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Franziskus beim Treffen mit Jesuiten Anfang Dezember in Athen Franziskus beim Treffen mit Jesuiten Anfang Dezember in Athen 

Papst Franziskus: „Den Weg der Demut einschlagen“

Bei Begegnungen mit Jesuiten am Rand seiner Auslandsreisen redet Papst Franziskus in der Regel frei von der Leber weg. „Ich lebe noch – obwohl mich einige gerne tot sähen“, sagte er zum Beispiel im September bei einem Treffen mit Mitbrüdern in der Slowakei.

Und er sprach über Widerstände gegen seinen Kurs in der Kirche („Ja, auch Kirchenleute machen böse Bemerkungen über mich“) oder über Tendenzen, in eine vermeintlich bessere kirchliche Vergangenheit zurückzukehren („Wir suchen den Weg in Strenge und Klerikalismus – das sind zwei Perversionen“).

Der heutige Papst ist 1958 in Argentinien in den Jesuitenorden eingetreten und bleibt dem Orden auch als Bischof von Rom noch treu. Das Transkript seiner Begegnungen mit Mitbrüdern wird regelmäßig etwa zehn Tage später in der italienischen Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“ veröffentlicht.

 

Wenn die Zahl der Berufungen zurückgeht

An diesem Donnerstag wurde auf diesem Wege bekannt, was Franziskus beim Austausch mit sieben Jesuiten am 4. Dezember in Athen gesagt hat. Diesmal sind allerdings nicht so „heiße“, konfliktträchtige Themen dabei. Interessant ist trotzdem, was der Papst zum Thema „Leben in einem Orden“ sagt.

Etwa zum Rückgang von Ordensberufungen. Als er in Buenos Aires ins Noviziat eingetreten sei, habe es weltweit ungefähr 33.000 Jesuiten gegeben, erzählte er – heute sei die Zahl um etwa die Hälfte zurückgegangen. Eine Schrumpfung, die viele Orden und Gemeinschaften treffe.

 

„Ich glaube, der Herr erteilt uns eine Lehre“

„Das hat etwas zu bedeuten, und wir müssen uns fragen, was genau es bedeutet. Letztlich hängt dieser Rückgang nicht von uns ab – es ist der Herr, der die Berufung weckt, und wenn sie nicht kommt, dann hängt das nicht von uns ab. Ich glaube, der Herr erteilt uns eine Lehre zum Ordensleben… im Sinn des Demütig-Werdens. In seinen ‚Geistlichen Übungen‘ besteht Ignatius immer darauf: demütig werden.“

Eine „soziologische Erklärung“ zum Rückgang von Ordensberufungen greife zu kurz, „das ist höchstens die halbe Wahrheit“. Im Tiefsten schicke der Herr diese „Demütigung der Zahlen“, um den einzelnen Mitgliedern des Ordens den Weg zum „dritten Grad der Demut“ zu öffnen: „Das ist die einzige jesuitische Fruchtbarkeit, die zählt“. Der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, schreibt in den „Geistlichen Übungen“ über die „vollkommenste Demut“: „(Ich will und erwähle) mehr mit dem armen Christus Armut als Reichtum, Schmähungen mit dem davon erfüllten Christus mehr als Ehren“ (Nr 167).

St. Ignatius: Mosaik von Marko Rupnik SJ
St. Ignatius: Mosaik von Marko Rupnik SJ

 

Die kreative Gleichgültigkeit

Dementsprechend lobte der Papst bei der Begegnung einen aus Korea stammenden Mitbruder in höchsten Tönen. Der Pfarrer einer Athener Pfarrei hat sich nämlich aus der Leitung eines Instituts für Flüchtlingskinder, das er selbst gegründet hat, zurückgezogen und macht nur noch als normaler Mitarbeiter mit.

„Das ist etwas sehr Gutes! Wenn jemand einen Prozess anstößt, muss er auch zulassen, dass der sich weiter entwickelt, dass ein Werk wächst, und sich zurückziehen. Jeder Jesuit muss das machen. Kein Werk gehört ihm, denn es gehört dem Herrn. So drückt er kreative Gleichgültigkeit aus. Er muss Vater sein und zulassen, dass das Kind wächst.“

Bergoglio als junger Jesuit
Bergoglio als junger Jesuit

„Dem Kreuz Christi treu bleiben“

Zur Frage, worin die Zukunft des Jesuitenordens bestehen wird, versetzte Franziskus, das Entscheidende sei, „dem Kreuz Christi treu zu bleiben“. Gott wisse schon, wohin er eine Gemeinschaft führe. „Fragen wir den Herrn, was er von uns will, und dann lasst uns in Gott kreativ sein: konkrete Herausforderungen, konkrete Lösungen!“

(vatican news – sk)
 

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16. Dezember 2021, 12:02