Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch 

Papst Franziskus: „Wecken wir Christus auf!“

Papst Franziskus hat seinen Ansprachen-Zyklus zum biblischen Galaterbrief mit einem kräftigen Lob für den Briefautor, den heiligen Paulus, beendet. Der Völkerapostel stehe für ein Christentum „mit Biss und Energie“.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Das sagte der Papst, der nicht nur Nachfolger des Petrus, sondern gewissermaßen auch des Paulus ist (denn beide Apostelfürsten erlitten ihr Martyrium in Rom), bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch.

„Die originellen Einsichten des Paulus helfen uns, die aufregende Neuheit zu entdecken, die in der Offenbarung Jesu Christi enthalten ist. Er war ein wahrer Theologe, der das Geheimnis Christi betrachtete und es mit schöpferischer Intelligenz weitergab. Und er zeigte sich auch fähig, seinen pastoralen Auftrag gegenüber einer verlorenen und verwirrten Gemeinschaft auszuüben. Er tat dies mit verschiedenen Methoden: mit Ironie, mit Strenge, mit Sanftmut...“

Mit Leidenschaft für die Freiheit

Außerdem habe sich Paulus nicht größer gemacht, als er gewesen sei, sondern sich geradezu seiner „Schwachheit“ gerühmt. „Die Kraft des Geistes hat wirklich sein Herz verwandelt: Die Begegnung mit dem auferstandenen Christus hat sein ganzes Leben erobert und erneuert, und er hat es ganz in den Dienst des Evangeliums gestellt.“

Mit Leidenschaft habe Paulus „die von Christus geschenkte Freiheit“ proklamiert – eine Freiheit, die „von allen Formen der Sklaverei befreit“, weil sie uns zu „Kindern Gottes“ macht.

Zum Nachhören: Papst Franziskus spricht bei seiner Generalaudienz über die christliche Freiheit

Wenn Christen „nur zum Gesetz“ zurückflüchten

„Er war sich der Risiken bewusst, die diese Auffassung von Freiheit mit sich brachte, und hat die Folgen nie verharmlost. Er wies die Gläubigen in aller Deutlichkeit darauf hin, dass Freiheit keineswegs mit Freizügigkeit gleichzusetzen ist und auch nicht zu einer anmaßenden Selbstgenügsamkeit führen darf. Im Gegenteil: Paulus ordnet die Freiheit hinter der Liebe ein und stellt klar, dass ihre konsequente Ausübung im Dienst der Nächstenliebe stehen muss.“

Nicht jeder Christ sei dieser Freiheit, mit der sich auch ein Anspruch verbindet, gewachsen - darum versuchten manche, in die Vergangenheit mit vermeintlichen Sicherheiten zurückzuflüchten, so der Papst. Doch das sei eine Rückkehr „nur zum Gesetz“ und bedeute, „das neue Leben des Geistes zu vernachlässigen“.

„Begeisternde Vision“

„Das ist es, was Paulus uns lehrt: Das wahre Gesetz hat seine Fülle in diesem Leben des Geistes, das Jesus uns geschenkt hat. Und dieses Leben des Geistes kann man nur in der Freiheit leben, in der christlichen Freiheit! Das ist eines der schönsten Dinge...“

Die Vision des Paulus sei „begeisternd“, könne uns aber auch einschüchtern. Dann sollten wir handeln wie die Jünger beim Sturm auf dem See, riet Franziskus: Diese hätten im Moment der höchsten Not Jesus geweckt, weil sie auf ihn vertraut hätten.

„Lernen wir, den Heiligen Geist häufiger anzurufen!“

„Das Einzige, das wir in den hässlichen Momenten tun können: Christus aufwecken, der in uns ist, aber wie im Boot im Schlaf liegt. Genauso ist es. Wir müssen Christus in unserem Herzen aufwecken, und nur dann können wir die Dinge mit seinem Blick betrachten, denn er sieht über den Sturm hinaus. Durch seinen ruhigen Blick können wir ein Panorama sehen, das für uns selbst gar nicht vorstellbar ist.“

Franziskus rief eindringlich dazu auf, den Heiligen Geist öfter anzurufen – auch mit spontanen Formulierungen...

„Freie Christen, die nicht an Praktiken gefesselt sind...“

„Sag in schwierigen Momenten: Heiliger Geist, komm! Das Schlüsselwort ist dieses Komm. Aber du solltest es in deiner Sprechweise, mit deinen Worten sagen. Komm, denn ich bin in Schwierigkeiten; komm, denn ich bin im Dunklen; komm, denn ich weiß nicht, was ich tun soll; komm, denn ich riskiere zu stürzen. Komm! Komm! Das ist das Wort des Geistes, um den Geist zu rufen.“

Der Heilige Geist sichere uns die Freiheit, wiederholte der Papst seinen früheren Gedankengang. „Dann sind wir frei: freie Christen, die nicht auf negative Weise der Vergangenheit anhängen, nicht an Praktiken gefesselt, sondern frei sind in der christlichen Freiheit, die uns reifen lässt.“

(vatican news)

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10. November 2021, 10:08