In Memoriam Franziskus: Die Dankbarkeit der Kleinen und der Ausgegrenzten
Alessandro De Carolis und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Ciao Papa Francesco“: Peter hat ihn im Profil gezeichnet, aus nächster Nähe, mit erhobenem Daumen – eine Geste, die inzwischen emblematisch geworden ist für Jorge Mario Bergoglio, Papst Franziskus. Und dann ist da auch noch ein anderer Gruß: „Wir sehen uns im Paradies“ steht da geschrieben, zwischen einer Sonne und einer Wolke, über einem roten Herzen – so stellt sich Ida vor, was geschehen wird, wenn der letzte Moment gekommen ist.
In den vatikanischen Medien erinnern die Zeichnungen von acht Kindern aus der vierten Klasse der Grundschule in St. Martin in Thurn (Südtirol, Provinz Bozen) mit kindlicher Offenheit an den Tod von Papst Franziskus vor 30 Tagen.
Die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ hat den Erfahrungen von Menschen, deren Namen sonst kaum Schlagzeilen machen, eine Doppelseite gewidmet. Neben den Kindern aus Bozen kommen auch einige der vielen „Unsichtbaren“ zu Wort: Menschen, die Papst Franziskus aus den Randbereichen des Lebens zurück ins Zentrum der Würde geholt hat.
Einer von ihnen ist Francesco Salvati, ein Obdachloser, der seine Erinnerung an die Begegnung mit Papst Franziskus aufgeschrieben hat und damit die unzähligen Hilfen dokumentiert, die Franziskus Menschen zukommen ließ, die auf der Straße leben. Und er erzählt auch von seiner eigenen „Wiedergeburt“, die er durch die Mitarbeit an der Straßenzeitung L’Osservatore di Strada erfahren durfte: eine Arbeit, die ihm die „existentielle und gesellschaftliche Rolle zurückgegeben hat“, die er verloren hatte.
Hoffnung hinter Gittern
Die Geschichte von Claudio Bottan ist ähnlich – wenn sie auch nicht auf der Straße, sondern in einer Gefängniszelle beginnt. Heute ist Claudio stellvertretender Direktor der Zeitschrift Voci di dentro. Doch dem war nicht immer so: Als er Papst Franziskus begegnete, verbüßte er gerade eine Haftstrafe im Gefängnis von Busto Arsizio: er war im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2016 einer der „Auserwählten“ – wie er schreibt –, die Papst Franziskus bei der Messe zur Heilig-Jahr-Feier der Gefangenen aus nächster Nähe erleben konnten. Zusammen mit anderen Häftlingen durfte er – sichtlich bewegt und etwas unbeholfen – als Ministrant am Altar dienen. Die Worte des Papstes seien ihnen allen damals tief ins Herz gedrungen, erinnert er sich.
Eine weitere Geschichte aus dem Gefängnis stammt aus dem Jahr 2018. Im Rahmen einer seiner Apostolischen Reisen besuchte Papst Franziskus das Frauengefängnis von Santiago de Chile. Eine der Insassinnen war Jeannette Zurita, die sich selbst beschreibt als „eine Frau, die schwere Fehler begangen hatte, von der Gesellschaft verachtet und als wertlos angesehen“ wurde. Niemals hätte sie gedacht, dem Heiligen Vater einmal von Angesicht zu Angesicht begegnen zu dürfen. Seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis lebt sie bei ihrem Sohn – und sie sagt, dass sie das Bedürfnis, verspürt, „jedem, der zuhören will“ ihre Geschichte zu erzählen: „weil Gott eine Veränderung in mir bewirkt hat, und das ist für mich etwas sehr Kraftvolles, das ich tief in meinem Herzen spüren kann“.
Franziskus, der Papst der Armen
Von Lateinamerika bis ins tiefste Afrika: Auch die Armen der „Stadt der Freundschaft“ in Akamasoa, einem Randbezirk von Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, erinnern an Papst Franziskus. Er hatte diesen Ort 2019 besucht. Einen Monat nach seinem Tod gedenken sie seiner durch Pater Pedro Opeka, Argentinier und ehemaliger Schüler von Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires. Pater Pedro ist Gründer und „Seele“ der Stadt. Er ist überzeugt davon, dass eines der bleibenden Vermächtnisse des verstorbenen Papstes darin liegt, durch seine radikale Nähe zu den Ausgegrenzten die Sichtweise auf die Armut verändert zu haben.
Am Tag des Papstbesuchs sah das Protokoll strenge Sicherheitsmaßnahmen vor. Doch Pater Pedro konnte die Verantwortlichen überzeugen, keine Absperrungen in der Versammlungshalle der „Stadt der Freundschaft“ aufzustellen, wo mehr als 8.000 Kinder auf Franziskus warteten. Die Freude, die aus diesem direkten Kontakt mit dem Papst entstand, rührte am Ende sogar die Sicherheitskräfte, die anfangs gezögert hatten, so viel Nähe zuzulassen.
Skorka: Unermüdliches Streben nach Gerechtigkeit
„Der Abschied, den die ganze Welt Papst Franziskus bereitet hat, war ein deutliches Zeichen des Respekts, den er sich durch seine Demut und Ehrlichkeit erworben hat.“ Das betonte Abraham Skorka, emeritierter Rabbiner des Lateinamerikanischen Rabbiner-Seminars in Buenos Aires und enger Freund von Jorge Mario Bergoglio, den vatikanischen Medien gegenüber. Selbst diejenigen, die nicht mit ihm übereinstimmten, wussten – so Skorka –, „dass er ein Führer war, der unermüdlich nach Frieden und Gerechtigkeit strebte und sich mit ganzem Herzen dafür einsetzte, Bedürftigen zu helfen.“
(vaticannews - skr)
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