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Papst Franziskus und Benedikt XVI. (28.11.2020) Papst Franziskus und Benedikt XVI. (28.11.2020)  (Vatican Media)

Kardinal Herranz: Erinnerungen an „Zwei Päpste“

Der spanische Kardinal Julián Herranz Casado hat seine Erinnerungen an die „Zwei Päpste“ veröffentlicht, durch deren „persönliche Freundschaft“ er sich geehrt fühlte. Das Vorwort stammt von Papst Franziskus, der dem Kardinal für seine Arbeit als „Mann der Kirche“ dankt.

„Zwei Päpste“ ist ein Erinnerungsbuch von Herranz Casado über seine eigenen Erfahrungen im Dienst von Benedikt XVI. und Franziskus und gleichzeitig ein Zeugnis des Weges der Kirche in den letzten Jahrzehnten. In seinem Vorwort dankt Papst Franziskus ihm für die „Arbeit und Mühe“ des Werkes: „Ich bewundere sein Gedächtnis“, so der Papst, der ebenso dessen Jugendlichkeit ungeachtet seines Alters von mittlerweile 93 Jahren hervorhebt.

Sechs Jahrzehnte im Dienste von sechs Päpsten

Auch eine Anekdote teilt Franziskus mit den Lesern des Werkes: Nach dem Konklave, in dem Benedikt XVI. gewählt wurde, habe Kardinal Herranz Kardinal Hummes und Bergoglio eingeladen. Ein Treffen, schreibt der Papst, bei dem „wir von seiner Persönlichkeit als Mann der Kirche, als Mann mit einem kirchlichen Herzen erbaut wurden“.

In einundzwanzig Kapiteln beschreibt der Kardinal seine Erinnerung an die Pontifikate von Benedikt XVI. und Franziskus, gibt aber auch seine Eindrücke von den anderen Päpsten dar, die das Leben des Autors beeinflusst haben. Dabei spart er auch kontroverse Themen nicht aus: Vatileaks, Pädophilie, Reformen, der Rücktritt eines Papstes, sogar Anfeindungen gegen den Papst. „Durch eine dieser Zärtlichkeiten der Vorsehung - für die ich jeden Tag von Herzen dankbar bin - hatte ich das unvorstellbare Glück, sechs Päpsten im Vatikan zu dienen, vom fernen Jahr 1960 bis heute. Nicht weniger als sechs Jahrzehnte... und besonders die letzten beiden waren beispiellos“, schreibt der Kardinal in seinem Buch.

Zwei Päpste: das Gesicht von Jesus von Nazareth

Herranz erklärt insbesondere, dass „Benedikt XVI. und Franziskus, jeder auf seine Weise und in Anwendung des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils, das freundliche Gesicht und die freudige Lehre Jesu von Nazareth widerspiegeln, ungeachtet der angeblichen Lehrunterschiede, die manche aus gegensätzlichen und extremistischen Ideologien oder einfach aufgrund vorübergehender gesellschaftspolitischer Interessen übertreiben“, sagt er. „Ich habe den Erzbischof von München, Joseph Ratzinger, im Juni 1977, gleich nach seiner Ernennung zum Kardinal, persönlich kennen gelernt. Meine Freundschaft mit Kardinal Bergoglio, dem Erzbischof von Buenos Aires, wiederum begann während des Konklaves 2005, in dem Kardinal Ratzinger zu Benedikt XVI. gewählt wurde“, erinnert sich der Autor: „Die beiden Päpste haben mich mit ihren Tugenden erbaut und mich mit ihrer Freundschaft und ihrem persönlichen Vertrauen geehrt, mehr als ich es verdiene, und das mit rührenden Gesten.“

Kirchenvater Benedikt XVI.

Kardinal Julián Herranz bezeichnet Benedikt XVI. als „Kirchenvater des 21. Jahrhunderts“. Seine persönlichen Eigenschaften verbänden ihn „in seiner doppelten intellektuellen und pastoralen Dimension mit den Kirchenvätern, die die kirchlichen und sozialen Ereignisse der ersten Jahrhunderte des Christentums mit besonderer lehrmäßiger Klarheit und einem tiefen Sinn für pastorale Verantwortung erlebt haben“. Der Autor erkennt in Benedikt XVI. auch einen universalen Seelsorger, der sich entschlossen mit den schweren Verbrechen des Kindesmissbrauchs auseinandersetzte: „Ratzinger bot dem Heiligen Stuhl zum ersten Mal die Gelegenheit, die kanonischen und pastoralen Rechtsnormen gegen diese sehr schweren Verbrechen zu überdenken, um ihre Anwendung zu erleichtern und die bis dahin verfolgte falsche Praxis zu vermeiden“. Er sei auch der erste Papst gewesen, „auf seinen Pastoralreisen die Opfer dieser Verbrechen treffen und ihnen zuhören wollte“, erinnert der spanische Kardinal. Und er fügt hinzu: „Wie eifrig und hartnäckig haben erst Kardinal Ratzinger und dann Benedikt XVI. ihre pastorale Verantwortung wahrgenommen, um diese enorme Wunde in den Seelen der Opfer und im gesamten Volk Gottes aufzuzeigen und zu heilen.“

Benedikt XVI. und Franziskus: die Nähe zweier Lehrämter

In seinem Buch „Zwei Päpste“ betont Herranz Casado auch die Nähe und Kontinuität des Lehramtes von Benedikt XVI. zu Franziskus: „Vor allem in den Enzykliken Laudato si' und Fratelli tutti steht er im Einklang mit der Sensibilität und der Sorge von Benedikt. Gott, der Schöpfer und Vater, ist zugleich derjenige, der der geschaffenen Natur eine theologische Würde verleiht und uns zu Brüdern und Schwestern macht“. Daher auch „die große Sorge des Papstes angesichts des ,frevelhaften Krieges‘ in der Ukraine und der vielen anderen, die die Ideologie des Kainismus auf teuflische Weise in der Welt präsent machen“, schreibt der Kardinal mit Blick auf den unermüdlichen Einsatz von Franziskus für die Suche nach Frieden. 

Franziskus, der in die Armen „verliebte“ Papst

Aus persönlichen Begegnungen mit Franziskus sowie aus dem Austausch persönlicher Briefe erinnert sich der spanische Kardinal mit Rührung an den „verliebten“ Papst, der in den ersten Tagen seines Pontifikats nach Lampedusa reisen wollte, um die vom Schiffbruch der Migranten Betroffenen zu begleiten: „Ich persönlich war begeistert von der Idee, dass seine erste pastorale Reise – als ,Verliebter‘ - nicht als ,Staatsoberhaupt‘, sondern als ,Vikar Christi‘ stattfand, der seinen Dienst an den Armen in den Vordergrund stellte, der mit ihnen den Schmerz und die Qualen so vieler durch den Mangel an Frieden und Arbeit gepeinigter Christen ,ertrug‘“. In diesem Zusammenhang erinnert er auch an das inbrünstige Gebet des Papstes auf dem menschenleeren Petersplatz, als er mit der Statio Orbis der von der Pandemie betroffenen Menschen auf der ganzen Welt gedachte.

(vatican news - jp/cs)

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04. Juni 2023, 10:10