Der Papst mit Kardinal Rodríguez Maradiaga, der den Kardinalsrat koordiniert Der Papst mit Kardinal Rodríguez Maradiaga, der den Kardinalsrat koordiniert 

Kardinalsrat: 25 Reformen in fünf Jahren

Vor fünf Jahren hat Franziskus, kurz nach seiner Wahl zum Papst, einen Kardinalsrat gegründet, der ihn bei den Reformen im Vatikan und der Weltkirche berät. Und was haben die Herren des sogenannten K-9 in all den Jahren alles geleistet? Auf diese Frage antworten sie jetzt selbst – in einem siebenseitigen Dokument, das sie am Mittwochabend veröffentlicht haben.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das Wichtigste zuerst: Die Reform-Kardinäle, die aus vielen Teilen der Welt kommen und sich regelmäßig zu Sitzungen mit dem Papst in Rom treffen, haben den Entwurf für ein neues Grundgesetz des Heiligen Stuhls fertiggestellt. Die Skizze einer solchen sogenannten „Apostolischen Konstitution“ liegen jetzt dem Papst zur Prüfung vor.

Hier zum Nachhören

Aber das war nur ein Baustein der Reform, die – wie die Kardinäle betonen – längst begonnen hat und von der längst einiges ins Werk gesetzt wurde. Mit etwas ermüdender Detailfreude zeichnet das Gremium, zu dem auch der deutsche Kardinal Reinhard Marx gehört, das auf den bisherigen Sitzungen Geleistete nach, angefangen vom ersten Zusammentreten des Rates am 1. Oktober 2013 bis zur 25. Tagungsrunde von Montag bis Mittwoch dieser Woche. Mehr als 140 „offizielle Sitzungen“ ergibt das, und fast immer war der Papst dabei.

Hundert Dossiers durchgeackert

 

Schon vor dem offiziellen Arbeitsbeginn haben die Mitglieder des Kardinalsrates, wie sie stolz vermerken, „etwa hundert Dossiers“ durchgeackert. „Von Anfang an wurden alle Papiere unter den Herren Kardinälen über Diplomatenpost und auch per Email ausgetauscht.“

Bei ihren Reformbemühungen lässt sich der K-9 von den Prinzipien leiten, die der Papst vorgibt. Einige dieser Prinzipien listet das Papier auf: Professionalität gehört dazu, Dienst an der Weltkirche und den Ortskirchen, auch die Heiligkeit des Lebens.

„Kuriale Krankheiten? Schon die Wüstenväter erstellten solche Listen“

Ausdrücklich bezieht sich das Papier übrigens auf die berüchtigte Weihnachtsansprache, die Franziskus 2014 an die Römische Kurie hielt und die vielerorts als Scheltrede wahrgenommen wurde. Franziskus habe sich bei der Aufzählung „kurialer Krankheiten“ „an den Wüstenvätern orientiert, die ebenfalls Krankheits-Kataloge aufstellten“, erklärt der K-9.

Als sein wichtigstes „inspirierendes Prinzip“ benennt der Rat den missionarischen Impetus der Kirche. Bei seinen Überlegungen versuche er, Tradition (also „Treue zur Geschichte und zur Kontinuität mit dem Vergangenen“) mit „Aggiornamento“ und Koordinierung ins Gleichgewicht zu bringen.

Koordinierung heißt vor allem Vereinfachung

 

Dem Bereich des „Aggiornamento“ (Verheutigung, ein Begriff des hl. Konzilspapstes Johannes XXIII.) ordnet er das Kommunikations-Dikasterium zu, zu dem auch Vatican News, also unsere Wenigkeit, gehört. Die Medienreform sei für den Papst geradezu „ein Test für die Reform der Römischen Kurie“. Auch der neue Wirtschaftsrat und das neue Wirtschafts-Sekretariat des Vatikans findet sich hier unter dem Label „Aggiornamento“.

Unter Koordinierung wiederum stellen sich die Herren (eigentlich kann man sie ja „Ratsherren“ nennen) vor allem „Vereinfachung“ vor, also vor allem das Zusammenlegen verschiedener Vatikaneinrichtungen zu einem neuen Ganzen.

Los ging's mit Reformen im Finanzbereich

 

Den Löwenanteil des Dokuments macht eine Übersicht über die in den letzten fünf Jahren angestoßenen oder durchgeführten Reformen aus: Es sind 25, also fünf pro Jahr. Hier finden sich zunächst vor allem die Neuorganisation des Finanz- und Wirtschaftswesens im Vatikan, dann die Einrichtung einer Missbrauchs-Kommission im März 2014, ab Sommer 2015 die Medienreform sowie die Vereinfachung des Prozesses zur Annullierung von Ehen, ab 2016 dann die Einrichtung neuer Dikasterien (angefangen mit dem für Laien, Familie und Leben).

Für 2017 stechen auf der Liste Änderungen bei Selig- und Heiligsprechungen hervor sowie die Gründung einer Dritten Abteilung im Staatssekretariat, zuständig für die Nuntien.

Ein Schlusswort fehlt dem Text: Die aufgelisteten Reformen sollen für sich selbst sprechen.

(vatican news)
 

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14. Juni 2018, 11:01