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Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus bei der Generalaudienz

Lesen Sie hier die Katechese, mit der Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch die Reihe zum heiligen Josef abgeschlossen hat. Sämtliche Wortmeldungen des Papstes in offizieller deutscher Fassung finden Sie auf der Internetseite des Vatikans, www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute beenden wir unsere Katechesenreihe über den heiligen Josef. Es waren Katechesen, die das Apostolische Schreiben „Patris corde“ ergänzen sollten, das zum 150. Jahrestag der Erhebung des hl. Josef zum Schutzpatron der katholischen Kirche durch Pius IX. verfasst wurde. Aber was bedeutet dieser Titel eigentlich? Wie dürfen wir das verstehen, dass der heilige Josef „Schutzpatron der Kirche“ ist? Darüber will ich heute mit euch nachdenken.

Josef, der wichtigste Beschützer Jesu und Marias

Auch hier liefern uns die Evangelien den richtigen Leseschlüssel. Jede Begebenheit, in der der heilige Josef auftritt, endet mit der Anmerkung, dass er das Kind und seine Mutter zu sich nimmt ... und das tut, was Gott ihm geboten hat (vgl. Mt 1,24; 2,14.21). So fällt auf, dass Josefs Aufgabe darin besteht, Jesus und Maria zu beschützen. Er ist ihr wichtigster Beschützer: „In der Tat sind Jesus und Maria, seine Mutter, der wertvollste Schatz unseres Glaubens” (Patris corde, 5), und es ist der hl. Josef, der diesen Schatz hütet.

Im Heilsplan kann der Sohn nicht von der Mutter getrennt werden, die „den Pilgerweg des Glaubens ging und ihre Vereinigung mit dem Sohn in Treue bis zum Kreuz hielt, wo sie nicht ohne göttliche Absicht stand“ (Lumen gentium, 58), wie das Zweite Vatikanische Konzil in Erinnerung ruft.

„Der Sohn des Allmächtigen kam als schwaches Kind in die Welt“

Jesus, Maria und Josef sind gewissermaßen die Keimzelle der Kirche. Jesus ist Gott und Mensch; Maria ist die erste Jüngerin, die Mutter. Und Josef ist der Hüter. Und auch wir „müssen uns immer fragen, ob wir Jesus und Maria, die auf geheimnisvolle Weise unserer Verantwortung, unserer Fürsorge, unserer Obhut anvertraut sind, mit all unseren Kräften behüten“ (Patris corde, 5). Das ist ein sehr schönes Element der christlichen Berufung: hüten. Das Leben hüten, die menschliche Entwicklung hüten, den menschlichen Geist und das menschliche Herz hüten, die Arbeit des Menschen hüten... Der Christ ist gewissermaßen wie der heilige Josef: Seine Berufung besteht darin, zu hüten. Christsein bedeutet nicht nur, den Glauben zu empfangen und zu bekennen, sondern auch, das Leben zu behüten. Das eigene, das Leben der anderen, das Leben der Kirche.

Der Sohn des Allmächtigen kam als schwaches Kind in die Welt. Er wollte verteidigt, beschützt und umsorgt werden. Gott vertraute Josef und Maria, die in ihm den Bräutigam fand, der sie liebte und achtete und immer für sie und das Kind gesorgt hat. Und deshalb „ist es nur folgerichtig, dass der heilige Josef der Schutzpatron der Kirche ist, denn die Kirche ist die Ausdehnung des Leibes Christi in der Geschichte, und gleichzeitig ist in der Mutterschaft der Kirche die Mutterschaft Mariens angedeutet. Indem Josef die Kirche beschützt, beschützt er weiterhin das Kind und seine Mutter, und indem wir die Kirche lieben, lieben auch wir immerfort das Kind und seine Mutter“ (ebd.).

Und dieses Kind ist jener, der sagen wird: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Deshalb ist jeder Hungrige und Durstige, jeder Fremde, jeder Migrant, jeder Nackte, jeder Kranke, jeder Gefangene das Kind, um das sich Josef kümmert. Und wir sind dazu aufgerufen, diese Menschen, unsere Brüder und Schwestern, zu behüten - wie es Josef getan hat. Deshalb wird er als Beschützer aller Bedürftigen, der Verbannten, der Betrübten, ja sogar der Sterbenden angerufen - wir haben letzten Mittwoch darüber gesprochen. Und auch wir müssen von Josef lernen, diese Güter zu hüten: das Kind und seine Mutter zu lieben; die Sakramente und das Volk Gottes zu lieben; die Armen und unsere Pfarrei zu lieben. Jede dieser Realitäten ist immer das Kind und seine Mutter (vgl. Patris corde, 5). Wir müssen hüten - denn dadurch behüten wir Jesus, wie es Josef getan hat.

