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Franziskus bei der Audienz Franziskus bei der Audienz 

Papst Franziskus betont „Primat des Gewissens“

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29) – mit diesen Worten widerstand der Apostel Petrus einst dem Druck der Jerusalemer Behörden. Ganz auf einer Linie mit Petrus hat nun sein Nachfolger Franziskus den „Primat des Gewissens über jedwede weltliche Macht“ in Erinnerung gerufen.

Bei einer Audienz an diesem Donnerstag sprach der Papst auch vom „Primat der menschlichen Person und ihrer unveräußerlichen Würde, die sich aus dem Gewissen ergibt“. Den Begriff Gewissen wollte Franziskus „nicht rein psychologisch“, sondern „in seiner Fülle, als Öffnung zur Transzendenz“ verstanden wissen.

Zu Gast beim Papst war das tschechische Priesterkolleg in Rom. Franziskus würdigte bei dieser Gelegenheit auch dessen Patron, den hl. Johannes Nepomuk. Der böhmische Priester wurde 1393 auf Geheiß des böhmischen Königs Wenzel IV. von der Prager Karlsbrücke in die Moldau gestürzt – der Legende nach, weil er sich geweigert hatte, dem Monarchen gegenüber das Beichtgeheimnis zu brechen.

„Diese vielen verborgenen Märtyrer…“

„Er sagte Nein zum König, weil er ein Ja zu Christus und zur Kirche bekräftigen wollte. Das lässt daran denken, was so viele Priester und Bischöfe im Lauf der Geschichte unter verschiedenen autoritären und totalitären Regimen durchmachen mussten… Ich möchte heute all jene Priester, Bischöfe und Ordensleute – auch so viele Laien! – würdigen, die durch Gottes Gnade den Mut gehabt haben, Nein zum Regime zu sagen, um ihrer Berufung und Sendung treu zu bleiben! Diese vielen verborgenen Märtyrer, von denen wir nicht unbedingt wissen. Hinter eurer Geschichte stehen Märtyrer…“

Gerade die tschechische Kirche hat in kommunistischer Zeit schlimme Erfahrungen gemacht. In der Tschechoslowakei wurde die katholische Kirche von 1948 an verfolgt, das Regime wollte keine von Rom beeinflusste, sondern eine Nationalkirche. Viele Priester und Bischöfe wurden im Geheimen geweiht, erst 1989 konnte die Untergrundkirche aus den Katakomben zurückkehren ans Tageslicht.

„Der Mut von damals darf heute kein Museumsstück werden“

Zum Nachhören

„Diese Wurzel des Mutes und des Beharrens auf dem Evangelium darf allerdings für euch nicht zu einer Gedenktafel an der Mauer, zu einem Museumsstück, zu einem Heiligenbildchen werden – sie muss lebendig bleiben! Auch heute verlangt das Christsein in Europa und in jedem Teil der Welt, dass man Nein zu den Mächten dieser Welt sagt, um sein Ja zum Evangelium zu bekräftigen.“

Speziell Priester und Ordensleute müssten sich dabei nicht nur gegen „politische Kräfte“ stemmen, sondern auch ideologischen oder kulturellen Strömungen widersprechen – selbst wenn sie, etwa über die Medien, starkem Druck ausgesetzt oder in Misskredit gebracht würden.

(vatican news – sk)

Nepomuk-Statue
Nepomuk-Statue

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10. November 2022, 12:35