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Aufgebrachte Demonstranten hatten in Colomabo auch den Präsidentenpalast gestürmt Aufgebrachte Demonstranten hatten in Colomabo auch den Präsidentenpalast gestürmt 

Papstappell: Schrei der Armen in Sri Lanka nicht ignorieren!

Papst Franziskus hat dazu aufgerufen, die Bedürfnisse der Menschen in Sri Lanka ernst zu nehmen. Nach seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz gingen seine Gedanken in das asiatische Land, das in diesen Tagen von heftiger politischer und wirtschaftlicher Instabilität gezeichnet ist.

Er teile die Schmerzen des Volkes von Sri Lanka, das „weiterhin die Folgen der politischen und wirtschaftlichen Instabilität zu spüren bekommt“, so der Papst vom Fenster des Apostolischen Palastes: „Gemeinsam mit den Bischöfen des Landes erneuere ich meinen Appell für Frieden und flehe diejenigen, die Autorität haben, an, nicht den Schrei der Armen und die Bedürfnisse der Menschen zu ignorieren.“

In den vergangenen Tagen haben die Proteste in Sri Lanka, die sich an der wirtschaftlichen und politischen Instabilität des Landes entzündeten, dramatisch zugenommen. Selbst der Präsidentenpalast war durch die Menschen gestürmt worden. Präsident Gotabaya Rajapaksa war bereits zuvor in Sicherheit gebracht worden. Offiziellen Angaben zufolge wolle er am 13. Juli zurücktreten. Auch das Haus des Premierministers in Colombo war durch wütende Demonstranten angezündet worden.

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Harte Lebensbedingungen

Insbesondere machen der Bevölkerung die ständigen Stromausfälle, der Mangel von Grundnahrungsmitteln und die starken Preissteigerungen zu schaffen. Das Land hat mittlerweile mit einer Inflation von bald 60 Prozent zu kämpfen. Bereits seit Monaten fordern Demonstranten die Abdankung Rajapaksas, der sich bisher jedoch hartnäckig an die Macht geklammert hatte. Auch der Rückzug seines Bruders von dessen politischen Amt als Premierminister im April konnte die Bevölkerung nicht besänftigen. Insgesamt zehn Verwandte des ehemaligen Militärs, dem auch massive Vetternwirtschaft vorgeworfen wird, sitzen im Parlament.

Delikate Verhandlungen

Die Gewalt und das politische Chaos in dem 22 Millionen Einwohner zählenden Inselstaat könnten auch die derzeit laufenden Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über einen Rettungsplan und über Vorschläge zur Umstrukturierung der Staatsschulden gefährden. Die Situation wurde durch die tiefgreifenden Steuersenkungen verschärft, die die Rajapaksa-Regierung kurz nach ihrem Amtsantritt im Jahr 2019 in Kraft setzte. Monate später brach die COVID-19-Pandemie aus. Dies führte dazu, dass ein Großteil der Einnahmen Sri Lankas, insbesondere aus der lukrativen Tourismusbranche, wegfielen, während die Überweisungen der im Ausland arbeitenden Bürger zurückgingen und durch den unflexiblen Wechselkurs noch weiter reduziert wurden.

Zusammenbruch der Wirtschaft

Rating-Agenturen, die über die Finanzlage der Regierung und ihre Unfähigkeit zur Rückzahlung der enormen Auslandsschulden besorgt waren, stuften die Kreditwürdigkeit Sri Lankas ab 2020 herab, was letztlich zum Ausschluss des Landes von den internationalen Finanzmärkten führte. Um die Wirtschaft über Wasser zu halten, stützte sich die Regierung stark auf die Devisenreserven, die jedoch innerhalb von zwei Jahren um mehr als 70 Prozent abnahmen.

Die Krise hat Sri Lanka, das einst als vorbildliches Entwicklungsland galt, gelähmt. Treibstoffmangel führte zu langen Schlangen an den Tankstellen und häufigen Stromausfällen, während den Krankenhäusern die Medikamente ausgingen. Die Inflation erreichte im letzten Monat 54,6 Prozent und könnte nach Angaben der Zentralbank auf 70 Prozent steigen. Indien hat Milliarden von Dollar an Krediten gewährt, um die lebenswichtigen Lieferungen zu finanzieren. Insgesamt hat Neu-Delhi in diesem Jahr nach eigenen Angaben über 3,5 Milliarden Dollar an Hilfe bereitgestellt. 

(vatican news - cs)  

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10. Juli 2022, 12:59