Erzbischof Gänswein, hier an der seite von Papst Franziskus Erzbischof Gänswein, hier an der seite von Papst Franziskus 

Erzbischof Gänswein sieht Stunde der Laien in der Kirche gekommen

In der Krise der katholischen Kirche wegen Missbrauchs hat nach Ansicht von Kurienerzbischof Georg Gänswein „die Stunde der souveränen Laien geschlagen". Nachdem die Kirche von innen angegriffen worden sei, brauche es profilierte Gläubige, die christliche Werte bewahren und Dinge beim Namen nennen, so Gänswein bei der Vorstellung des Buches „Die Benedikt-Option" des amerikanischen Journalisten Rod Dreher am Dienstag in Rom.

Die Lektüre habe ihm in den vergangenen Wochen „viel Trost" gegeben, so der Präfekt des Päpstlichen Hauses, der auf Einladung der italienischen Stiftung „Fondazione de Gasperi" in der italienischen Abgeordnetenkammer sprach. Drehers „Strategie für Christen in einer nachchristlichen Gesellschaft", wie es im Untertitel heißt, gleiche einer „Anleitung zum Bau einer Arche", weil es keinen Staudamm gebe, „mit dem sich die große Flut noch aufhalten ließe, die dabei ist, das alte christliche Abendland zu überschwemmen".

Dreher selbst äußerte bei der Buchvorstellung die Ansicht, in einer „fragmentierten Gesellschaft" sei ein Konsens in wichtigen Fragen unmöglich, da es keine gemeinsamen Grundüberzeugungen mehr gebe. Als Beispiel nannte er die Debatte um die gleichgeschlechtliche Ehe in den USA. Man stehe am Beginn eines „dunklen Zeitalters", in dem die „Ruinen der Vergangenheit" von „kultivierten Barbaren" überrannt würden. Wie die ersten Benediktinermönche im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter hätten Christen heute die Aufgabe, sich zu Gemeinschaften zusammenzuschließen. In diesen sollten sie das kulturelle Gedächtnis bewahren und die Grundlagen für ein Wiedererstehen der Zivilisation legen.

Drehers Buch wird international kontrovers diskutiert. Der Chefredakteur der Jesuitenzeitschrift „Civilta Cattolica", Antonio Spadaro, kritisierte eine dem Buch zugrundeliegende Festungsmentalität. Eine Kirche, die „sich von einer Gesellschaft eingeschlossen fühlt, gegen die sie kämpfen muss", entspreche nicht der Auffassung von Papst Franziskus. Dreher betonte in Rom, Kritiker wie Spadaro stellten sein Buch falsch dar. Er rufe nicht zum Rückzug aus der Gesellschaft auf und stelle auch keine politischen Forderungen.

(kna – gs)

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12. September 2018, 13:24