Schafft fruchtbaren Boden für Dialog: Papst Franziskus Schafft fruchtbaren Boden für Dialog: Papst Franziskus 

Vatikan: Papst schafft Gesprächskomitee mit Evangelikalen

Papst Franziskus hat einen guten Draht mit evangelikalen Kirchen. Das bestätigen auch Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz, die an diesem Donnerstagmorgen den Papst im Vatikan getroffen haben.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Der deutsche Theologe Thomas Schirrmacher ist stellvertretender Generalsekretär der Allianz und war beim Treffen mit Franziskus dabei. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont Schirrmacher kurz vor der Audienz, dass die Zusammenarbeit mit dem Papst bisher sehr viele positive Früchte hervorgebracht hat.

„In der heutigen Audienz unseres Generalsekretärs (Bischof Efraim Tendero, Anm. d. Red.) mit Papst Franziskus geht es um einen Vorschlag des Papstes, ein ständiges Komitee zu haben, das die ganzen Arbeiten und Gespräche koordiniert. Die katholische Kirche ist natürlich die größte Kirche der Welt mit 1,2 Milliarden Christen. Wir können nicht genau sagen, wie viele es bei uns sind. Die Zahl schwankt zwischen 600 Millionen und 900 Millionen Gläubigen. Während auf der einen Seite unsere Theologen gründlich aufarbeiten, was wir gemeinsam haben und was uns noch trennt, gibt es andererseits eine große Kooperation im Bereich sozialer Fragen und Menschenrechte. Es geht auch um das Bild nach außen, denn das, was Jesus Christus in die Welt gebracht hat, kommt nicht in vielen Varianten daher, sondern es soll deutlich werden, dass es immer um das gleiche geht.“

„Mit Papst Franziskus Annäherung im Dialog“

Mit Papst Franziskus hat sich der Dialog „durchaus stark verändert“, gibt Schirrmacher zu. Dies sei innerhalb der evangelikalen Kirchen nicht überall gleich positiv wahrgenommen worden. So haben erst kürzlich einige lokale Vereinigungen einen offenen Brief an die Vertreter der Weltweiten Evangelischen Allianz geschrieben, in dem sie die Mutterorganisation zu großer Kritiklosigkeit gegenüber dem Vatikan und dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) bezichtigen. Schirrmacher:

„Die Kontakte zwischen der Weltweiten Evangelischen Allianz und dem Vatikan sind sehr alt, andererseits muss man sagen, dass sich unter Papst Franziskus durchaus etwas geändert hat. Das hat jedoch vor allem im praktischen Bereich folgen: früher mussten wir monatelang auf eine Papstaudienz warten, jetzt können wir praktisch ein und ausgehen. Damit kann man auch sehr niederschwellige Angelegenheiten sehr schnell besprechen. Dazu kommt, dass sich generell in vielen Ländern das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den Evangelikalen entspannt hat. Mir ist durchaus bewusst, dass es in Ländern wie beispielsweise Brasilien noch einiges aufzuarbeiten gibt. Die positive Entwicklung hängt aber damit zusammen, dass die Religionsfreiheit insgesamt zugenommen hat, das bedeutet für unsere Kirchen auf beiden Seiten die Auseinandersetzung im theologischen Bereich in der Diskussion lassen und nicht mehr uns mit Hilfe des Staates gegenseitig zwicken.“

„Fortschritte, aber auch bestehende theologische Hindernisse“

Hürden seien von vorhanden, deshalb seien die Gespräche auch sinnvoll. Schirrmacher nennt die Hindernisse auch beim Namen:

„Die klassischen Unterschiede sind natürlich noch da. Es gibt Fortschritte wie beispielsweise die Rechtfertigungslehre. Es gibt aber Bereiche, da haben wir noch gar nicht angefangen, darüber zu sprechen. Ich denke an die Frage um Maria. Das sind Themen, die vor allem in katholisch geprägten Ländern für Protestanten sehr schwerwiegend sind.“

Was jedoch nicht trennt, ist die „Ökumene der Märtyrer“ – oder auch „Ökumene des Blutes“ genannt. Papst Franziskus habe immer wieder hervorgehoben, dass bei der Christenverfolgung in der Welt kein Unterschied dabei gemacht werde, welcher Konfession die Opfer angehörten.

„In den Kirchen, die an Christenverfolgung leiden, macht die Ökumene beachtliche Fortschritte. Gerade evangelikale Christen haben großen Respekt vor anderen Christen, die wegen ihres Glauben leiden müssen. Es fällt mittlerweile wirklich schwer, das zu sagen, was man vielleicht noch vor zweihundert Jahren sagte, nämlich dass die Opfer anderer Konfessionen gar nicht richtige Christen seien.“

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14. Dezember 2017, 12:00