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Papst Franziskus bei einer Generalaudienz Papst Franziskus bei einer Generalaudienz 

Papst bei Generalaudienz: Gemeinschaft der geretteten Sünder

In seiner Katechesenreihe über den heiligen Josef ist Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz auf die Bedeutung der Heiligkeit zurückgekehrt. Die Kirche sei bekanntlich „die Gemeinschaft der Heiligen“. Was es damit auf sich hat, war der Kern seiner Ausführungen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Nein, die Kirche ist nicht nur für Vollkommene reserviert, erläuterte Franziskus vor zahlreichen Pilgern und Besuchern in der Audienzhalle. Ausgehend von dem „Gemeinschaftsgefühl“, das in der Geschichte der Kirche die Gestalt des heiligen Josef begleitet habe, ging der Papst auf einen wichtigen Glaubensartikel ein, „der unser christliches Leben bereichern und auch unsere Beziehung zu den Heiligen und zu unseren verstorbenen Angehörigen bestmöglich gestalten kann“, präzisierte der Pontifex.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

„Ich spreche von der Gemeinschaft der Heiligen. Manchmal kann sogar das Christentum in Formen der Frömmigkeit verfallen, die eine eher heidnische als christliche Mentalität widerzuspiegeln scheinen. Der grundlegende Unterschied besteht jedoch darin, dass unser Gebet und die Verehrung des gläubigen Volkes nicht auf dem Vertrauen in einen Menschen, ein Bild oder einen Gegenstand beruht, auch wenn wir wissen, dass sie heilig sind. [...] Selbst wenn wir uns voll und ganz auf die Fürsprache eines Heiligen oder gar der Jungfrau Maria verlassen, hat unser Vertrauen nur im Verhältnis zu Christus einen Wert. Und das Band, das uns mit ihm und untereinander verbindet, hat einen besonderen Namen: ,Gemeinschaft der Heiligen´.“

Es seien also nicht die Heiligen, die Wunder wirken, sondern allein die Gnade Gottes, die durch sie wirke, fügte Franziskus an. Die „Gemeinschaft der Heiligen werde im Katechismus der Katholischen Kirche in Nummer 946 als „die Kirche“ schlechthin bezeichnet.

Der Papst bei der Generalaudienz
Der Papst bei der Generalaudienz

Frucht der Liebe Gottes

„Das bedeutet, dass sie die Gemeinschaft der geretteten Sünder ist. Unsere Heiligkeit ist die Frucht der Liebe Gottes, die sich in Christus offenbart hat, der uns heiligt, indem er uns in unserem Elend liebt und uns daraus errettet. Dank ihm sind wir immer ein Leib, sagt der heilige Paulus, in dem Jesus das Haupt ist und wir die Glieder (vgl. 1 Kor 12,12).“

Den Apostel Paulus zitierend, erklärte der Papst, „wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“; und wenn ein Glied geehrt werde, so freuten sich alle Glieder mit ihm:

„Liebe Brüder und Schwestern, die Freude und der Kummer, die mein Leben betreffen, betreffen alle, genauso wie die Freude und der Kummer, die das Leben des Bruders und der Schwester neben uns betreffen, auch mich betreffen. In diesem Sinne wirkt sich auch die Sünde eines einzelnen Menschen immer auf alle aus, und die Liebe eines jeden einzelnen Menschen wirkt sich auf alle aus. Durch die Gemeinschaft der Heiligen ist jedes Glied der Kirche auf eine tiefe Weise mit mir verbunden, und dieses Band ist so stark, dass es nicht einmal durch den Tod zerrissen werden kann.“

Die Gemeinschaft der Heiligen betreffe nämlich nicht nur die Brüder und Schwestern, die in diesem Augenblick der Geschichte neben einem stünden, sondern auch diejenigen, die ihren irdischen Pilgerweg beendet und die Schwelle des Todes überschritten hätten, fuhr Franziskus fort.

