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Ein Moment der Begegnung zwischen Mohamad Najib Mikati, Premierminister des Libanon, und dem Papst Ein Moment der Begegnung zwischen Mohamad Najib Mikati, Premierminister des Libanon, und dem Papst  (Vatican Media)

Libanons Übergangspremier Mikati bei Papst Franziskus

Die schwierige wirtschaftliche und soziale Situation der libanesischen Bevölkerung stand im Mittelpunkt der Gespräche, die der libanesische Übergangspremierminister an diesem Donnerstag im Vatikan führte. Nach einer Audienz bei Papst Franziskus traf er wie üblich mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie mit Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen, zusammen.

Das gab das vatikanische Presseamt im Nachgang der Gespräche bekannt. Demnach sei während der Begegnungen im Staatssekretariat die „Besorgnis des Heiligen Stuhls über die schwierige sozioökonomische Lage der libanesischen Bevölkerung“ gesprochen worden. Diese Situation werde durch den „institutionellen Stillstand des Landes, das dringend auf die Wahl eines neuen Präsidenten der Republik wartet“, noch verschärft, heißt es in dem Statement weiter.

Weiteres Thema sei die „Bedeutung der unverzichtbaren Präsenz der Christen im Libanon und im gesamten Nahen Osten“ gewesen. Eigens sei erwähnt worden, dass die „friedliche Koexistenz zwischen Libanesen verschiedener Glaubensrichtungen gestärkt werden“ müsse, um „Frieden und Stabilität in der gesamten Region zu gewährleisten“.

Ein Moment der Begegnungen im Staatssekretariat
Ein Moment der Begegnungen im Staatssekretariat

Friedliches Zusammenleben für Stabilität der gesamten Region


Mikati erklärte nach der etwa 25-minütigen Begegnung, er habe Franziskus in den Libanon eingeladen. Ein Papstbesuch wäre ein „Hoffnungsschimmer für die Christen und Muslime des Landes", teilte der sunnitische Politiker nach Angaben der libanesischen Zeitung „L'Orient-Le Jour" mit.

Zur Lage im Libanon habe er dem Papst ein Schreiben übergeben, in dem mögliche Lösungswege erläutert werden, hieß es in der vom Pressebüro Mikatis verbreiteten Erklärung. Der Vatikan könne zu deren Erfolg „durch seine Kontakte mit der internationalen Gemeinschaft, insbesondere im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen, beitragen", so der Regierungschef.

Gegenseitige Aufmerksamkeiten

Bei dem Treffen wurden wie üblich auch Geschenke ausgetauscht: So habe Franziskus neben seiner aktuellen Friedensbotschaft und dem Dokument über die Brüderlichkeit unter den Menschen dem libanesischen Premier auch eine „Soziale Liebe“ betitelte Bronzeskulptur eines Kindes, das einem anderen beim Aufstehen hilft (versehen mit dem Schriftzug: ,Amare Aiutare', etwa ,Helfen Lieben'), sowie Bände weiterer päpstlicher Dokumente und das LEV-Buch über die Statio Orbis vom 27. März 2020 überreicht.

Mikati hatte einen steinernen Weihwasserspender mit einem Abbild der Mater Dolorosa im Gepäck.

Geschenkeaustausch
Geschenkeaustausch

Bereits der zweite Besuch im Vatikan

Für Mikati war es nach 2021 die zweite Audienz beim Papst. Vor seiner Abreise nach Rom sprach er am Montag mit dem maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Rai an dessen Amtssitz in Bkerke über die Lage im Libanon. Man sei darüber einig, dass so bald wie möglich ein Staatspräsident gewählt werden müsse, berichtete Mikati nach der einstündigen Begegnung vor Journalisten. Ohne eine politische Lösung könne der Libanon die aktuelle Krise nicht überwinden, so der Übergangsministerpräsident bei dieser Gelegenheit.

Querelen um die Regierungsbildung

Der Libanon wird seit 2019 von einer beispiellosen Wirtschaftskrise und sozialen Verwerfungen erschüttert. Auch politisch befindet sich das Land seit Jahren in der Krise. Nach dem Auslaufen der Amtszeit von Präsident Michel Aoun im Oktober konnte sich das Parlament bisher nicht auf einen Nachfolger einigen. Vergangene Woche kündigte die Hisbollah an, die Kandidatur des maronitischen Politikers Sleiman Frangie zu unterstützen. Auch die derzeitige Regierung um Ministerpräsident Mikati ist seit den Wahlen im Mai vergangenen Jahres nur noch ad interim im Amt, jedoch scheiterte bisher eine neue Regierungsbildung.

Die mit Rom verbundenen Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Libanon. Ihren Namen leiten sie von dem im 5. Jahrhundert lebenden Einsiedler Maron ab, um den sich eine Gruppe Christen aramäischen Ursprungs in Mittelsyrien versammelt hatte. Nach der islamischen Eroberung wanderten sie im 7. Jahrhundert in den Libanon aus. Von nach Angaben der katholischen Ostkirche weltweit rund 3,2 Millionen Maroniten leben mehr als die Hälfte in der nichtlibanesischen Diaspora. Nach einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten.

(vatican news/kap – cs)

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16. März 2023, 12:38