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Der Papst im Kreis der christlichen Würdenträger Iraks, die ihn am Montag in Audienz besuchten Der Papst im Kreis der christlichen Würdenträger Iraks, die ihn am Montag in Audienz besuchten 

Papst an Iraks Christen: Interreligiöser Dialog hilft beim Wachsen

Papst Franziskus hat am Montag christliche Würdenträger aus dem Irak empfangen, rund ein Jahr nach seiner historischen Reise ins Zweistromland. Der Irak sei unvorstellbar ohne Christen, sagte der Papst seinen Gästen, und: Dialog zwischen den Religionen, konkret mit den Muslimen, fördert nicht nur Frieden, sondern hilft Christen beim Wachsen.

Interreligiöser Dialog sei keine Frage von Verhandlungen oder Diplomatie, auch „keine Frage der reinen Höflichkeit“, sagte Franziskus den christlichen Würdenträgern aus dem Vielvölkerstaat Irak. Das Gespräch zwischen Gläubigen verschiedener Religionen sei vielmehr „ein Weg der Geschwisterlichkeit, der zum Frieden führt, ein Weg, der oft beschwerlich ist, den Gott aber gerade in diesen Zeiten wünscht und segnet.“ Interreligiöser Dialog brauche Geduld und Verständnis. „Aber er lässt uns als Christen wachsen, denn er erfordert Offenheit des Herzens und die Verpflichtung, konkret Friedensstifter zu sein.“

Das beste Mittel gegen Extremismus? Dialog

Franziskus sieht im interreligiösen Dialog darüber hinaus „das beste Gegenmittel gegen den Extremismus, der eine Gefahr für die Anhänger aller Religionen und eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden darstellt.“ Jeder Extremismus gedeihe leicht in einer Situation der Armut, sei es Armut an materiellen Mitteln oder Armut an Bildung. Als besonderen Risikofaktor für Armut und infolgedessen Extremismus nannte der Papst Krieg. „Und wie viele Kriege, wie viele Konflikte, wie viele schädliche Einmischungen haben Ihr Land getroffen!“, sagte Franziskus den irakischen Würdenträgern. Der Irak brauche heute „eine autonome und kohärente Entwicklung, die nicht durch äußere Interessen beeinträchtigt wird, wie es leider zu oft geschehen ist. Ihr Land hat seine eigene Würde, seine eigene Freiheit und kann nicht auf ein Kriegsgebiet reduziert werden.“

Hier zum Hören:

An der Audienz im Vatikan nahmen unter anderem der syrisch-orthodoxe Metropolit von Bagdad und Kuwait, Ghattas Hazim, und der syrisch-orthodoxer Erzbischof von Mosul Nicodemus Daoud teil. Franziskus hatte den Irak im März 2021 besucht, als erstes katholisches Kirchenoberhaupt. Die Visite war als Pilgerreise der Versöhnung angelegt. Der Papst verurteilte Gewalt im Namen des Glaubens und rief das gespaltene und von Konflikten zerrissene Land zur Einheit auf.

Vor 2003 noch eine Millionen Christen im Irak

Das Christentum ist im Irak fast von seinen Anfängen an verwurzelt. Die bedeutendste Kirche im Land ist die chaldäisch-katholische mit 67 Prozent. Weitere sind die Kirche des Ostens (20 Prozent), die syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Kirche (zusammen 10 Prozent) sowie die armenisch-apostolische und armenisch-katholische Kirche. Dazu kommen noch wenige Gläubige anderer Kirchen, etwa der römisch-katholischen sowie der reformierten Kirchen.

Vor 2003 soll es im Land noch eine Million Christen gegeben haben. Diese Zahl ist im Zuge von Terror und Bürgerkrieg dramatisch zurückgegangen. Heute leben schätzungsweise zwischen 200.000 und 400.000 Christen im Land, meist in Bagdad sowie im Norden. Neben den Christen gibt es noch weitere religiöse Minderheiten: Jesiden, Schabak, Mandäer, Kakai und Zoroastrier. Die irakische Verfassung garantiert Religionsfreiheit. Andererseits darf kein Gesetz dem Islam widersprechen. Das führt in der Praxis immer wieder zu Problemen und Diskriminierung von Minderheiten. Etwa 98 Prozent der Einwohner des Irak sind Muslime. 

(vatican news/kna - gs)

 

 

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28. Februar 2022, 12:29