Papst Leo XIV.: „Schon Kinder können Brückenbauer sein“
Mario Galgano - Vatikanstadt
Papst Leo XIV. hatte am 3. Juli in der Audienzhalle im Vatikan Kinder des Sommerlagers „Estate Ragazzi“ sowie rund 300 junge Gäste aus der Ukraine empfangen, die derzeit von der Caritas Italien betreut werden. Die sechste Ausgabe des Ferienprogramms steht unter dem Motto: „Wenn der Andere alles ist“. Der Papst beantwortete in freier Rede Fragen von drei Kindern und sprach über Themen wie Gottesdienst, Freundschaft, Respekt und Frieden.
Als Erste sprach Giulia den Papst an und fragte, ob er als Kind zur Messe gegangen sei. „Natürlich!“, antwortete Leo XIV. spontan. In Erinnerung an seine Kindheit berichtete der Papst von seiner Zeit als Ministrant in Chicago, von Frühmessen und der Erfahrung, Jesus als besten Freund zu begegnen. Die Sprache sei zweitrangig gewesen – entscheidend sei die Gemeinschaft mit anderen Kindern in der Liturgie:
„Jeden Sonntag, immer, mit Mama und Papa.“ Dann erinnerte er sich an seine Kindheit in Chicago: „Ab etwa sechs Jahren war ich auch Ministrant in der Pfarrei. Vor dem Unterricht, in der Pfarrschule, war morgens um halb sieben Messe, und Mama hat uns immer geweckt und gesagt: ‚Gehen wir zur Messe.‘“ Ihm habe es gefallen, die Messe zu dienen, denn er habe früh gelernt, dass Jesus nahe ist, dass er der beste Freund sei – „und dass die Messe ein Weg war, diesen Freund zu finden, mit Jesus zusammen zu sein“. Damals sei die Liturgie noch auf Latein gewesen: „Wir mussten erst Latein lernen, und später wurde es für mich, da ich in den USA geboren wurde, auf Englisch umgestellt.“ Doch entscheidend sei nicht die Sprache gewesen, sondern die Erfahrung, gemeinsam mit anderen Kindern die Messe zu feiern – „Freundschaft und Nähe zu Jesus in der Kirche – das war immer etwas Schönes.“
Gelegenheit suchen, anderen zu helfen
„Schon als Kinder können wir lernen, Brückenbauer zu sein und Gelegenheiten zu suchen, dem anderen zu helfen.“ Davon zeigte sich Papst Leo XIV. überzeugt, als er gestern im Vatikan auf Fragen von Kindern antwortete. Er ermutigte sie, Freundschaft mit Jesus zu suchen, an der Messe teilzunehmen, offen gegenüber Andersartigen zu sein und sich für den Frieden einzusetzen.
Besonders deutlich wurde der Papst beim Thema Andersartigkeit und Begegnung. Er ging auf Edoardos Frage ein, wie Kinder jemanden aufnehmen können, der anders ist. Papst Leo XIV. begrüßte zunächst die Gruppe aus der Ukraine auf Englisch: „Solche Begegnungen, in denen Menschen aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichen Sprachen und Erfahrungen zusammenkommen, sind sehr wichtig.“ Es gehe darum, die Erfahrung der Begegnung zu machen, sich gegenseitig zu respektieren und Freundschaft zu lernen. Anschließend fuhr er auf Italienisch fort und erinnerte daran, dass die Ukraine „ein Land ist, das wegen des Krieges viel leidet“.
Angesichts der vielen Unterschiede zwischen den Kindern aus der Ukraine und Italien rief er dazu auf, sich nicht auf das Trennende zu konzentrieren, sondern Respekt und Freundschaft zu leben: „Alle können Freunde, Brüder und Schwestern sein.“ Dies erfordere manchmal Anstrengung, sei aber möglich – auch im jungen Alter. Die Begegnung wurde vom Salesianerpater Don Franco Fontana koordiniert, nach dem Vorbild der Oratorien des heiligen Johannes Bosco. Das Motto des diesjährigen Ferienprogramms lautet: „Tutt’Altro, wenn der Andere alles ist“. Ziel ist es, den Kindern zu helfen, Vorurteile zu überwinden – gerade in einer Zeit, in der es zunehmend schwierig erscheint, miteinander zu sprechen, sich auszutauschen oder gemeinsam zu spielen.
Das Thema Krieg
Zum Schluss griff Damiano das Thema Krieg auf und fragte, was die neue Generation für den Frieden tun könne. Der Papst sagte: „Auch als Kinder können wir lernen, Friedens- und Freundschaftsstifter zu sein.“ Er gab praktische Hinweise: „Nie in einen Krieg eintreten, keinen Hass fördern.“ Schon kleine Situationen könnten Anlass zu Unfrieden sein, etwa Neid, weil jemand etwas besitzt, was man selbst nicht hat.
Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine ermutigte der Papst, schon früh Wege des Friedens zu suchen: „Nie den Hass fördern“, lautete seine Mahnung. Auch kleine Handlungen – etwa das Teilen oder eine freundliche Geste – könnten Zeichen der Nähe sein. Kinder, so Leo XIV., seien von Gott geschaffen, um Frieden und Liebe in die Welt zu tragen. Anlass war der Besuch des Papstes gegen Mittag des 3. Juli in der Aula Paolo VI, wo sich über 300 Teilnehmer des vatikanischen Sommerlagers versammelt hatten. Kurz zuvor waren etwa ebenso viele Altersgenossen aus der Ukraine hinzugekommen, die von Caritas Italiana für die Sommerzeit aufgenommen worden waren.
(vatican news)
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