Kardinal Anders Arborelius im Interview mit Vatican News Kardinal Anders Arborelius im Interview mit Vatican News 

Kardinal Arborelius: „Wir müssen Geduld miteinander haben“

Einst war er Protestant – jetzt ist Lars Anders Aborelius aus Schweden als Kardinal zum Ad-limina-Besuch beim Papst in Rom. Mit uns hat er über diese Reise nach Rom gesprochen und erklärt, warum der Kommunionstreit in Schweden eine weniger große Rolle spielt und welche Lösung er sich wünscht.

Marion Sendker und Renardo Schlegelmilch - Vatikanstadt

In Schweden selbst gebe es viele Mischehen, berichtet Kardinal Arborelius im Gespräch mit Vatican News. Das Thema müsste deswegen grundsätzlich auch im Norden hoch im Kurs stehen und für Aufregung sorgen.

Dem sei aber nicht so, der Kommunionstreit werde in der schwedischen Öffentlichkeit nur wenig diskutiert. Warum? Das habe ganz praktische Gründe, so der Kardinal:

„Die meisten Katholiken sind dann mit nicht praktizierenden Protestanten verheiratet. Also ist es keine große Frage bei uns. Natürlich gibt es evangelische Christen, die gern zur Kommunion gehen wollen.“

Zum Nachhören

Lösung für Weltkirche gesucht

 

Die Frage, inwiefern auch Protestanten, die mit Katholiken verheiratet sind, zur Kommunion gehen dürfen, sei zwar eine vor allem deutsche und für die deutsche Kirche typische Diskussion, die Kernfrage betreffe aber die ganze Kirche – weltweit, betonte er.

„„Einige gehen vorwärts und andere gehen etwas langsamer.““

„In einigen Ländern ist das ein großes Problem, in anderen nicht. Es ist ja so, dass die Situation in der Kirche immer sehr unterschiedlich ist. Darum müssen wir Geduld miteinander haben, dass einige etwas vorwärts gehen und andere etwas, ja, langsamer gehen.“

Was rät er den Deutschen?

 

Natürlich könne er den Deutschen nicht sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Die Frage sei komplex. Kardinal Arborelius betonte aber, dass er sich wünsche, dass die Weltkirche gemeinsam zu einer einheitlichen Lösung kommt.

Wenn im einen Land diese und im anderen Land jene Regeln gelten – das hält der erste Kardinal Schwedens, der übrigens einer der wichtigsten Berater des Heiligen Stuhls in Sachen Ökumene ist – für „schwierig“.

Weiteres Thema beim Papst: Flüchtlinge in Schweden

 

Ein anderes Thema im Rahmen des ad-Limina-Besuchs der nordischen Bischöfe beim Papst war die Situation der Flüchtlinge in Schweden: Kaum ein anderes Land in Europa nahm in Relation zur Bevölkerungszahl so viele Menschen auf.

[ „Das ist für die Kirche sehr traurig, denn die Kirche hat ja immer die Immigranten und Einwanderer willkommen heißen wollen.“ ]

Schweden galt lange als Vorbild in Sachen Integration und Willkommenskultur. Aber die Situation habe sich geändert – nicht nur in Europa, auch in Schweden, sagt Kardinal Aborelius:

„Es gibt in Europa ja überall eine neue, nationalistische Bewegung. Diese Gruppen, die mehr und mehr Einfluss bekommen auch in den anderen Parteien, sie können es nicht leiden, dass neue Menschen kommen. Das ist für die Kirche sehr traurig, denn die Kirche hat ja immer die Immigranten und Einwanderer willkommen heißen wollen.“

Katholiken müssen die Menschen erstmal finden

 

Die größte Herausforderung für die Kirche in Schweden sei es, die Menschen, die ankommen, überhaupt zu finden, sagt er. Denn die Katholiken leben in dem Land in der Diaspora: Knapp zwei Prozent der Schweden sind überhaupt katholisch.

„Wir sind nicht überall anwesend in Schweden. Manchmal bekommen wir Hilfe von anderen Kirchengemeinschaften, die auch sehr willkommensheißend sind und den Menschen helfen. Aber die meisten von uns in Schweden kommen aus anderen Ländern.“

„„Wir müssen uns alle aneinander anpassen.““

Integration funktioniert für den Kardinal aus Schweden nur, wenn beide Seiten mitmachen:

„Man kann nicht nur die Neuen fragen: ‚Ihr müsst euch anpassen!‘ Wir müssen uns alle aneinander anpassen.

Im Vergleich zur Kirche in Deutschland haben die Katholiken in Schweden hier einen Vorteil, denn:  „Wir sind es mehr gewohnt, dass die Priester keine Schweden sind, in Deutschland ist es ja umgekehrt. In dem Sinne ist es vielleicht einfacher für uns, sich an die neue Situation anzupassen.“

Papst will klare Worte

 

Noch bis Mitte dieser Woche sind Kardinal Arborelius, die nordischen Bischöfe und deren Generalsekretärin zu Gast in Rom. Einige Gespräche mit dem Papst stehen noch aus.

Der hatte ihnen ganz zu Beginn des Besuchs schon klar gemacht, dass er ein offenes Ohr für die Gruppe hat und wissen will, was sie denken, so Kardinal Arborelius: „Ja, er war ja sehr persönlich und hat gesagt: ‚Sie können ganz offen mit mir sprechen und sich auch kritisch äußern. Hier ist es erlaubt, den Papst zu kritisieren – aber nicht außerhalb dieses Zimmers!‘ Es war also auch ein bisschen scherzhaft und gemütlich. Für diese persönliche Begegnung waren wir sehr dankbar.“

 

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10. Juni 2018, 14:47