Der Papst mit seinen jesuitischen Mitbrüdern in Kanada Der Papst mit seinen jesuitischen Mitbrüdern in Kanada 

Papst: Erst der Heilige Geist macht eine Synode zur Synode

„Die Kirche ist entweder synodal oder sie ist nicht Kirche“: Das sagte der Papst bei einem Treffen am vergangenen Donnerstag in Québec während seiner Reise nach Kanada.

Die Begriffe Synode und Kirche seien eng miteinander verwandt. Sie würden sich geradezu gegenseitig bedingen. Die Art und Weise, wie Synodalität praktiziert wird, habe sich freilich verändert, und man könne trefflich über den richtigen Weg diskutieren, so Franziskus bei der Begegnung mit Jesuiten. Der Text des Gesprächs wurde an diesem Donnerstag bekannt.

Synoden seien selbst ein Prozess. „Eine Synode nach der anderen hat sich vorwärtsbewegt, zaghaft, verbessernd, besser verstehend, reifend“, so Franziskus. 

Er berichtete von eigenen enttäuschenden Erfahrungen, die er als Berichterstatter von Bischofssynoden gemacht habe. Manches was er protokollierte, sei später gestrichen worden, weil es von Vorgesetzten nicht für angemessen oder richtig gehalten wurde. „Man hat nicht verstanden, was eine Synode ist“, klagte der Papst. Eine Synode müsse als ein länger andauernder dialektischer Prozess verstanden werden, bei dem Positionen diskutiert, verworfen und verbessert werden. Kritisch sieht es der Papst, wenn sich Synoden auf nur ein Thema verengen. Dies berge große Gefahren, weil die Themen komplex seien und mit vielen anderen Aspekten zusammenhingen.

„Tradition als das lebendige Gedächtnis der Gläubigen“

Franziskus machte ferner deutlich, dass eine Synode etwas anderes als eine parlamentarische Versammlung ist. Die Anwesenheit des Heiligen Geistes sei das Entscheidende, dieser sei der Hauptakteur. „Wenn der Heilige Geist nicht anwesend ist, gibt es auch keine Synode“, so der Papst, der in diesem Zusammenhang auf die Apostelgeschichte hinwies. Dort könne man nachlesen, wie der Heilige Geist wirkt.

Zur Frage, wieviel Spielraum sich zu kontroversen Themen wie zum Beispiel dem kirchlichen Strafrecht eröffne, führte Franziskus aus: „Jemand hat einmal gesagt, dass die Tradition das lebendige Gedächtnis der Gläubigen ist. Der Traditionalismus hingegen ist das tote Leben unserer Gläubigen. Tradition ist das Leben derer, die vor uns gegangen sind, und das geht weiter. Der Traditionalismus ist ihr totes Gedächtnis. Von der Wurzel zur Frucht -  das ist der Weg. Wir müssen den Ursprung als Referenz nehmen, nicht eine bestimmte historische Erfahrung, die als immerwährendes Modell genommen wird.“

 

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Alter Ritus - eine pastorale Frage

Der Papst äußerte sich im Gespräch mit seinen Mitbrüdern auch zur Frage des alten Ritus. Er folge hier der Linie seiner beiden Vorgänger, beteuerte der Papst. Diese hatten den alten Ritus in bestimmten Grenzen zugelassen, ihn aber zum Gegenstand einer Überprüfung gemacht. Der alte Ritus müsse als eine pastorale Frage betrachtet werden und dürfe nicht eine Art Modeerscheinung werden, sagte Franziskus.

(vatican news – mch)

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04. August 2022, 10:30