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Rodungen im Amazonasgebiet Rodungen im Amazonasgebiet  (AFP or licensors)

Papst: „Den Krieg gegen die Schöpfung beenden“

Franziskus ruft eindringlich zu einem „Wandel der Herzen, Lebensstile und Politiken“ auf, um den Lebensraum der Menschheit zu erhalten. In seiner Botschaft zum diesjährigen Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung klagt er globale Ungerechtigkeiten an und spricht von einem „Krieg gegen die Schöpfung“.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Es brauche „eine rechte Beziehung zu Gott, den Menschen und der Natur“, damit „Gerechtigkeit und Frieden wie ein unerschöpflicher Strom reinen Wassers fließen und die Menschheit und alle Geschöpfe ernähren“ könnten, betont der Papst in seiner Botschaft und geht dabei von einem Wort des Propheten Amos aus. Thema der diesjährigen Schöpfungszeit, die sich an den Weltgebetstag am 1. September anschließt, ist: „Lasst Gerechtigkeit und Frieden fließen“.

An der Seite der Schwächsten

Für die diesjährige Schöpfungszeit, eine weltweit begangene ökumenische Aktionswoche für Umwelt- und Klimaschutz, ruft der Papst dazu auf, sich „an die Seite der Opfer von Umwelt- und Klima-Ungerechtigkeit zu stellen und diesen sinnlosen Krieg gegen die Schöpfung zu beenden“. Der Herzschlag der Menschheit, der Schöpfung und Gottes schlügen „nicht gemeinsam in Gerechtigkeit und Frieden“, formuliert Franziskus, „zu viele werden daran gehindert, aus diesem mächtigen Fluss zu trinken“.

Hier zum Nachhören

Der Papst nennt dann Beispiele, in denen sich der „Krieg gegen die Schöpfung“ äußert – etwa im „rasenden Konsum“, der den Wasserkreislauf des Planeten stört, in der „ungezügelten“ Nutzung fossiler Brennstoffe und der Rodung der Wälder, die zu Temperaturanstiegen, Wasserknappheit und schweren Dürren führten sowie „räuberischen Industrien“, deren Methoden des Ressourcenabbaus und der Tierhaltung der Umwelt schaden.

Mutige, gemeinsame Schritte

Es gelte „die schlimmsten Folgen“ des Raubbaus, der Umweltverschmutzung und des menschengemachten Klimawandels zu verhindern, appelliert der Papst. Dieser Einsatz könne dann fruchtbar sein, „wenn wir uns, wie so viele Bäche und Sturzbäche, schließlich zu einem mächtigen Fluss vereinen, um das Leben unseres wunderbaren Planeten und unserer Menschheitsfamilie für kommende Generationen zu bewässern. Reichen wir uns die Hände und unternehmen wir mutige Schritte, damit Gerechtigkeit und Frieden auf der ganzen Erde fließen können“, so Franziskus.

„Wie können wir in dieser Zeit der Schöpfung zu dem mächtigen Fluss der Gerechtigkeit und des Friedens beitragen? Was können wir, insbesondere als christliche Kirchen, tun, um unser gemeinsames Haus wiederherzustellen, damit es wieder vor Leben wimmelt? Wir müssen uns entschließen, unsere Herzen, unseren Lebensstil und die öffentliche Politik, die unsere Gesellschaften regiert, zu verändern.“

Unsere Beziehung zur Schöpfung erneuern

Erste Voraussetzung dafür sei eine „ökologische Umkehr“ im Herzen eines jeden Einzelnen. Die Schöpfung dürfe nicht als auszubeutendes Objekt betrachtet werden, sondern sei ein „heiliges Geschenk des Schöpfers“, so Franziskus. Es gelte ökologischen Respekt zu kultivieren: gegenüber Gott, gegenüber den Mitmenschen und zukünftigen Generationen, gegenüber der Natur und gegenüber uns selbst. „Ökologische Sünden“ sollten erkannt und bereut werden.

Anders leben und konsumieren

Neben dieser Haltungsänderung brauche es einen Wandel der Lebensstile, fährt der Papst fort, der hier zu einer „freudigen Nüchternheit“ rät. Konkrete Maßnahmen seien die Reduktion und Wiederverwertung von Abfall sowie das Zurückfahren unnötigen Konsums, „insbesondere dort, wo die Produktionsprozesse giftig und nicht nachhaltig sind“. Gewohnheiten und wirtschaftliche Entscheidungen sollten im Sinne „unserer Mitmenschen und Kindeskinder“ selbstkritisch überprüft werden und „ökologisch und sozial verantwortliche“ Produkte und Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Ressourcen gelte es „so sparsam wie möglich“ zu nutzen.

Politik sitzt am Hebel

Zentrale Begriffe in der Botschaft des Papstes sind „Gerechtigkeit und Frieden“, die der Papst als Grundlage für ein Leben aller Menschen in Fülle und im Einklang mit der Schöpfung beschreibt. Franziskus drängt auf eine Änderung der Politiken, die das Leben gegenwärtiger und zukünftiger Gesellschaften beeinflussen. Er kritisiert die Schere zwischen wenigen „unverschämt“ Reichen und vielen Armen, die unter „menschenunwürdigen Bedingungen“ leben, er verweist auf die „ökologische Schuld“ der reichsten Nationen und die Pflicht der Mächtigen, Konsequenzen aus dem Klimawandel zu ziehen.

Appell an COP28 in Dubai

Konkret richtet er sich an den nächsten COP28-Gipfel, der vom 30. November bis 12. Dezember dieses Jahres in Dubai stattfindet: „Die Staats- und Regierungschefs (…) müssen auf die Wissenschaft hören und einen raschen und gerechten Übergang einleiten, um das Zeitalter der fossilen Brennstoffe zu beenden. Gemäß den Verpflichtungen des Pariser Abkommens zur Eindämmung der Erderwärmung ist es unsinnig, die weitere Erkundung und den Ausbau der Infrastruktur für fossile Brennstoffe zuzulassen.“

Im Namen der Gerechtigkeit und der Zukunft

Franziskus klagt die „Ungerechtigkeit gegenüber den Armen und unseren Kindern“ an, „die die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen werden“. Diese Ungerechtigkeit müsse gemeinsam und jetzt beendet werden. Einen Bezug stellt der Papst zum Synodalen Prozess der Weltkirche her, den er selbst angeregt hat. Eine synodale Kirche müsse „Quelle des Lebens für das gemeinsame Haus und alle, die darin leben, sein“. Es gehe um Reflexion und Erneuerung, Gerechtigkeit und Frieden auch im Kosmos der Kirche.

Den Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung hatte Papst Franziskus am 10. August 2015 eingerichtet. Er bildet den Auftakt der Schöpfungszeit, deren Abschluss in diesem Jahr am 4. Oktober, dem Fest des Heiligen Franz von Assisi, mit der Eröffnung der Synode zur Synodalität zusammenfällt. Diese Synode im Vatikan (eine erste von insgesamt zwei Synoden, die 2023 und 2024 stattfinden) bildet den Abschluss eines mehrjährigen synodalen Prozesses, den Papst Franziskus in den Ortkirchen beginnen ließ.

Hinweis: Die Zitate des Papstes sind eine Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Der offizielle Wortlaut auf Deutsch lag bei der Veröffentlichung der Botschaft (11.30 Uhr) noch nicht auf Deutsch vor. Die offizielle deutsche Übersetzung dürfte später hier zu finden sein.

(vatican news)

 

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25. Mai 2023, 12:00