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Wortlaut: Das Mittagsgebet von Papst Franziskus

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus bei seinem Mittagsgebet nach der Pfingstmesse im Vatikan gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Die offizielle Fassung wird in Kürze auf der amtlichen Internetseite des Vatikan publiziert.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag, schönen Sonntag und frohes Fest!

Heute, am Pfingstsonntag, feiern wir die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Apostel, die fünfzig Tage nach Ostern stattfand. Jesus hatte es mehrmals versprochen. In der heutigen Liturgie berichtet das Evangelium von einer dieser Verheißungen, als Jesus zu den Jüngern sagte: Der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, er wird euch alles lehren und euch an das erinnern, was ich euch gesagt habe (Joh 14,26). Das ist es, was der Geist tut: Er lehrt und erinnert uns an das, was Christus gesagt hat. Lasst uns über diese beiden Handlungen, das Lehren und das Erinnern, nachdenken, denn so bringt er das Evangelium von Jesus in unsere Herzen.

Das Evangelium im Zeitalter von Internet und Globalisierung

Zuallererst lehrt der Heilige Geist. Auf diese Weise hilft er uns, ein Hindernis zu überwinden, das bei der Erfahrung des Glaubens auftaucht: das der Distanz... In der Tat kann der Zweifel aufkommen, dass es eine große Distanz zwischen dem Evangelium und dem Alltag gibt: Jesus lebte vor zweitausend Jahren, es waren andere Zeiten, andere Situationen, und deshalb scheint das Evangelium veraltet, unangemessen, um zu unserer heutigen Zeit mit ihren Bedürfnissen und Problemen zu sprechen. Diese Frage stellt sich auch uns: Was kann das Evangelium im Zeitalter von Internet und Globalisierung sagen? Wie kann sein Wort etwas bewirken?

Der Heilige Geist, so können wir sagen, ist ein Spezialist für die Überbrückung von Distanzen..., er lehrt uns, wie wir sie überwinden können. Er ist es, der die Lehre Jesu mit jeder Zeit und jedem Menschen verbindet. Mit ihm sind die Worte Christi keine Erinnerung, sondern werden lebendig, heute! Ja, der Geist macht sie für uns lebendig: Durch die Heilige Schrift spricht er zu uns und gibt uns Orientierung in der Gegenwart. Der Heilige Geist hat keine Angst vor dem Vergehen der Jahrhunderte, sondern macht die Gläubigen aufmerksam auf die Probleme und Ereignisse ihrer Zeit. In der Tat, wenn der Geist lehrt, aktualisiert er: Er hält den Glauben immer jung. Wir stehen in der Gefahr, den Glauben zu einer musealen Sache zu machen - das ist ein Risiko -, stattdessen bringt er ihn auf den neuesten Stand... Denn der Heilige Geist bindet sich nicht an vergangene Epochen oder Moden, sondern bringt die Aktualität des auferstandenen und lebendigen Jesus in die Gegenwart.

Ins Herz zurückbringen

Wie macht der Geist das? Indem er uns erinnert. Hier ist das zweite Verb, sich erinnern, d.h. ins Herz zurückbringen: Der Geist bringt das Evangelium in unser Herz zurück. Es ist wie bei den Aposteln: Sie hatten Jesus oft gehört, aber wenig von ihm verstanden. Mit uns passiert dasselbe. Aber seit Pfingsten, mit dem Heiligen Geist, erinnern sie sich und verstehen. Sie akzeptieren seine Worte als für sie bestimmt, und sie gehen von einer äußeren Erkenntnis zu einer lebendigen, überzeugten und freudigen Beziehung zum Herrn über. Es ist der Geist, der dies tut, der vom Hörensagen zur persönlichen Erkenntnis Jesu übergeht, der in das Herz eindringt. So verändert der Geist unser Leben: Er macht die Gedanken Jesu zu unseren Gedanken. Und das tut er, indem er uns an seine Worte erinnert...

„Sind wir vergessliche Christen?“

Brüder und Schwestern, ohne den Geist, der uns an Jesus erinnert, wird der Glaube vergesslich... Und wir - versuchen wir uns zu fragen - sind wir vergessliche Christen? Vielleicht braucht es nur ein Unglück, eine Müdigkeit, eine Krise, um die Liebe Jesu zu vergessen und in Zweifel und Angst zu verfallen? ... Die Abhilfe besteht darin, den Heiligen Geist anzurufen. Wir sollten dies oft tun, besonders in wichtigen Momenten, vor schwierigen Entscheidungen. Nehmen wir das Evangelium in die Hand und rufen wir den Geist an. Wir können sagen: Komm, Heiliger Geist, erinnere mich an Jesus, erleuchte mein Herz. Ein schönes Gebet... Dann schlagen wir das Evangelium auf und lesen langsam einen kleinen Abschnitt. Und der Geist wird ihn zu unserem Leben sprechen lassen.
Die Jungfrau Maria, erfüllt vom Heiligen Geist, möge in uns den Wunsch entfachen, zu Ihm zu beten und das Wort Gottes zu empfangen.“

(vatican news – pfarrer werner demmel)
 

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05. Juni 2022, 12:08