Suche

Angelus am Fest Taufe des Herrn: Die Katechese im Wortlaut

Lesen Sie hier die Katechese von Papst Franziskus in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Die offizielle Übersetzung finden Sie wie immer in Kürze auf www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium der heutigen Liturgie legt uns die Szene vor, mit der das öffentliche Leben Jesu beginnt: Er, der Sohn Gottes und Messias, geht zum Ufer des Jordan und lässt sich von Johannes dem Täufer taufen. Nachdem er etwa dreißig Jahre im Verborgenen gelebt hat, tritt Jesus nicht mit ein paar Wundern in die Öffentlichkeit, oder indem er auf eine Kanzel steigt, um zu lehren. Nein, er reiht sich in die Schlange der Sünder ein, die sich von Johannes taufen lassen wollen. Er teilt das Los von uns Sündern, er steigt zu uns herab: Er steigt in den Fluss hinab, wie in die verwundete Geschichte der Menschheit, er taucht in unsere Wasser ein, um zu heilen. Er erhebt sich nicht über uns, er steigt zu uns herab.

„Jesus erhebt sich nicht über uns, er steigt zu uns herab.“

Das Gebet ist kein Fluchtweg...

Und das ist eine großartige Lehre für uns: Wir alle haben im Leben oft mit Problemen und verworrenen Situationen zu kämpfen, müssen uns schwierigen Momenten und Entscheidungen stellen, die uns herunterziehen. Wenn wir nicht erdrückt werden wollen, müssen wir alles nach oben bringen. Und genau das tut das Gebet: Es ist kein Fluchtweg, es ist kein magisches Ritual, kein Wiederholen auswendig gelernter Gesänge - nein! Beten ist der Weg, Gott in uns wirken zu lassen, damit wir begreifen, was er uns auch in den schwierigsten Situationen sagen will und die Kraft haben, weiterzumachen. Viele Leute beten: ,Herr gib mir die Kraft, weiterzumachen.` Das Gebet hilft uns, denn es verbindet uns mit Gott, es macht uns offen für die Begegnung mit ihm. Ja, das Gebet ist der Schlüssel, der dem Herrn unser Herz öffnet. Es ist der Dialog mit Gott, es ist das Hören auf sein Wort, es ist Ausdruck der Verehrung: in der Stille verweilen und ihm anvertrauen, was wir auf dem Herzen haben. Und manchmal ist es auch ein Schreien zu Gott – wie bei Hiob –, mit dem wir unserer Verzweiflung Luft machen…Der Herr versteht uns und ärgert sich nie über uns. Jesus betet. 

„Unser Kindsein hat am Tag unserer Taufe begonnen, die uns in Christus eintauchen ließ und uns zu geliebten Kindern des Vaters gemacht hat“

Liebe Brüder und Schwestern, das Gebet „öffnet den Himmel“, wie es in dem schönen Bild aus dem heutigen Evangelium heißt (vgl. V. 21): Es gibt dem Leben Sauerstoff, einen Hauch frischer Luft, auch inmitten der Angst; es lässt uns die Dinge in einer weiteren Perspektive sehen. Vor allem aber lässt es uns die gleiche Erfahrung machen wie Jesus am Jordan: Es gibt uns das Gefühl, vom Vater geliebte Kinder zu sein. Wenn wir beten, sagt der Vater auch zu uns wie zu Jesus im Evangelium: „Du bist mein geliebtes Kind“ (vgl. V. 22). Unser Kindsein hat am Tag unserer Taufe begonnen, die uns in Christus eintauchen ließ und uns zu geliebten Kindern des Vaters gemacht hat. Vergessen wir das Datum unserer Taufe nicht! Wenn ich jetzt alle fragen würde, wer kennt sein Taufdatum? Würden wahrscheinlich nicht alle es wissen. Wer es nicht weiß, wenn ihr daheim seid, fragt eure Mutter.

Und fragen wir uns heute: Wie steht es um mein Gebet? Bete ich aus nur aus Gewohnheit und indem ich einfach lustlos Formeln herunterleiere? Oder pflege ich die Vertrautheit mit Gott, spreche ich mit ihm und höre ich auf sein Wort? Inmitten der vielen Dinge, die wir tun, dürfen wir das Gebet nicht vernachlässigen. Widmen wir ihm Zeit, verwenden wir kurze Anrufungen, die wir oft wiederholen, lesen wir jeden Tag das Evangelium. Das Gebet ebnet den Weg zum Himmel. 

Und wenden wir uns nun Maria zu, der betenden Jungfrau, die ihr Leben zu einem einzigen Lobpreis Gottes gemacht hat.

(vaticannews - übersetzung: silvia kritzenberger)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

09. Januar 2022, 12:08

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

Alles lesen >