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Papst Franziskus auf einer Neugeborenen-Station (Archiv) Papst Franziskus auf einer Neugeborenen-Station (Archiv) 

Papst beim Angelus: Die große Gnade, klein zu sein

„Wer das Reich Gottes nicht annimmt, wie ein Kind es annimmt, der wird nicht hineinkommen" (Mk 10,15) - an dieses bekannte Zitat aus dem Markusevangelium hat Papst Franziskus diesen Sonntag bei seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz erinnert. Er betonte ausgehend vom Tagesevangelium, wer Gott sucht, finde ihn bei den Kleinen, den Bedürftigen - und in der eigenen Zerbrechlichkeit. Es sei daher wichtig, sich selbst als klein wahrnehmen zu können.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Das Wissen um die eigene Kleinheit, das Wissen um die eigene Erlösungsbedürftigkeit ist unabdingbar, um den Herrn zu empfangen. Das ist der erste Schritt, um uns für ihn zu öffnen. Aber das vergessen wir oft. Im Wohlstand, im Wohlergehen haben wir die Illusion, dass wir Selbstversorger sind, dass wir uns selbst genügen, dass wir Gott nicht brauchen. Brüder und Schwestern, das ist ein Trugschluss, denn jeder von uns ist ein bedürftiges Wesen, ein kleines Wesen”, führte Papst Franziskus aus. Zerbrechlichkeit bedeute vor Gott nämlich nicht etwa ein Hindernis, sondern im Gegenteil, eine Chance. Auch dies erklärte der Papst anhand des Tagesevangeliums (Mk 10, 2-16) genauer:

„Gerade in der Zerbrechlichkeit entdecken wir, wie sehr Gott sich um uns sorgt“

„Gerade in der Zerbrechlichkeit entdecken wir, wie sehr Gott sich um uns sorgt. Im heutigen Evangelium heißt es, dass Jesus besonders zärtlich mit den Kleinen umgeht: ,Er nahm sie in seine Arme, segnete sie und legte ihnen die Hände auf" (V. 16). Widersprüche, Situationen, die unsere Zerbrechlichkeit offenbaren, sind privilegierte Gelegenheiten, seine Liebe zu erfahren. Diejenigen, die mit Ausdauer beten, wissen das gut: In Momenten der Dunkelheit oder der Einsamkeit wird die Zärtlichkeit Gottes uns gegenüber sozusagen noch präsenter. "

Im Gebet sei Gott den Menschen nahe, wie ein Vater seinem Kind. „So werden wir groß: nicht in der illusorischen Vortäuschung unserer Selbstgenügsamkeit - das macht keine Größe aus - , sondern in der Kraft, alle Hoffnung auf den Vater zu setzen. So wie es die Kleinen machen, genau so“, unterstrich der Papst. 


Zerbrechlichkeit als Chance

Franziskus lud daher alle dazu ein, angesichts von Nöten und Schwierigkeiten nicht zu verzagen, denn klein und schwach zu sein, sei „der Ausgangspunkt, um groß zu werden". Es gehe nicht um Erfolge und Besitz, sondern darum, schwierige Zeiten als Gelegenheit zu begreifen, persönlich zu wachsen und Gott näher zu kommen: 

„Dort, in der Not, reifen wir; dort öffnen wir unser Herz für Gott, für die anderen, für den Sinn des Lebens. Wenn wir uns klein fühlen angesichts eines Problems, eines Kreuzes, einer Krankheit, wenn wir Müdigkeit und Einsamkeit erleben, dann lassen wir uns nicht entmutigen. Die Maske der Oberflächlichkeit fällt und unsere radikale Zerbrechlichkeit kommt wieder zum Vorschein: Sie ist unsere gemeinsame Basis, unser Schatz, weil bei Gott Zerbrechlichkeit kein Hindernis darstellt, sondern eine Chance."

„Die Maske der Oberflächlichkeit fällt und unsere radikale Zerbrechlichkeit kommt wieder zum Vorschein: Sie ist unsere gemeinsame Basis, unser Schatz, weil bei Gott Zerbrechlichkeit kein Hindernis darstellt, sondern eine Chance“

Wer Gott sucht, findet ihn bei den Kleinen

Im Markusevangelium wird auch geschildert, dass die Menschen die Kinder zu Jesus bringen wollten, damit er sie segne. Die Jünger jedoch wiesen die Menschen zurecht, sie sahen dies als Last für Jesus an, beschrieb Papst Franziskus diese Szene.  Jesus sei darauf unwillig geworden und tätigte eine Aussage, die aus der Bibel sehr bekannt ist:„Lasset die Kinder zu mir kommen". Papst Franziskus erklärte dazu:

„Wer Gott sucht, findet ihn bei den Kleinen, bei den Bedürftigen: Nicht nur bei Armen in materieller Hinsicht, sondern auch bei allen, die Trost und Pflege brauchen, wie etwa Kranke,  Gedemütigte, Gefangene, Einwanderer und Inhaftierte. Dort ist Er: In all diesen Kleinen. Und deshalb ist Jesus entrüstet: Jede Beleidigung, die einem Kleinen, einem Armen, einem Kind, einem Wehrlosen gilt, ist eine Beleidigung Ihm gegenüber."

„Jede Beleidigung, die einem Kleinen, einem Armen, einem Kind, einem Wehrlosen gilt, ist eine Beleidigung Ihm gegenüber“

Klein sein können - eine große Gnade

Dementsprechend lautete der Wunsch und die Empfehlung des Papstes für alle:

„Bitten wir heute die Jungfrau Maria um eine große Gnade, die Gnade der Kleinheit: Kinder zu sein, die dem Vater vertrauen, in der Gewissheit, dass er nicht säumt, für uns zu sorgen."

(vatican news)

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03. Oktober 2021, 13:03