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Bei der Generalaudienz Bei der Generalaudienz

Papst Franziskus: „Kein Zwang im Namen Jesu“

„Es kann keinen Zwang im Namen Jesu geben!“ Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz im Vatikan. „Niemand kann im Namen Jesu, der uns befreit, zum Sklaven gemacht werden.“

Der Papst trug den Pilgern und Besuchern in der Audienzhalle Gedanken über die christliche Spielart von Freiheit vor. Ein Geschenk und Erbe sei sie, und durch die Taufe erhielten wir sie, die christliche Freiheit. Franziskus bezog sich auf den Galaterbrief; darin mahnt der Apostel Paulus, die Galater dürften von der Freiheit nicht wieder zurückfallen in die Knechtschaft.

„Von der befreienden Gegenwart Jesu in die Knechtschaft der Sünde, des Legalismus und so weiter“, erläuterte der Papst. „Auch heute ist der Legalismus ein Problem für uns, ein Problem vieler Christen, die sich in den Legalismus, die Kasuistik flüchten.“

Freiheit ruht auf zwei Pfeilern

Die Freiheit – ein „eifersüchtig zu hütendes Gut“. Keine Verkündigung des Evangeliums dürfe „die Freiheit in Christus“ mit Schweigen übergehen. Diese Freiheit ruhe auf zwei Pfeilern: der Gnade und der Wahrheit.

Bei diesem zweiten Stichwort, der Wahrheit, hielt sich der Papst dann länger auf. „Der Aufruf lautet vor allem, in Jesus zu bleiben, der Quelle der Wahrheit, die uns befreit… Was ist die Wahrheit, die Christus uns offenbart? Er selbst… Die Freiheit, die die Galater – und auch wir, in der Taufe – erhalten haben, ist Frucht des Todes und der Auferstehung Jesu.“

Die „echteste“ Freiheit

Die „echteste“ Freiheit, nämlich die Freiheit von der Knechtschaft der Sünde, gehe somit „vom Kreuz Christi aus“, so Franziskus. „Genau dort, wo Jesus sich kreuzigen ließ, sich zum Knecht gemacht hat, hat Gott die Quelle der Befreiung des Menschen entstehen lassen. Das erstaunt uns immer wieder: wie der Ort, an dem uns jede Freiheit genommen wird – nämlich der Tod –, zur Quelle der Freiheit werden kann. Genau darin liegt das Geheimnis der Liebe Gottes! Man versteht es nicht leicht – man lebt es.“

Paulus habe „dieses Geheimnis der Liebe am eigenen Leib erfahren“. Deshalb wähle er den Galatern gegenüber die paradoxe Formulierung: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden“ (Gal 2,19). „Er weiß, dass er in dieser innigsten Vereinigung mit dem Herrn das größte Geschenk seines Lebens erhalten hat: die Freiheit. Am Kreuz hat er nämlich ‚das Fleisch und damit seine Leidenschaften und Begierden gekreuzigt‘ (5,24). Wir erkennen, welch tiefer Glaube den Apostel beseelt hat, wie groß seine Vertrautheit mit Jesus war – und auch wenn wir spüren, dass es etwas ist, das uns selbst fehlt, macht uns das Zeugnis des Apostels doch Mut.“

„Glaube ist keine abstrakte Theorie“

Wir sollten „vorangehen auf diesem Weg der Freiheit“, so Franziskus. Und weiter: „Der Christ ist frei, er muss frei sein. Er darf nicht zurückfallen in die Knechtschaft der Regeln, der merkwürdigen Dinge.“

Freiheit und Wahrheit – diese beiden Begriffe schnürte der Papst eng zusammen. Man müsse sich vor Augen führen, dass die Wahrheit des Glaubens „keine abstrakte Theorie“ sei, sondern „der lebendige Christus selbst“.

Zum Nachhören: Generalaudienz von Papst Franziskus am 6. Oktober 2021

„Wie viele Menschen gibt es, die das Leben Christi führen, mehr als es große Theologen tun“

„Es gibt so viele Menschen, die nicht studiert haben, ja nicht einmal lesen und schreiben können, und die doch diese Botschaft Christi verstanden haben. Sie haben diese Weisheit, die frei macht, und das, ohne studiert zu haben. Weil die Weisheit Christi durch den Heiligen Geist in der Taufe in sie eingedrungen ist. Wie viele Menschen gibt es, die das Leben Christi führen, mehr als es große Theologen tun, und die ein großes Zeugnis der Freiheit des Evangeliums sind!“

Um auf christliche Weise frei zu sein, sollten wir uns von der Wahrheit in Unruhe versetzen lassen.

Unruhe - ein sehr christliches Wort

„Unruhe, das ist ein sehr christliches Wort. Es gibt Christen, die nie unruhig sind, die keine Unruhe in ihrem Herzen verspüren, immer gleich dahinleben. Ihnen fehlt diese Unruhe. Warum ist sie wichtig? Weil die Unruhe das Zeichen dafür ist, dass der Heilige Geist in uns arbeitet… Deshalb sage ich, dass uns die Freiheit unruhig machen, aufrütteln muss. Sie muss bewirken, dass wir uns immer wieder hinterfragen. Damit wir erkennen, wer wir wirklich sind.“

Auf diese Weise entdeckten wir, dass der Weg zur Wahrheit und zur Freiheit ein mühevoller Weg sei, der ein ganzes Leben dauere. „Es ist mühsam, frei zu bleiben, aber es ist möglich. Haben wir Mut, gehen wir weiter auf diesem Weg, es wird uns guttun.“

(vatican news – sk)

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06. Oktober 2021, 11:28