidarität dürfe nie eine Solidarität auf Kosten Dritter sein.

Mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte nannte es Marx einen „Skandal", dass Menschen im Mittelmeer ertrinken. Er erwarte Engagement auch von Regierungen, die sich als christlich betrachteten.

Kurz vor dem 38. Jahrestag der Unterzeichnung des Danziger Abkommens und der offiziellen Anerkennung der Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität) hatte Marx bereits am Donnerstagvormittag die Freiheitsbestrebungen in Polen in den 1980er Jahren gewürdigt.
Die Deutsche Bischofskonferenz sieht den Akzent der Reise auf der Würdigung des zentralen Beitrags Polens zur europäischen Freiheitsgeschichte. Auch die Beziehungen zwischen den Kirchen sollen weiter vertieft werden.
(kap/kna - ck)

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01. September 2018, 12:23