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Generalaudienz: Die Katechese im Wortlaut

Radio Vatikan/Vaticannews dokumentiert an dieser Stelle in einer Arbeitsübersetzung den Wortlaut der Katechese, die Papst Franziskus an diesem Mittwoch gehalten hat.

Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters im offiziellen Wortlaut finden Sie auf der Internetseite des Heiligen Stuhls.

Liebe Brüder und Schwestern,

Setzen wir unsere Katechesenreihe über die Leidenschaft für die Evangelisierung fort, nicht nur über die Evangelisierung, sondern über die Leidenschaft der Evangelisierung, und versuchen wir auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils besser zu verstehen, was es heute bedeutet, „Apostel“ zu sein. Das Wort „Apostel“ erinnert an die Gruppe der zwölf von Jesus ausgewählten Jünger. Manchmal nennen wir Heilige oder – allgemeiner – Bischöfe „Apostel“. Warum? Sie sind im Namen Jesu unterwegs. Aber sind wir uns bewusst, dass das Apostolat jeden Christen und damit auch jeden von uns betrifft? In der Tat sind wir berufen, Apostel zu sein, also Ausgesandte, in einer Kirche, die wir im Glaubensbekenntnis apostolisch nennen.

Was bedeutet es also, ein Apostel zu sein? Es bedeutet, auf eine Mission geschickt zu werden. Vorbildlich und grundlegend dafür ist der Moment, in dem der auferstandene Christus seine Apostel in die Welt aussendet, ihnen die Vollmacht weitergibt, die er selbst vom Vater empfangen hat, und ihnen seinen Geist schenkt. Im Johannesevangelium lesen wir: „Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Und nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (20,21-22).

„Ein weiterer grundlegender Aspekt des Apostel-Seins ist die Berufung, also der Ruf“

Die Erfahrung der zwölf Apostel und das Zeugnis des Paulus fordern auch uns heute heraus. Sie laden uns ein, unsere Haltung, unsere Wahl, unsere Entscheidungen an folgenden Kriterien festzumachen: Alles hängt von einem ungeschuldeten Ruf Gottes ab; Gott erwählt uns auch für Dienste, die manchmal unsere Fähigkeiten zu übersteigen scheinen oder nicht unseren Erwartungen entsprechen; der Ruf, den wir als ungeschuldete Gabe erhalten, erfordert auch eine ungeschuldete Antwort.

Das Konzil besagt: „Die christliche Berufung ist ihrer Natur nach auch Berufung zum Apostolat“ (Dekr. Apostolicam actuositatem [AA], 2). Es handelt sich um einen gemeinsamen Ruf, so wie „die Würde der Glieder aus ihrer Wiedergeburt in Christus gemeinsam ist, gemeinsam die Gnade der Kindschaft, gemeinsam die Berufung zur Vollkommenheit, eines ist das Heil, eine die Hoffnung und ungeteilt die Liebe“ (LG, 32).

Es ist ein Ruf, der sowohl jene betrifft, die das Weihesakrament empfangen haben – die geweihten Personen –, als auch alle Laiengläubigen, Männer und Frauen. Es ist ein Ruf für alle. Du, der du den Schatz durch deine christliche Berufung bekommen hast, bist gerufen, diese Berufung zu erfüllen. Das ist die Dynamik der Berufung, die Dynamik des Lebens. Und es ist ein Ruf, der dazu befähigt, die eigene apostolische Sendung aktiv und kreativ zu erfüllen, in einer Kirche, in der „eine Verschiedenheit des Dienstes, aber auch eine Einheit der Sendung besteht. Den Aposteln und ihren Nachfolgern wurde von Christus das Amt übertragen, in seinem Namen und in seiner Vollmacht zu lehren, zu heiligen und zu leiten. Aber auch den Laien. Euch allen. Die meisten von euch sind Laien. Auch die Laien, die auch am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teilhaben, verwirklichen in Kirche und Welt ihren eigenen Anteil an der Sendung des ganzen Volkes Gottes“ (AA, 2).

Wie versteht das Konzil in diesem Rahmen die Zusammenarbeit der Laien mit der Hierarchie? Ist sie eine bloße strategische Anpassung an neu entstehende Situationen? Keineswegs, denn es gibt noch etwas anderes, das über die Zufälligkeiten des Augenblicks hinausgeht und auch für uns nach wie vor seinen Wert hat. „Die Kirche ist gegründet und apostolisch. Im Rahmen der Einheit der Sendung darf die Vielfalt der Charismen und Ämter in der Kirche nicht zu privilegierten Kategorien führen. Hier gibt es keine Beförderungen. Und wenn du das christliche Leben als Beförderung siehst, dass einer von oben über die anderen befiehlt, weil es ihm gelungen ist, aufzusteigen - dann ist das nicht christlich. Das ist pures Heidentum! Die christliche Berufung ist kein Ruf dazu, aufzusteigen. Nein, es ist was anderes. Denn wenn auch „einige nach Gottes Willen als Lehrer, Ausspender der Geheimnisse und Hirten für die anderen bestellt sind, so waltet doch unter allen eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi“ (LG, 32).

Wer hat mehr Würde in der Kirche? Der Bischof, der Priester? Nein, wir sind alle Christen im Dienst der anderen. Wer ist wichtiger in der Kirche, die Ordensschwester, die normalen Menschen, die Getauften, die Bischöfe? Wir sind alle gleich. Und wenn sich einer wichtiger fühlt als die anderen und hochnäsig ist, dann macht er einen Fehler. Das ist nicht der Ruf Jesu, der Ruf Jesu ruft alle zum Dienst - auch die, die "hohe Posten" zu haben scheinen: auch für sie geht es um den Dienst. Anderen dienen, sich erniedrigen. Wenn du Leute siehst, die in der Kirche einen "höheren" Posten haben und sich damit brüsten - dann sage dir: Der Arme! Bete für ihn. Denn er hat nicht verstanden, was der Ruf Gottes bedeutet. Es bedeutet:  Liebe zur Gemeinschaft und Dienst. Das ist Apostel-Sein, das ist das Zeugnis der Apostel. 

Können wir wirklich zuhören oder drängen wir anderen unsere Meinung auf?

So fordert uns die Frage nach der Gleichheit in der Würde also auf, viele Aspekte unserer Beziehungen, die für die Evangelisierung entscheidend sind, zu überdenken. Sind wir uns zum Beispiel bewusst, dass wir mit unseren Worten die Würde anderer Menschen verletzen und Beziehungen in der Kirche zerstören können? Verstehen wir uns, wenn wir mit der Welt in Dialog zu treten versuchen, auch darauf, als Gläubige miteinander in Dialog zu treten? Ist in der Pfarrei einer gegen den anderen, redet schlecht über ihn, damit er sich selbst profilieren kann? Können wir wirklich zuhören und bemühen wir uns, die Gründe des anderen zu verstehen, oder drängen wir anderen unsere Meinung auf, vielleicht sogar mit schmeichelnden Worten? Zuhören, sich erniedrigen, im Dienst der anderen stehen, das ist Dienen, das ist Christ-Sein, das ist Apostel-Sein. 

Liebe Brüder und Schwestern, wir sollten uns nicht scheuen, uns diese Fragen zu stellen. Vermeiden wir Eitelkeit. Der Eitelkeit der Posten. Diese Worte können uns helfen, die Art und Weise zu überprüfen, wie wir unsere Berufung aus der Taufe leben, unsere Art, in einer apostolischen Kirche Apostel zu sein, im Dienst der anderen. Danke. 

(vaticannews - skr)
 

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15. März 2023, 09:50