Kardinal Jean-Louis Tauran in einer Begegnung im Dialog mit der muslimischen Welt Kardinal Jean-Louis Tauran in einer Begegnung im Dialog mit der muslimischen Welt 

Kardinal Tauran ist tot

Der französische Kurienkardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, ist verstorben. Er war 75 Jahre alt und litt seit Jahren an Parkinson.

Der Tod ereilte ihn am Donnerstagnachmittag in Connecticut in den Vereinigten Staaten, wohin er zu einer Therapie gereist war. Im März 2013 war Kardinal Tauran es gewesen, der die Wahl von Papst Franziskus von der Mittelloggia des Petersdoms aus verkündet hatte.

Papst Franziskus schickte ein Beileidstelegramm an die Angehörigen des Verstorbenen in Frankreich. Darin würdigte er den Kardinal als „Mann von tiefem Glauben, der der Kirche Christi trotz der Last der Krankheit mutig bis zum Ende gedient hat“. Tauran habe „das Leben der Weltkirche tief geprägt“ und sei „ein geschätzter Berater“ gewesen, „insbesondere dank der Beziehungen, die er mit der muslimischen Welt aufbaute“.

Jean-Louis Tauran war ein Spitzendiplomat im Auftrag der Päpste gewesen. Am 5. April 1943 in Bordeaux geboren, empfing er 1969 nach Studien in seiner Heimatstadt und in Rom die Priesterweihe.

 

Diplomat der Kirche seit 1975

 

1975 trat Tauran in den Dienst des Heiligen Stuhles ein. Er wirkte unter anderem in der Dominikanischen Republik und im Libanon und vertrat die katholische Kirche in zahlreichen Konferenzen in Fragen der Abrüstung. 1990 wurde er Sekretär der Abteilung für die Beziehungen mit den Staaten und empfing die Bischofsweihe aus den Händen von Papst Johannes Paul II. In folgenden 13 Jahren führte der französische Erzbischof zahlreiche Missionen im Ausland durch und leitete die Delegation des Heiligen Stuhls auf zahlreichen internationalen Konferenzen.

2003 wurde er, bereits als Kardinal, zum Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche ernannt, 2007 berief Papst Benedikt XVI. ihn zum Präsidenten des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.

Kardinal Tauran galt als profunder Kenner seines Fachgebiets, zumal des Dialogs mit der muslimischen Welt. Noch im vergangenen April besuchte er Saudi-Arabien und erinnerte daran, dass das, „was uns alle bedroht, nicht der Kampf der Kulturen ist, sondern Ignoranz und Radikalismen. Wissen bedeutet, sich selbst zu erkennen.“ Die Zukunft liege in der Bildung. Christen dürften in der muslimischen Welt nicht als Bürger zweiter Klasse betrachtet werden.

Nach Taurans Tod setzt sich das Kardinalskollegium nunmehr als 225 Kardinälen zusammen. 124 von ihnen sind unter 80 Jahre alt und würden somit im Fall einer Sedisvakanz den nächsten Papst wählen.

(Vatican News – gs)

 

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06. Juli 2018, 09:45