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Rettungskräfte räumen nach einem russischen Angriff in Charkiv die Trümmer beiseite Rettungskräfte räumen nach einem russischen Angriff in Charkiv die Trümmer beiseite 

Papst zu Ukraine-Krieg: „Perverser Missbrauch von Macht“

Erneut hat sich der Papst mit deutlichen Worten gegen den Krieg in der Ukraine gewandt: „Wieder einmal wird die Menschheit durch einen perversen Missbrauch von Macht und Partikularinteressen bedroht, der wehrlose Menschen dazu verurteilt, alle Formen brutaler Gewalt zu erleiden“, schrieb Franziskus in einer Botschaft für die 3. Europäischen Katholischen Sozialtage, die vom 17. bis 20. März in Bratislava stattfinden.

Adressiert ist die Botschaft, die an diesem Freitag veröffentlicht wurde, an den CCEE-Vorsitzenden Gintaras Grušas, Erzbischof von Vilnius. Auch Kurienkardinal Michael Czerny nimmt im Rahmen seiner erneuten Osteuropa-Reise im Zeichen der Solidarität für ukrainische Vertriebene an dem katholischen Großtreffen teil.

Was wir in diesen letzten Wochen erlebt hätten, sei nicht das, „was wir uns nach der schwierigen gesundheitlichen Notlage durch die Pandemie erhofft“ hätten, schreibt Franziskus in seiner Botschaft. Die Pandemie hätte in uns bereits ein Gefühl der Ohnmacht und Angst ausgelöst und die Zerbrechlichkeit unserer Existenz spüren lassen. Doch nun mache uns die „Tragödie des Krieges, die sich im Herzen Europas abspielt, (…) fassungslos“: Nie hätte man gedacht, solche Szenen wieder zu erleben, die „an die großen Kriege des letzten Jahrhunderts erinnern“, betont der Papst. Die Situation dränge nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zu Mitgefühl und tätigem Einsatz für ein Volk, „dessen Identität, Geschichte und Tradition verwundet wurden. Das Blut und die Tränen von Kindern, das Leiden von Frauen und Männern, die ihr Land verteidigen oder vor Bomben fliehen, erschüttern unser Gewissen.“

„Das Blut und die Tränen von Kindern, das Leiden von Frauen und Männern, die ihr Land verteidigen oder vor Bomben fliehen, erschüttern unser Gewissen“

Der Papst dankte in diesem Zusammenhang den Bischöfen für die „prompte und einmütige Reaktion“ bei der Hilfe für Flüchtende. Gleichzeitig schwor er die Geistlichen auf weiteres Gebet dafür ein, „dass diejenigen, die die Geschicke der Nationen lenken, nichts unversucht lassen, um den Krieg zu beenden und einen konstruktiven Dialog einzuleiten, um der immensen humanitären Tragödie, die er verursacht, ein Ende zu setzen.“

Notwendigkeit einer Revision der politischen Instrumente

Es bestehe „heute mehr denn je“ die „dringende Notwendigkeit“, die politischen Instrumente einer gründlichen Prüfung zu unterziehen, um dem Ziel einer Weltgemeinschaft nahe zu kommen, die im Zeichen der Geschwisterlichkeit und sozialer Freundschaft miteinander lebe. Er hoffe angesichts des Krieges auf eine starke Gegenreaktion, um eine globale Friedensarchitektur zu entwickeln, bei der Europa, das „nach den Weltkriegen den Frieden garantieren sollte“, eine führende Rolle einnehmen sollte, so Franziskus unter Bezug auf seine jüngste Enzyklika Fratelli tutti, bevor er sich mit dem Thema der Sozialtage beschäftigte. Deren Titel: „Europa nach der Pandemie: ein neuer Anfang“, lade dazu ein, über den Wandel in der europäischen Gesellschaft nachzudenken. Die Pandemie habe für zahlreiche Verwerfungen gesorgt, von denen auch die Kirche nicht verschont geblieben sei, betonte der Papst. Als Christen und Europäische Bürger dürfe man allerdings nicht unbeteiligt bleiben, sondern sollte tatkräftig an der Umsetzung dieses Ideals mitwirken.

„Wenn es richtig und menschlich ist, so viele Brüder und Schwestern, die vor Konflikten, Hunger und Armut fliehen, aufzunehmen, zu schützen, zu begleiten und zu integrieren, dann ist es erst recht christlich“

Es ist kein Geheimnis, dass dazu für Franziskus auch die Gastfreundschaft gegenüber  Vertriebenen gehört - und das  machte er in Zusammenhang mit dem Logo des Treffens wieder einmal deutlich: Es zeigt den heiligen Martin von Tours, der seinen Mantel in zwei Hälften teilt, um ihn einem Armen zu schenken. Dies erinnere uns daran, „dass Liebe konkrete Nähe, Teilen und Fürsorge für andere bedeutet. Diejenigen, die lieben, überwinden Angst und Misstrauen gegenüber denjenigen, die auf der Suche nach einem besseren Leben an unsere Grenzen kommen: Wenn es richtig und menschlich ist, so viele Brüder und Schwestern, die vor Konflikten, Hunger und Armut fliehen, aufzunehmen, zu schützen, zu begleiten und zu integrieren, dann ist es erst recht christlich“, betonte Franziskus, der in diesem Zusammenhang auch einen Appell lancierte: „Verwandeln wir die Mauern, die es in Europa noch gibt, in Türen, die den Zugang zum Erbe der Geschichte, des Glaubens, der Kunst und der Kultur ermöglichen; fördern wir den Dialog und die soziale Freundschaft, damit ein menschliches Zusammenleben auf der Grundlage der Brüderlichkeit wachsen kann.“

„Verwandeln wir die Mauern, die es in Europa noch gibt, in Türen“

Am Donnerstag Abend hatte der Erzbischof von Bratislava, Stanislav Zvolensky, mit einer Messe die Sozialtage  eröffnet, bei der Kardinal Jean-Claude Hollerich (COMECE-Vorsitzender) und Bischof Grušas konzelebrierten. Überraschend hatten auch die Präsidentin der Republik, Zuzana Čaputová, und Premierminister Eduard Heger persönlich teilgenommen. Kardinal Michael Czerny SJ, Präfekt a.i. im Dikasterium für ganzheitliche Entwicklung und derzeit Sondergesandter für ukrainische Flüchtlinge, der an diesem Freitag seine aktuelle Mission in der Slowakei abschließt, beteiligt sich bei den Sozialtagen ebenfalls mit Ansprache. Am Freitagmorgen hatte er bei der Messe in der Dreifaltigkeits-Kirche in Bratislava die Predigt gehalten.

(vatican news - cs)

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18. März 2022, 10:33