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Der neue Papst Der neue Papst 

Erster US-amerikanischer Papst: Welche Akzente setzt Leo XIV.?

Auftakt eines Pontifikates: Leo XIV. hat sich am Abend des 8. Mai 2025 am Petersplatz der Öffentlichkeit vorgestellt. Anne Preckel analysiert die ersten Worte und Gesten des neuen Pontifex.

Wie hat sich der neue Papst vorgestellt, bei diesem ersten Kontakt zu den Gläubigen?

Es war ein sehr emotionaler Moment. Die Menge empfing ihn schon mit Papa Leone, Papa Leone!-Rufen, als Leo XIV., sichtlich gerührt, auf die Benediktionsloggia des Petersdoms trat. Nicht ganz schlicht in weiß gekleidet wie damals Franziskus, sondern mit roter Mozzetta und Segensstola wie Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Er hielt dann eine ungewöhnlich lange Rede, die er wohl kurzfristig vorbereitet hatte, las teils ab vom Notizblock. Vom Erscheinungsbild und von seinen Worten her hat er angeknüpft an vorherige Päpste, aber in einem eigenen, bedachten Stil.

Friedenspapst

„Da kann ein Friedenspapst, zumal selbst aus den USA, ein wichtiges Gegengewicht bilden“

Inwiefern, was war seine erste Botschaft, und worüber hat er gesprochen?

Frieden war das erste Schlüsselwort seiner Rede, Frieden für die Welt, ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beharrlich, so hat er das formuliert. Vor Hintergrund der aktuellen Weltlage, mit ihren Kriegen und Multikrisen, wird ein solcher Frieden dringend gesucht. Dass erstmals ein US-amerikanischer Papst gewählt wurde, setzt da einen besonderen Akzent. Innerhalb der USA, dessen Politik sich von christlichen Werten wegbewegt, aber auch international, wo sich neue Machtverhältnisse etablieren. Da kann ein Friedenspapst, zumal selbst aus den USA, ein wichtiges Gegengewicht bilden. Er bringt dafür die nötige kosmopolitische Prägung mit, mit seiner internationalen Familiengeschichte und seinem Wirken in Nord- wie Südamerika, in Europa wie im Vatikan.

Bekennender Synodaler

„Dass das Wort ,synodal‘ erstmals so explizit in einer päpstlichen Antrittsrede auftaucht, zeigt, dass kein Weg mehr dahinter zurückführt, dass Leo XIV. Franziskus‘ Erbe hier weiterführen will.“

Welche weiteren Akzente hat der neue Papst Leo XIV. gesetzt?

Seine ersten Worte haben schon ein paar Weichen aufgezeigt, auch vor Hintergrund seiner Biografie. Auch wenn er sich äußerlich beim ersten Auftritt von Franziskus unterschied, gibt es viele Gemeinsamkeiten zum lateinamerikanischen Papst. Mit dem neuen Papst kommt wieder ein Ordensmann auf den Stuhl Petri; auf den ersten Jesuiten folgt der erste Augustiner im Papstamt. Mit euch bin ich Christ und für euch bin ich Bischof, hat er den heiligen Augustinus zitiert. Und er hat dazu aufgerufen, gemeinsam eine synodale Kirche zu sein, eine Kirche der Nächstenliebe und Nähe zu den Leidenden. Dass das Wort synodal so explizit in einer päpstlichen Antrittsrede auftaucht, zeigt, dass kein Weg mehr dahinter zurückführt, dass Leo XIV. Franziskus‘ Erbe hier weiterführen will. Er sagte auch explizit, er wolle an den Segen des verstorbenen Papstes anknüpfen.

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Papst der Katholizität

„Katholisch meint auch Dezentralität, ist grenzüberschreitend.“

Die Rede war nicht rein Italienisch, er hat auch kurz auf Spanisch gesprochen…

Ja, er hat da in einer seiner Muttersprache gesprochen, denn Prevosts Mutter war spanischer Abstammung, sein Vater hatte dagegen französisch-italienische Wurzeln. Und er hat als Missionar, Lehrender und Bischof 24 Jahre in Peru gelebt. So hat er in seiner ersten Ansprache als Papst seine peruanische Diözese Chiclayo gegrüßt, wo er ab 2014 Bischof war. Das war nicht nur ein freundlicher Gruß, sondern ein Zeichen: Er hat den Blick auf die spanischsprachige Welt gelenkt, auf kulturelle Vielfalt, indigene Kultur und auch die Armen, unter denen er als Missionar wirkte. Dass in einer päpstlichen Antrittsrede erstmals eine andere Sprache als Italienisch oder Latein auftauchte, hat der Welt gesagt: Katholisch meint Vielfalt, keine Priorität der nördlichen Hemisphäre. Katholisch meint auch Dezentralität, ist grenzüberschreitend.

Brückenfigur

„Ordensbrüder des neuen Papstes beschreiben ihn als Mann der Einheit und zugleich innovativ.“

Was hat es mit dem Namen auf sich, den der neue Papst ausgewählt hat?

Strukturelle Armut und Wirtschaftsliberalismus hat Robert Francis Prevost in Peru und in der Industriemetropole Chicago, seiner Heimatstadt, gesehen. Mit seiner Namenswahl knüpft er an Leo XIII. an, der sich kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert in Europa für soziale Gerechtigkeit stark machte und dabei die Verantwortung des Staates betonte. Er ist Autor der ersten päpstlichen Sozialenzyklika Rerum Novarum von 1891, einer Magna Carta der katholischen Soziallehre. Der Rerum Novarum-Papst Leo XIII. versöhnte zudem Altes mit einer Offenheit fürs Neue. Mit ihm begann sich das Papsttum langsam zu einer geistlichen Führungsgestalt von globaler Ausstrahlung zu entwickeln. Ordensbrüder des neuen Papstes beschreiben ihn als Mann der Einheit und zugleich innovativ. So eine Mischung braucht es möglicherweise auch, um kirchliche Gräben zu kitten. 

(vatican news)

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09. Mai 2025, 09:28