Einige der Autorinnen der Meditationen für die Via Crucis am Kolosseum 2018 Einige der Autorinnen der Meditationen für die Via Crucis am Kolosseum 2018 

Kreuzwegmeditationen: Eine „sehr persönliche“ Angelegenheit

Eine Bischofssynode zum Thema Jugend und Berufungsunterscheidung und eine vorsynodale Versammlung, die sich erstmals in der Geschichte der Kirche hauptsächlich aus Jugendlichen zusammengesetzt hat: das Jahr 2018 wird im Vatikan von Jugendlichen skandiert. Insofern war es eigentlich nur folgerichtig, auch einen wichtigen Abschnitt der liturgischen Vorbereitung auf das Osterfest in die Hände junger Menschen zu legen.

Christine Seuss und Manuelle Affejee - Vatikanstadt

Es sind zwölf Mädchen und drei Jungen, welche die Texte zu den 14 Stationen der diesjährigen Via Crucis am Kolosseum geschrieben haben. Die jungen Menschen erleben in ihren Meditationen die Passion Christi als Augenzeugen mit und schaffen eine Verbindung der Ereignisse mit der Welt von heute, bestimmt durch Teilnahmslosigkeit, die Unfähigkeit, kritische Stimmen zu hören, und die erbarmungslosen Beziehungen in der virtuellen Welt der Social Networks. Die Autoren wurden durch den Religionslehrer Andrea Monda koordiniert. Doch wie haben die jungen Autoren auf die Bitte reagiert, eine Station des diesjährigen Kreuzwegs zu verfassen? 

„Mit großer Überraschung. Denn das ist eine wichtige Aufgabe, die Meditationen wurden bislang eigentlich immer von Theologen, Schriftstellern oder Dichtern geschrieben. Deshalb haben wir jungen Menschen auch eine ziemliche Verantwortung auf unseren Schultern gespürt. Aber wir haben sie auch dank der Hilfe von Professor Monda, der uns bei der Verschriftlichung angeleitet hat, mit Mut und Optimismus angenommen“, sagte uns Sofia, die die Mediation zur Achten Station geschrieben hat. Dort nähern sich die Frauen von Jerusalem Jesus, der sie mit harten, aber aufrichtigen Worten ermahnt. Diese Szene deutlich vor ihrem inneren Auge zu haben, erzählt Sofia, habe sie beim Verfassen der Meditation inspiriert.

„Ich wollte unterstreichen, wie Jesus zu den Frauen redet, denn er spricht zu ihnen mit einer Mahnung, hart, aber wahrhaftig“

„Was mich beeindruckt hat, war sicher diese Bewegung der Frauen, die sich aus der Menge gelöst haben, um Jesus entgegen zu gehen. Also diese Bewegung auf der Suche nach Hilfe. Ich wollte unterstreichen, wie Jesus zu den Frauen redet, denn er spricht zu ihnen mit einer Mahnung, hart, aber wahrhaftig.“ In der heutigen Gesellschaft, betont die Autorin, sei es allzu normal geworden, dass man sich gegenseitig ausweiche, dem anderen auch unbequeme Wahrheiten nicht zumuten wolle. „Jesus hingegen ist klar, er ermahnt nicht, um zu verurteilen oder um anzuschuldigen, sondern er will die Frauen auf den rechten Weg bringen. Und dieser Aspekt, diese Großherzigkeit Jesu hat mich sehr stark beeindruckt.“ „Wie ein Vater“, so schreibt Sofia in ihrer Mediation, habe Jesus die Frauen angesprochen. „Und ich fühle diese Figur sehr stark. Denn oft sehen wir Jesus oder Gott als abstrakte Figuren, weit weg, wie auf einem Thron, aber richtig ist, dass Gott ein Wesen ist, das jeden Tag erfahren werden muss, genauso lebendig wie präsent.“

„Und dieses ,was du willst, soll geschehen´ fehlt in mir, so wie es in allen anderen fehlt“

Es sei die Erfahrung von Demut und Gehorsam, mit denen Jesus seinem grausamen Schicksal entgegen geht, die ihr und ihren Mitautoren besonders unter die Haut gegangen sei, vertraut uns Sofia mit einem selbstkritischen Blick auf jugendliche, manchmal wohl auch sinnbefreite, Rebellionskomplexe an. „Jesus hingegen akzeptiert das, was der Vater ihm sagt mit Mut. Wir haben am Palmsonntag gesehen, wie Jesus Gott darum bittet, den Kelch an ihm vorüber gehen zu lassen, doch auch sagt: was du willst, soll geschehen. Und dieses ,was du willst, soll geschehen´ fehlt in mir, so wie es in allen anderen fehlt.“

„Ich habe das als sehr persönlich erlebt“

Überhaupt sei die Abfassung der Meditation eine sehr intime Angelegenheit, lässt Sofia uns am Entstehungsprozess des Textes teilhaben, den wir am Karfreitag lebendig in Szene gesetzt mitverfolgen können. Sie habe sich an den Küchentisch gesetzt, an ihre eigenen Erfahrungen mit der Via Crucis und die behandelte Bibelstelle gedacht – und dann in einem Zug die erste Version ihrer Meditation verfasst. „Ich habe das als sehr persönlich erlebt. Ich habe mich in die Szene hineinversetzt und habe einen Aspekt von mir ans Licht gezogen, der sehr verborgen ist. Deshalb, daran zu denken, dass das, was ich verfasst habe, vor der ganzen Welt erscheinen wird, erschreckt mich etwas. Denn es ist eine verletzliche Seite an mir, die ich vor die Augen Jesu getragen habe.“

(vatican news)

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26. März 2018, 15:31