Gründonnerstag: Chrisammesse im Petersdom
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Die Chrisammesse nimmt in der katholischen Kirche seit jeher eine wichtige Stellung ein. Dabei werden nicht nur die drei heiligen Öle geweiht, die Christen ein Leben lang begleiten: Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl. Es ist auch der Gottesdienst, in dem die anwesenden Priester ihre Weiheversprechen erneuern und so ihre Verbindung zum Papst als Bischof von Rom und zur Weltkirche betonen.
„Deine Priester sollen sich in Gerechtigkeit kleiden und deine Frommen sollen jubeln. Um Davids willen, deines Knechts, weise nicht ab das Angesicht deines Gesalbten!“(Psalm 132), sang die Schola zum feierlichen Einzug in den Petersdom, in dem 1.800 Priester und 2.500 Gläubige versammelt waren.
Am Gründonnerstag dominiert die liturgische Farbe weiß: ein Zeichen dafür, dass der Weg zur österlichen Freude beginnen kann.
Die heiligen Öle, die Christen ein Leben lang begleiten
Nach der Erneuerung der Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst, die die Einheit zwischen Bischof und Priestern sichtbar macht, nahm der Zelebrant die Weihe der drei heiligen Öle vor. Diese durchziehen das ganze Kirchenjahr: das Katechumenenöl begleitet den Christen bei der Taufe, das Chrisamöl bei der Sakramentenspende und das Krankenöl bei der Krankensalbung.
In Vertretung des Papstes, der sich auf Anraten seiner Ärzte noch schonen muss, verlas Kardinal Domenico Calcagno die Predigt, die Franziskus für diesen Anlass vorbereitet hat. In dem Text lädt der Papst zur inneren Erneuerung ein, zum Vertrauen auf Gottes Wirken – und zur Solidarität mit den Priestern.
Den Klerikalismus ablegen...
„Das Heilige Jahr stellt für uns Priester einen besonderen Aufruf dar, im Zeichen der Umkehr neu zu beginnen als Pilger der Hoffnung, um den Klerikalismus abzulegen und Boten der Hoffnung zu werden. Gewiss, wenn Jesus das Alpha und das Omega unseres Lebens ist, werden vermutlich auch wir auf den Unmut stoßen, den er in Nazaret erlebt hat. Der Hirte, der sein Volk liebt, sucht nicht nach Konsens und Zustimmung um jeden Preis. Und doch führt die Treue der Liebe zur Bekehrung. Die Armen erkennen dies zuerst, aber allmählich beschäftigt es auch die anderen und zieht sie an,“ gibt der Papst in dem von Kardinal Calcagno verlesenen Predigttext zu bedenken.
Nur ein authentisch vorgelebter Glaube wirkt anziehend
Die Priester erinnert er daran, dass der Geist Jesu der „stille Hauptakteur“ des priesterlichen Dienstes bleiben müsse. Denn nur ein authentisch vorgelebter Glaube könne auf andere anziehend wirken.
„Vor allem die Armen, die Kinder, die Jugendlichen, die Frauen und auch diejenigen, die in ihrer Beziehung zur Kirche verletzt wurden, haben einen „Riecher“ für den Heiligen Geist: Sie unterscheiden ihn von anderen weltlichen Geistern, sie erkennen ihn bei uns in der Übereinstimmung von Verkündigung und Leben.“
Mit Blick auf die Nöte und Probleme unserer Zeit, in der auch die Priester wie selten zuvor unter Druck stehen, wird in dem Predigttext festgestellt:
„Unser gemeinsames Haus, das so verwundet ist, und die menschliche Geschwisterlichkeit, die so verweigert wird, aber unauslöschlich ist, rufen uns zu Entscheidungen bezüglich dieses Ackers auf. Gottes Ernte ist für alle da: ein lebendiger Acker, auf dem hundertmal mehr wächst, als man gesät hat. Lassen wir uns in unserer Sendung von der Freude über das Reich Gottes leiten, die jede Mühe belohnt…. Gott ist es, der Wachstum schenkt und seine Diener mit dem Öl der Freude salbt.“
Abschließend erinnert Franziskus an die rettende Kraft Gottes und fordert die Gläubigen mit folgenden Worten zur Solidarität mit den Priestern auf:
„Liebe Gläubige, Volk der Hoffnung, betet heute für die Freude der Priester. ... Viele Ängste wohnen in uns und wir sind umgeben von schrecklicher Ungerechtigkeit, doch eine neue Welt ist bereits angebrochen. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er uns seinen Sohn Jesus geschenkt hat. Er salbt unsere Wunden und trocknet unsere Tränen.“
(vaticannews – skr)
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