„Denken wir daran, liebe Brüder und Schwestern: In Christus kann uns niemand jemals wirklich von denen trennen, die wir lieben; nur die Art und Weise des Zusammenseins mit ihnen ändert sich, aber nichts und niemand kann dieses Band zerreißen. Die Gemeinschaft der Heiligen hält die Gemeinschaft der Gläubigen auf Erden und im Himmel zusammen.“

In diesem Sinne könne man die Freundschaftsbeziehung, die man mit „mit einem Bruder oder einer Schwester in meiner Nähe aufbauen kann“, auch mit einem Bruder oder einer Schwester im Himmel herstellen. Die Heiligen seien Freunde, zu denen wir sehr oft freundschaftliche Beziehungen aufbauen könne. Was man als Hingabe bezeichne, sei in Wirklichkeit eine Art und Weise, die Liebe aus diesem Band heraus auszudrücken, das uns verbinde.

Besonders wenn wir in Schwierigkeiten sind

„Und wir alle wissen, dass wir uns immer an einen Freund wenden können, besonders wenn wir in Schwierigkeiten sind und Hilfe brauchen. Wir alle brauchen Freunde; wir alle brauchen sinnvolle Beziehungen, die uns helfen, das Leben zu meistern. Auch Jesus hatte seine Freunde, und er wandte sich in den entscheidenden Momenten seiner menschlichen Erfahrung an sie. In der Geschichte der Kirche gibt es einige Konstanten, die die gläubige Gemeinschaft begleiten: vor allem die große Zuneigung und die sehr starke Bindung, die die Kirche immer zu Maria, der Mutter Gottes und unserer Mutter, empfunden hat. Aber auch die besondere Ehre und Zuneigung, die sie dem heiligen Josef erwiesen hat.“

Schließlich habe Gott ihm das Kostbarste anvertraut, was er habe: seinen Sohn Jesus und die Jungfrau Maria. Es sei immer der Gemeinschaft der Heiligen zu verdanken, dass wir uns durch den Namen, den wir tragen, durch die Kirche, der wir angehören, durch den Ort, an dem wir leben, den heiligen Männern und Frauen nahe fühlen, die unsere Patrone seien, schloss der Papst seine Überlegungen ab.

„Und das ist das Vertrauen, das uns immer wieder anspornen muss, wenn wir uns in entscheidenden Momenten unseres Lebens an sie wenden. Gerade deshalb möchte ich diese Katechese mit einem Gebet an den heiligen Josef abschließen, das mir besonders am Herzen liegt und das ich seit vielen, seit vierzig Jahren, jeden Tag spreche:

Glorreicher Patriarch, heiliger Josef, dessen Macht das Unmögliche möglich zu machen weiß, komm mir in diesen Momenten der Angst und der Schwierigkeiten zu Hilfe. Nimm die sehr ernsten und schwierigen Situationen, die ich dir anvertraue, unter deinen Schutz, damit sie eine glückliche Lösung finden können. Mein geliebter Vater, mein ganzes Vertrauen ruht auf dir. Möge nicht gesagt werden, dass ich dich vergeblich angerufen habe, und da du mit Jesus und Maria alle Dinge tun kannst, zeige mir, dass deine Güte so groß ist wie deine Macht. Amen.“

Schweizergardisten bei der Generalaudienz
Schweizergardisten bei der Generalaudienz

Schreie eines Pilgers

Am Schluss der Generalaudienz machte der Papst noch auf einen Gast in der Audienzhalle aufmerksam, der während der Papst-Erläuterungen in seiner Katechese herumschrie:

„Vor ein paar Minuten hörten wir eine Person in der Audienzhalle schreien, die irgendeine Art von Problem hatte, ich weiß nicht, ob es physisch, psychisch oder spirituell ist: aber es ist einer unserer Brüder in Schwierigkeiten. Zum Schluss möchte ich für ihn beten, unseren Bruder, der leidet, den armen Mann: Wenn er geschrien hat, dann weil er leidet, weil er eine Not hat. Lasst uns nicht taub sein für die Not dieses Bruders. Beten wir gemeinsam zur Muttergottes für ihn: Gegrüßet seist du, Maria ...“

(vatican news)

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02. Februar 2022, 09:30

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