Regina Coeli: Die Ansprache des Papstes im Wortlaut
Die amtliche Übersetzung finden Sie in Kürze auf der Archivwebseite www.vatican.va.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Im Evangelium der heutigen Liturgie sagt Jesus, als er sich beim Letzten Abendmahl von seinen Jüngern verabschiedet, fast wie in einer Art Testament: „Frieden hinterlasse ich euch“. Und fügt dann gleich hinzu: „Meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27). Sehen wir uns diese kurzen Sätze genauer an.
Vor allem: Frieden hinterlasse ich euch. Jesus verabschiedet sich mit Worten, die Zuneigung und Gelassenheit ausdrücken, aber er tut dies in einer Zeit, die alles andere als unbeschwert ist. Judas ist weggegangen, um ihn zu verraten, Petrus ist im Begriff, ihn zu verleugnen, und auch fast alle anderen sind bereit, ihm den Rücken zu kehren: das weiß der Herr, und doch tadelt er nicht, er benutzt keine harten Worte, hält keine scharfen Reden. Statt sich aufzuregen, bleibt er bis zum Schluss freundlich. Ein Sprichwort besagt, dass man so stirbt, wie man gelebt hat. Die letzten Stunden Jesu sind in der Tat wie eine Zusammenfassung seines ganzen Lebens. Er spürt Angst und Schmerz, lässt aber keinen Raum für Groll oder Protest. Er lässt keine Bitterkeit zu, lässt keinen Dampf ab, wird nicht ungeduldig. Er ist mit sich im Frieden, einem Frieden, der aus seinem sanften, von Vertrauen erfüllten Herzen kommt. Von dort geht der Friede aus, den Jesus uns hinterlässt. Denn man kann anderen keinen Frieden hinterlassen, wenn man ihn nicht in sich trägt. Man kann keinen Frieden geben, wenn man nicht im Frieden ist.
Frieden hinterlasse ich euch: Jesus zeigt, dass Sanftmut möglich ist. Gerade in der schwersten Zeit hat er sie verkörpert; und er möchte, dass wir uns genauso verhalten, um Erben seines Friedens zu sein. Er möchte, dass wir sanftmütig sind, offen, bereit zuzuhören, fähig, Streitigkeiten beizulegen und Einigkeit zu erzielen. Das ist ein Zeugnis für Jesus, das mehr wert ist als tausend Worte, mehr als viele Predigten: Das Zeugnis des Friedens. Fragen wir uns, wie wir uns als Jünger Jesu in dem Umfeld, in dem wir leben, verhalten: bauen wir Spannungen ab, legen wir Konflikte bei? Oder haben auch wir Reibereien mit anderen, sind immer bereit aufzubrausen, zu explodieren? Oder verstehen wir uns darauf, die Dinge mit Gewaltlosigkeit, mit milden Worten und Gesten des Friedens anzugehen? Wie reagiere ich? Das sollte sich ein jeder von uns fragen.
Natürlich ist diese Sanftmut nicht einfach: Wie schwer ist es doch auf allen Ebenen, Konflikte zu entschärfen! Hier kommt uns der zweite Satz Jesu zu Hilfe: Meinen Frieden gebe ich euch. Er weiß, dass wir allein nicht in der Lage sind, den Frieden zu bewahren, dass wir Hilfe, ein Geschenk brauchen. Der Friede, der unsere Verpflichtung ist, ist in erster Linie ein Geschenk Gottes. Denn Jesus sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch“ (V. 27).
Was also ist das für ein Friede, den die Welt nicht kennt und den der Herr uns gibt? Dieser Friede ist der Heilige Geist, der Geist Jesu, Gottes Gegenwart in uns, Gottes „Kraft des Friedens“. Der Heilige Geist ist es, der das Herz entwaffnet und es mit Gelassenheit füllt. Der Heilige Geist ist es, der Steifheit auflöst und die Versuchung, andere anzugreifen, auslöscht. Er ist es, der uns daran erinnert, dass wir von Brüdern und Schwestern umgeben sind, nicht von Hindernissen und Gegnern. Er ist es, der uns die Kraft gibt, zu vergeben und neu anzufangen, weil wir es aus eigenen Kräften nicht schaffen können. Und mit ihm, mit dem Heiligen Geist, werden wir zu Männern und Frauen des Friedens.
Liebe Brüder und Schwestern, keine Sünde, kein Versagen, kein Groll sollte uns entmutigen, beharrlich um die Gabe des Heiligen Geistes zu bitten, der uns Frieden schenkt. Je aufgewühlter unser Herz ist, je mehr Nervosität, Ungeduld und Ärger wir in uns spüren, desto mehr müssen wir den Herrn um den Geist des Friedens bitten. Lasst uns lernen, jeden Tag zu sagen: „Herr, gib mir deinen Frieden, gib mir den Heiligen Geist“. Das ist ein schönes Gebet. Wollen wir es gemeinsam sprechen? „Herr, gib mir deinen Frieden, gib mir den Heiligen Geist“. - Ich habe euch nicht gehört, noch einmal -: „Herr, gib mir deinen Frieden, gib mir den Heiligen Geist“. Bitten wir auch für die Menschen, die an unserer Seite leben, für die Menschen, denen wir täglich begegnen, und für die Verantwortlichen der Nationen.
Möge die Gottesmutter uns helfen, den Heiligen Geist zu empfangen, damit wir Friedensstifter sein können.
(vaticannews - skr)
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