„Wir leben in einer Zeit, in der es üblich ist, die Kirche zu kritisieren“

Wir leben in einer Zeit, in der es üblich ist, die Kirche zu kritisieren, ihre Ungereimtheiten, ihre Sünden aufzuzeigen, die in Wirklichkeit unsere Ungereimtheiten, unsere Sünden sind, denn die Kirche war immer ein Volk von Sündern, die der Barmherzigkeit Gottes bedürfen. Wir sollten uns fragen, ob wir die Kirche wirklich aus tiefstem Herzen lieben. Denn nur die Liebe macht uns fähig, unvoreingenommen die Wahrheit auszusprechen, zu sagen, was falsch ist, aber auch all das Gute und die Heiligkeit zu erkennen, die in ihr enthalten sind, angefangen bei Jesus und Maria.

Heute ist es normal und alltäglich, die Kirche zu kritisieren und ihre Inkohärenzen herauszustreichen, von denen es viele gibt. Ihre Sünden herauszustreichen. In Wirklichkeit sind es unsere Inkohärenzen und unsere Sünden, denn die Kirche ist immer schon ein Volk von Sündern., die der Barmherzigkeit Gottes begegnen. Fragen wir uns, ob wir die Kirche im Tiefsten unseres Herzens so lieben, wie sie ist? So, wie sie ist: Volk Gottes unterwegs, mit vielen Grenzen, aber mit dem großen Wunsch, Gott zu dienen und zu lieben. Nur die Liebe macht uns ja dazu imstande, die ganze Wahrheit zu sagen, auf unparteiische Art. Das zu sagen, was nicht richtig läuft, aber auch, all das Gute und die Heiligkeit anzuerkennen, die in der Kirche präsent sind, angefangen mit Jesus und Maria. Die Kirche lieben, die Kirche hüten und mit der Kirche vorangehen... Aber die Kirche ist nicht dieses Grüppchen rund um den Pfarrer, das die anderen herumkommandiert - nein! Wir alle sind die Kirche - wir alle. Unterwegs. Uns gegenseitig hüten...

Das ist eine schöne Frage: Wenn ich ein Problem mit jemandem habe, versuche ich dann, ihn zu hüten? Oder verurteile ich ihn sofort, spreche ich schlecht über ihn und vernichte ich ihn? Hüten, hüten...

Liebe Brüder und Schwestern, ich ermutige euch, in den schwierigen Momenten eures Lebens und eurer Gemeinschaften um die Fürsprache des heiligen Josef zu bitten. Bitten wir den hl. Josef dort, wo unsere Irrtümer zum Skandal werden, um den Mut, die Wahrheit zu sagen, um Vergebung zu bitten und demütig wieder neu anzufangen. Bitten wir den hl. Josef dort, wo Verfolgung die Verkündigung des Evangeliums verhindert, um die Kraft und die Geduld, Misshandlungen und Leiden um des Evangeliums willen zu ertragen. Lasst uns überall dort, wo materielle und menschliche Mittel knapp sind und uns Armut erfahren lassen, besonders wenn wir gerufen sind, den Schwachen, den Wehrlosen, den Waisen, den Kranken und den Ausgestoßenen der Gesellschaft zu dienen, den heiligen Josef zum Vorbild nehmen. Wie viele Heilige haben sich an ihn gewandt! Wie viele Menschen haben in der Geschichte der Kirche in ihm einen Förderer, einen Beschützer, einen Vater gefunden!

Das Gebet zum hl. Josef

Nehmen wir uns ein Beispiel an ihnen und beten wir deshalb heute alle zusammen zum heiligen Josef! Beten wir mit dem Gebet, das ich an den Schluss des Briefes Patris corde gestellt habe; vertrauen wir ihm unsere Anliegen und in besonderer Weise die Kirche an, die leidet und Prüfungen ausgesetzt ist...

Sei gegrüßt, du Beschützer des Erlösers
und Bräutigam der Jungfrau Maria.
Dir hat Gott seinen Sohn anvertraut,
auf dich setzte Maria ihr Vertrauen,
bei dir ist Christus zum Mann herangewachsen.

O heiliger Josef, erweise dich auch uns als Vater,
und führe uns auf unserem Lebensweg.
Erwirke uns Gnade, Barmherzigkeit und Mut,
und beschütze uns vor allem Bösen. Amen.

(vaticannews - skr)

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16. Februar 2022, 09:43

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