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Der Papst und die Mitglieder der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission Der Papst und die Mitglieder der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission 

Papst: Für eine Ökumene des Tuns

Der ökumenische Dialog ist mehr als nur Gespräche, es bedarf auch des konkreten Handelns. Darauf hat der Papst am Freitagvormittag bei einer Audienz für eine anglikanische Delegation im Vatikan hingewiesen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Im Sinne der Konkretheit des „ökumenischen Weges“, wie der Papst den Dialog nannte, führte Franziskus bei der Begegnung ein Beispiel an. Er wich dabei von seinem Redemanuskript ab.

„Ich will Ihnen einen wichtigen Meilenstein zum Gebet empfehlen. Erzbischof Justin Welby und der Moderator der Kirche von Schottland, zwei liebe Brüder, werden meine Reisebegleiter sein, wenn wir in ein paar Wochen endlich in den Südsudan reisen können. Es ist eine Reise, die schon lange geplant und wegen der Schwierigkeiten im Land immer wieder verschoben wurde. Aber mein Bruder Justin schickte zuerst seine Frau*, um die Arbeit der Vorbereitung und der Nächstenliebe zu erledigen. Und das ist die gute Arbeit, die er in der Ehe mit seiner Frau leistet: Ich danke ihr so sehr.“

Der Übersetzer gab die Worte des Papstes auf Englisch wieder, die Anwesenden lachten und der Papst fügte hinzu:

„Und es hilft! Es wird ein ökumenischer Pilgerweg des Friedens sein. Wir beten dafür, dass er die Christen im Südsudan und in der Welt dazu inspiriert, sich für Versöhnung einzusetzen, die Eintracht zu fördern und der perversen und nutzlosen Spirale von Gewalt und Waffen ein Ende zu setzen. Ich erinnere mich, dass dieser Weg vor Jahren mit geistlichen Exerzitien begann, die hier im Vatikan mit den Führern des Südsudan und auch mit Justin und dem Vermittler der Kirche von Schottland stattfanden. Es wird eine ökumenische Reise mit den Politikern des Südsudan.“

Hier zum Nachhören

Ein zweites Wort, das er gerne mit den Gästen teilen wolle, sei der Begriff der Gaben. Wenn der Weg den Modus angebe, offenbare die Gabe die Seele der Ökumene, so der Papst:

„Die Seele der Ökumene kann nicht so sein (zeigt die geschlossene Faust, Anm. d. Red.): sie muss so sein (zeigt eine offene Hand, Anm. d. Red.). Das bedeutet Geschenk. Jede Suche nach einer tieferen Gemeinschaft kann nur ein Austausch von Gaben sein, bei dem jeder das, was Gott in den anderen gesät hat, als sein Eigentum annimmt. Dieses Anliegen stand auch im Mittelpunkt der jüngsten Arbeit Ihrer Kommission. Ich danke Ihnen.“

Die richtige Einstellung

Die Frage, die sich dabei stelle, sei, was die richtige Einstellung sei, damit der Austausch von Gaben nicht auf eine Art formalen Akt, einen Akt der Umstände, reduziert werde. Offen über ekklesiologische und ethische Fragen zu sprechen, sich gegenseitig mit dem zu konfrontieren, was für uns unangenehm sei, könne zwar riskant sein, so der Papst. Denn das könne die Distanz zwischen den Gemeinschaften vergrößern, anstatt eine Begegnung zu begünstigen. Demut und Wahrheit seien die Grundpfeiler der Ökumene. Und er sagte dann:

„So beginnt man, indem man demütig und ehrlich seine Schwierigkeiten zugibt. Das ist der erste Schritt: sich nicht darum zu kümmern, vor unserem Bruder schön und selbstbewusst zu erscheinen - nein -  ihm sich nicht so zu präsentieren, wie wir es uns erträumen, sondern ihm mit offenem Herzen zu zeigen, wie wir wirklich sind, und auch unsere Grenzen aufzuzeigen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Nicht in Sklaverei des Konfliktes verfallen

Die Sünden, die zu den geschichtlichen Spaltungen geführt hätten, könnten nur in Demut und Wahrheit überwunden werden, indem man beginne, die Wunden des anderen zu bedauern und die Notwendigkeit zu spüren, zu vergeben und Vergebung zu empfangen. Das erfordere Mut, aber es sei der Geist der Gabe, denn jede wahre Gabe beinhalte Verzicht, erfordere Transparenz und Mut und bedeute Offenheit für Vergebung.

„Und bevor ich zum Schluss komme, möchte ich ein Zitat des anglikanischen Bischofs aufgreifen: ,Einheit ist besser als Konflikt´. Konflikte engen uns ein. Wir dürfen nicht in die Sklaverei des Konfliktes verfallen. Deshalb ist der Weg der Einigkeit dem Konflikt überlegen. Stattdessen ist die Krise gut: Unterscheiden Sie zwischen Krise und Konflikt. Wir müssen in unserem Dialog in Krise gehen, und das ist gut so, denn die Krise ist offen, sie hilft einem, sie zu überwinden. Aber verfallt bitte nicht in den Konflikt, der euch zu Kriegen und Spaltungen führt. Das kam mir in den Sinn, als er das Zitat machte. Ich danke Ihnen.“

*Der anglikanische Primas Justin Welby ist mit Caroline Eaton verheiratet. Aus der Ehe gingen insgesamt sechs Kinder hervor; ein Kind starb im Kindesalter bei einem Unfall.

(vatican news)

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

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13. Mai 2022, 11:58