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Schwester Rita mit dem Papst bei einer Messfeier 2022 in Rom Schwester Rita mit dem Papst bei einer Messfeier 2022 in Rom 

Die Schwester, die der Papst mit in den Kongo genommen hat

Sie ist Theologin, Missionarin, Universitätsdozentin, Verfechterin des zairischen Ritus und Frauenrechtlerin. Und: Sie gehört zur päpstlichen Delegation im Kongo. Unser Interview mit Schwester Rita Mboshu-kongo.

Salvatore Cernuzio, Kinshasa, und Stefan v. Kempis, Vatikanstadt

In einem Gespräch mit der spanischen Zeitschrift „Mundo Negro“ hat der Papst vor kurzem ihr Engagement für die kongolesische Gemeinschaft in Rom gelobt: „Sie lehrt an der Universität, aber sie kommandiert, als wäre sie ein Bischof“. Schwester Rita, die zum Orden der „Töchter der Heiligsten Miterlöserin Maria“ gehört, lacht schallend, wenn man sie darauf anspricht: „Naja – eigentlich sollte ja ein Bischof gar nicht kommandieren, sondern der Kirche dienen!“

Interview

Zum ersten Mal nach 37 Jahren hat jetzt wieder ein Papst den Kongo angesteuert. Welche Bedeutung hat diese Papstreise für Ihre Landsleute, Schwester Rita?

Papst Franziskus ist für uns ein unermüdlicher Missionar, ein Meister der Evangelisierung, der in unser Land kommt, um mit den Kongolesen und für die Kongolesen zu beten. Er ist wie ein Vater, der die Schreie und das Weinen seiner Kinder hört und sagt: Gebt nicht auf, macht weiter, Gott ist mit euch. Für uns Katholiken besteht die eigentliche (aber nicht die einzige) Bedeutung des Besuchs vor allem darin, die Menschen im Glauben zu bestätigen. Natürlich wissen wir gleichzeitig, dass es politische und soziale Implikationen gibt. Der Papst wendet sich auch an Menschen guten Willens, an politische Akteure, deren Aufgabe es ist, sich um die öffentlichen Angelegenheiten zu kümmern, auf dass sie den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen und rassische, stammesbezogene und religiöse Diskriminierung beenden.

In der Demokratischen Republik Kongo ist es zu einem erneuten Aufflammen der Gewalt gekommen. Kann die Ankunft des Papstes ein Beitrag zu einem dauerhaften Frieden oder zumindest zu einem vorübergehenden Waffenstillstand sein? Oder sind die Wunden so tief, dass es schwierig ist, überhaupt auf Frieden zu hoffen?

Sie haben Recht, die Wunden sind tief. Es gibt Kriminelle, die weiterhin gnadenlos unschuldige Menschen töten. Es gibt skrupellose Menschen, die sich strategisch wichtige Mineralien für die neuen Technologien der Zukunft sichern wollen. Es gibt junge Menschen, deren Zukunft jetzt gefährdet ist, weil sie von Waffen und Drogen aus hochdemokratischen Ländern beeinflusst werden. Papst Franziskus wird also anprangern und verkünden: das Böse anprangern, damit diejenigen, die Kriege schüren, von ihren teuflischen Vorhaben ablassen, und Jesus Christus, das Licht der Welt, verkünden.

„Vielleicht werden die Bösen weitermachen, aber der Herr wirkt in den Gewissen“

Es ist keine Reise, die erfolglos bleiben wird, nein, nein. Vielleicht werden die Bösen weitermachen, aber der Herr wirkt in den Gewissen und ist in der Lage, dorthin zu gelangen, wo die Menschen nicht hinkommen. Die Anwesenheit des Papstes ist eine Art, zu sagen: Lasst uns einander ins Gesicht sehen, mit Krieg kommt man nicht weiter. Versucht, gut zu arbeiten, den Reichtum zu teilen und auch den Armen zu helfen.

Der Heilige Vater hofft natürlich auf einen dauerhaften Frieden. Aber Frieden ist nur dann möglich, wenn die Protagonisten dieses sinnlosen Gemetzels, des Guerillakrieges, sich entschließen, aus der Dunkelheit, in der sie leben, herauszutreten, dem Licht Platz zu machen und Gutes zu tun. Kurz gesagt: Frieden ist möglich, wenn es zu einer echten Umkehr kommt.

Der Papst hat Sie in seine Delegation für den Kongo mit aufgenommen – warum?

Ich glaube, dass der Heilige Vater mich deshalb gerufen hat, weil er mir zeigen will, wie ich mich als Ordensfrau, als Missionarin, als Frau, als Afrikanerin in der Weltkirche verhalten muss. Hier in Rom habe ich einen Auftrag in meiner kongolesischen Gemeinschaft und auch in meiner Kirchengemeinde. Der Papst nimmt mich also mit, um mir zu sagen: Sieh mal, Tochter, so wie ich mich verhalte, so musst du dich auch deinen Brüdern und Schwestern gegenüber verhalten. Ich muss noch so viel lernen...'

Frauen, die von der Stiftung Papst Franziskus für Afrika gefördert werden
Frauen, die von der Stiftung Papst Franziskus für Afrika gefördert werden

Was Ihre Arbeit betrifft, so pendeln Sie häufig zwischen Rom und Kinshasa für Projekte, die hauptsächlich Frauen zugutekommen. So wie die Stiftung Papst Franziskus für Afrika, die letztes Jahr gegründet wurde. Welche Ergebnisse erzielen Sie mit Ihren Initiativen?

Die Stiftung ist ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein, aber wir versuchen, uns ganzheitlich um die Menschen zu kümmern. Wir wollen Frauen, aber auch Kindern und Familien helfen, sich bewusst zu machen, dass sie nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden und nicht wie Würmer leben müssen. In der Stiftung geht es gut voran: Wir haben ein kleines Haus gekauft, das gerade renoviert wird, um dort eine Werkstatt einzurichten. Bis zum letzten Jahr arbeiteten wir in einer Gemeinde ohne festen Standort. Mit Gottes Gnade haben wir diesen Ort gefunden, und die Mädchen können in Ruhe arbeiten. Es ist eine Erfahrung der Hoffnung, und die Frauen haben sich alle verändert: Ich könnte Ihnen Fotos zeigen, wie sie bei ihrer Ankunft aussahen und was aus ihnen nach einem Jahr geworden ist!

(vatican news)
 

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01. Februar 2023, 13:12